Als ich, mein blühendes Getrayde, Zum Ruhm des Schöpfers, anzusehn, Mit einer innerlichen Freude, Beschlossen hatt' aufs Feld zu gehn; (Wovon ich jüngst, erstaunt, bemerkt, Daß es, durch Wärm' und Thau gestärkt, Jn einer einzgen Nacht so gar Fünf Finger breit gewachsen war) Sah ich den Rocken wunderschön, Jn Segen-reicher Zierde, stehn.
Der Halmen Höh' auf sieben Fuß, Die jedermann bewundern muß, Die Dichtigkeit der Aehren Menge, Und über acht Zoll langen Länge, Die theils mit Purpur, theils im Grünen, Recht Seladon gefärbet schienen, Und deren Schimmer-reiche Schaar, Jn wandelbarem Glanz, so gar, Den Tauben-Hälsen ähnlich war, War noch mit einer neuen Pracht, Die ich nicht, sonder Lust, erblicket, Mit Bluhmen nemlich ausgeschmücket. Die, da sie sonst nicht sonders groß, Und fast Figur- und Farben-los; Hier Form- und Farben deutlich zeigten. Ein länglich Blühmchen, gelblich grün, Hing überall, so, daß es schien, Da sich die meisten Aehren beugten, Sie, durch die Meng', herabzuziehn.
Es
Das bluͤhende Korn.
Als ich, mein bluͤhendes Getrayde, Zum Ruhm des Schoͤpfers, anzuſehn, Mit einer innerlichen Freude, Beſchloſſen hatt’ aufs Feld zu gehn; (Wovon ich juͤngſt, erſtaunt, bemerkt, Daß es, durch Waͤrm’ und Thau geſtaͤrkt, Jn einer einzgen Nacht ſo gar Fuͤnf Finger breit gewachſen war) Sah ich den Rocken wunderſchoͤn, Jn Segen-reicher Zierde, ſtehn.
Der Halmen Hoͤh’ auf ſieben Fuß, Die jedermann bewundern muß, Die Dichtigkeit der Aehren Menge, Und uͤber acht Zoll langen Laͤnge, Die theils mit Purpur, theils im Gruͤnen, Recht Seladon gefaͤrbet ſchienen, Und deren Schimmer-reiche Schaar, Jn wandelbarem Glanz, ſo gar, Den Tauben-Haͤlſen aͤhnlich war, War noch mit einer neuen Pracht, Die ich nicht, ſonder Luſt, erblicket, Mit Bluhmen nemlich ausgeſchmuͤcket. Die, da ſie ſonſt nicht ſonders groß, Und faſt Figur- und Farben-los; Hier Form- und Farben deutlich zeigten. Ein laͤnglich Bluͤhmchen, gelblich gruͤn, Hing uͤberall, ſo, daß es ſchien, Da ſich die meiſten Aehren beugten, Sie, durch die Meng’, herabzuziehn.
Es
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Das bluͤhende Korn.
Als ich, mein bluͤhendes Getrayde,
Zum Ruhm des Schoͤpfers, anzuſehn,
Mit einer innerlichen Freude,
Beſchloſſen hatt’ aufs Feld zu gehn;
(Wovon ich juͤngſt, erſtaunt, bemerkt,
Daß es, durch Waͤrm’ und Thau geſtaͤrkt,
Jn einer einzgen Nacht ſo gar
Fuͤnf Finger breit gewachſen war)
Sah ich den Rocken wunderſchoͤn,
Jn Segen-reicher Zierde, ſtehn.
Der Halmen Hoͤh’ auf ſieben Fuß,
Die jedermann bewundern muß,
Die Dichtigkeit der Aehren Menge,
Und uͤber acht Zoll langen Laͤnge,
Die theils mit Purpur, theils im Gruͤnen,
Recht Seladon gefaͤrbet ſchienen,
Und deren Schimmer-reiche Schaar,
Jn wandelbarem Glanz, ſo gar,
Den Tauben-Haͤlſen aͤhnlich war,
War noch mit einer neuen Pracht,
Die ich nicht, ſonder Luſt, erblicket,
Mit Bluhmen nemlich ausgeſchmuͤcket.
Die, da ſie ſonſt nicht ſonders groß,
Und faſt Figur- und Farben-los;
Hier Form- und Farben deutlich zeigten.
Ein laͤnglich Bluͤhmchen, gelblich gruͤn,
Hing uͤberall, ſo, daß es ſchien,
Da ſich die meiſten Aehren beugten,
Sie, durch die Meng’, herabzuziehn.
Es
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/140>, abgerufen am 21.12.2024.
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