Es wird von einem grünen Schau-Platz das hoch erhabne Schloß umringet, Der mit den Fenstern gleicher Höh'. Auf diesem Schau- Platz sahe man, Als wie aus einer Gallerie, manch lehrreich Schau-Spiel öfters an, Das denen, die mit Ernst drauf achten, so Nutzen als Ver- gnügen bringet.
Es ist der Schau-Platz so errichtet, von solcher Höhe, so bequehm, Daß man, aus unsern offnen Fenstern, auf selbigen, recht angenehm, Die Spieler spielen sehen kann. Es stellt das grünende Theater die Unschuld, Ruhe, Lust und Zier Des Sorgen- losen Hirten-Standes recht lebhaft und natür- lich für. Die hier agirende Personen erbauen, durch ihr Beyspiel, mehr, Wenn wir auf ihr Betragen achten, Die Eintracht, die Verträglichkeit, die Sanftmuht und Geduld betrachten, Als wenn, mit eitelm Wort-Gepränge, aus einer trocknen Sitten-Lehr, Die, der sie lehret, selbst nicht hält, viel' öfters uns viel Prahlens machten.
Damit
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Lehrender Schau-Platz in Ritzebuͤttel.
Es wird von einem gruͤnen Schau-Platz das hoch erhabne Schloß umringet, Der mit den Fenſtern gleicher Hoͤh’. Auf dieſem Schau- Platz ſahe man, Als wie aus einer Gallerie, manch lehrreich Schau-Spiel oͤfters an, Das denen, die mit Ernſt drauf achten, ſo Nutzen als Ver- gnuͤgen bringet.
Es iſt der Schau-Platz ſo errichtet, von ſolcher Hoͤhe, ſo bequehm, Daß man, aus unſern offnen Fenſtern, auf ſelbigen, recht angenehm, Die Spieler ſpielen ſehen kann. Es ſtellt das gruͤnende Theater die Unſchuld, Ruhe, Luſt und Zier Des Sorgen- loſen Hirten-Standes recht lebhaft und natuͤr- lich fuͤr. Die hier agirende Perſonen erbauen, durch ihr Beyſpiel, mehr, Wenn wir auf ihr Betragen achten, Die Eintracht, die Vertraͤglichkeit, die Sanftmuht und Geduld betrachten, Als wenn, mit eitelm Wort-Gepraͤnge, aus einer trocknen Sitten-Lehr, Die, der ſie lehret, ſelbſt nicht haͤlt, viel’ oͤfters uns viel Prahlens machten.
Damit
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Lehrender Schau-Platz
in Ritzebuͤttel.
Es wird von einem gruͤnen Schau-Platz das hoch erhabne
Schloß umringet,
Der mit den Fenſtern gleicher Hoͤh’. Auf dieſem Schau-
Platz ſahe man,
Als wie aus einer Gallerie, manch lehrreich Schau-Spiel
oͤfters an,
Das denen, die mit Ernſt drauf achten, ſo Nutzen als Ver-
gnuͤgen bringet.
Es iſt der Schau-Platz ſo errichtet, von ſolcher Hoͤhe,
ſo bequehm,
Daß man, aus unſern offnen Fenſtern, auf ſelbigen, recht
angenehm,
Die Spieler ſpielen ſehen kann.
Es ſtellt das gruͤnende Theater die Unſchuld, Ruhe, Luſt
und Zier
Des Sorgen- loſen Hirten-Standes recht lebhaft und natuͤr-
lich fuͤr.
Die hier agirende Perſonen erbauen, durch ihr Beyſpiel,
mehr,
Wenn wir auf ihr Betragen achten,
Die Eintracht, die Vertraͤglichkeit, die Sanftmuht und
Geduld betrachten,
Als wenn, mit eitelm Wort-Gepraͤnge, aus einer trocknen
Sitten-Lehr,
Die, der ſie lehret, ſelbſt nicht haͤlt, viel’ oͤfters uns viel
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/325>, abgerufen am 30.12.2024.
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