Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Die,
in göttlichen Werken,
in GOTT vergnügte Seele.
Durchs Auge sieht mein Geist die Welt, und freut sich ihrer
Pracht und Zier;
Allein der Geist sieht weiter noch: Er siehet Dich, mein GOtt,
in ihr.
Es zeigt auf Erden und am Himmel der Sonnen Glanz sich
nicht so klar;
Die Ordnung macht dein göttlich Daseyn viel deutlicher
noch offenbar.
Er faßt, daß nichts sich selber bilden, und sich in Ordnung
setzen kann.
Zeigt denn die Bildung aller Dinge nicht Einen, Der sie
bildet, an?
Was je der menschliche Verstand ersonnen und hervorge-
bracht,
Jst nichts, bringt man es in Vergleichung mit dem, was die
Natur gemacht.
Ein jeder Baum, ein' jede Bluhme kann allem Witz der
Menschen zeigen,
Wie sehr die Werke der Natur die Kunst der Menschen
übersteigen.
Was klüger nun, als dein Verstand, von dem kann dein
Verstand nicht denken,
Daß es von ohngefehr, ohn' Absicht, sich in so richt'ge
Ordnung lenken,
Und,
Die,
in goͤttlichen Werken,
in GOTT vergnuͤgte Seele.
Durchs Auge ſieht mein Geiſt die Welt, und freut ſich ihrer
Pracht und Zier;
Allein der Geiſt ſieht weiter noch: Er ſiehet Dich, mein GOtt,
in ihr.
Es zeigt auf Erden und am Himmel der Sonnen Glanz ſich
nicht ſo klar;
Die Ordnung macht dein goͤttlich Daſeyn viel deutlicher
noch offenbar.
Er faßt, daß nichts ſich ſelber bilden, und ſich in Ordnung
ſetzen kann.
Zeigt denn die Bildung aller Dinge nicht Einen, Der ſie
bildet, an?
Was je der menſchliche Verſtand erſonnen und hervorge-
bracht,
Jſt nichts, bringt man es in Vergleichung mit dem, was die
Natur gemacht.
Ein jeder Baum, ein’ jede Bluhme kann allem Witz der
Menſchen zeigen,
Wie ſehr die Werke der Natur die Kunſt der Menſchen
uͤberſteigen.
Was kluͤger nun, als dein Verſtand, von dem kann dein
Verſtand nicht denken,
Daß es von ohngefehr, ohn’ Abſicht, ſich in ſo richt’ge
Ordnung lenken,
Und,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0319" n="301"/>
          <div n="3">
            <head>Die,<lb/><hi rendition="#b">in go&#x0364;ttlichen Werken,<lb/>
in <hi rendition="#g">GOTT</hi> vergnu&#x0364;gte Seele.</hi></head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">D</hi>urchs Auge &#x017F;ieht mein Gei&#x017F;t die Welt, und freut &#x017F;ich ihrer</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Pracht und Zier;</hi> </l><lb/>
                <l>Allein der Gei&#x017F;t &#x017F;ieht weiter noch: Er &#x017F;iehet Dich, mein GOtt,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">in ihr.</hi> </l><lb/>
                <l>Es zeigt auf Erden und am Himmel der Sonnen Glanz &#x017F;ich</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">nicht &#x017F;o klar;</hi> </l><lb/>
                <l>Die Ordnung macht dein go&#x0364;ttlich Da&#x017F;eyn viel deutlicher</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">noch offenbar.</hi> </l><lb/>
                <l>Er faßt, daß nichts &#x017F;ich &#x017F;elber bilden, und &#x017F;ich in Ordnung</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;etzen kann.</hi> </l><lb/>
                <l>Zeigt denn die Bildung aller Dinge nicht Einen, Der &#x017F;ie</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">bildet, an?</hi> </l><lb/>
                <l>Was je der men&#x017F;chliche Ver&#x017F;tand er&#x017F;onnen und hervorge-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">bracht,</hi> </l><lb/>
                <l>J&#x017F;t nichts, bringt man es in Vergleichung mit dem, was die</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Natur gemacht.</hi> </l><lb/>
                <l>Ein jeder Baum, ein&#x2019; jede Bluhme kann allem Witz der</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Men&#x017F;chen zeigen,</hi> </l><lb/>
                <l>Wie &#x017F;ehr die Werke der Natur die Kun&#x017F;t der Men&#x017F;chen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">u&#x0364;ber&#x017F;teigen.</hi> </l><lb/>
                <l>Was klu&#x0364;ger nun, als dein Ver&#x017F;tand, von dem kann dein</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Ver&#x017F;tand nicht denken,</hi> </l><lb/>
                <l>Daß es von ohngefehr, ohn&#x2019; Ab&#x017F;icht, &#x017F;ich in &#x017F;o richt&#x2019;ge</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Ordnung lenken,</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Und,</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301/0319] Die, in goͤttlichen Werken, in GOTT vergnuͤgte Seele. Durchs Auge ſieht mein Geiſt die Welt, und freut ſich ihrer Pracht und Zier; Allein der Geiſt ſieht weiter noch: Er ſiehet Dich, mein GOtt, in ihr. Es zeigt auf Erden und am Himmel der Sonnen Glanz ſich nicht ſo klar; Die Ordnung macht dein goͤttlich Daſeyn viel deutlicher noch offenbar. Er faßt, daß nichts ſich ſelber bilden, und ſich in Ordnung ſetzen kann. Zeigt denn die Bildung aller Dinge nicht Einen, Der ſie bildet, an? Was je der menſchliche Verſtand erſonnen und hervorge- bracht, Jſt nichts, bringt man es in Vergleichung mit dem, was die Natur gemacht. Ein jeder Baum, ein’ jede Bluhme kann allem Witz der Menſchen zeigen, Wie ſehr die Werke der Natur die Kunſt der Menſchen uͤberſteigen. Was kluͤger nun, als dein Verſtand, von dem kann dein Verſtand nicht denken, Daß es von ohngefehr, ohn’ Abſicht, ſich in ſo richt’ge Ordnung lenken, Und,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/319
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/319>, abgerufen am 21.11.2024.