Schönheit Eines Gefildes mit Korn nebst genauer Betrachtung der Aehren.
Wir können für so viele Gaben, Die wir von Gott empfangen haben, Als Menschen, ihm nichts anders schenken, Als unser Bestes, unser Denken, Durch welches wir ja bloß allein Von Thieren unterschieden seyn. Doch müssen wir, nach unsern Pflichten, Solch Denken suchen einzurichten. Es müssen nemlich unsre Seelen Zum Vorwurf ihres Denkens wählen, Nicht sich (wie meist geschicht) so sehr, Als, wie des wahren Gottes Ehr Sich auf das herrlichste vermehr. Es scheint das nöthigste Geschäffte Unwidersprechlich, alle Kräfte, Von unsern Sinnen und dem Denken, Zuförderst auf den Zweck zu lenken, Die herrlichen Vollkommenheiten Der Schöpfung frölich auszubreiten, Und ein durch sie vergnügtes Leben Dem Schöpfer, zum Geschenk, zu geben. Dieß einzige scheint mir allein, Ein reicher Gottesdienst zu seyn. Jch will denn itzt mein Auge lenken, Auf einen schönen Theil der Welt,
Und
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Schoͤnheit eines Gefildes mit Korn.
Schoͤnheit Eines Gefildes mit Korn nebſt genauer Betrachtung der Aehren.
Wir koͤnnen fuͤr ſo viele Gaben, Die wir von Gott empfangen haben, Als Menſchen, ihm nichts anders ſchenken, Als unſer Beſtes, unſer Denken, Durch welches wir ja bloß allein Von Thieren unterſchieden ſeyn. Doch muͤſſen wir, nach unſern Pflichten, Solch Denken ſuchen einzurichten. Es muͤſſen nemlich unſre Seelen Zum Vorwurf ihres Denkens waͤhlen, Nicht ſich (wie meiſt geſchicht) ſo ſehr, Als, wie des wahren Gottes Ehr Sich auf das herrlichſte vermehr. Es ſcheint das noͤthigſte Geſchaͤffte Unwiderſprechlich, alle Kraͤfte, Von unſern Sinnen und dem Denken, Zufoͤrderſt auf den Zweck zu lenken, Die herrlichen Vollkommenheiten Der Schoͤpfung froͤlich auszubreiten, Und ein durch ſie vergnuͤgtes Leben Dem Schoͤpfer, zum Geſchenk, zu geben. Dieß einzige ſcheint mir allein, Ein reicher Gottesdienſt zu ſeyn. Jch will denn itzt mein Auge lenken, Auf einen ſchoͤnen Theil der Welt,
Und
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Schoͤnheit eines Gefildes mit Korn.
Schoͤnheit
Eines Gefildes mit Korn nebſt
genauer Betrachtung der Aehren.
Wir koͤnnen fuͤr ſo viele Gaben,
Die wir von Gott empfangen haben,
Als Menſchen, ihm nichts anders ſchenken,
Als unſer Beſtes, unſer Denken,
Durch welches wir ja bloß allein
Von Thieren unterſchieden ſeyn.
Doch muͤſſen wir, nach unſern Pflichten,
Solch Denken ſuchen einzurichten.
Es muͤſſen nemlich unſre Seelen
Zum Vorwurf ihres Denkens waͤhlen,
Nicht ſich (wie meiſt geſchicht) ſo ſehr,
Als, wie des wahren Gottes Ehr
Sich auf das herrlichſte vermehr.
Es ſcheint das noͤthigſte Geſchaͤffte
Unwiderſprechlich, alle Kraͤfte,
Von unſern Sinnen und dem Denken,
Zufoͤrderſt auf den Zweck zu lenken,
Die herrlichen Vollkommenheiten
Der Schoͤpfung froͤlich auszubreiten,
Und ein durch ſie vergnuͤgtes Leben
Dem Schoͤpfer, zum Geſchenk, zu geben.
Dieß einzige ſcheint mir allein,
Ein reicher Gottesdienſt zu ſeyn.
Jch will denn itzt mein Auge lenken,
Auf einen ſchoͤnen Theil der Welt,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/93>, abgerufen am 03.12.2024.
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