Wenn wir des Guten nicht geniessen, durch Denken; ist es gleich verflossen.
B.
Ach es verfliesset ja nicht minder, hab ichs mit Denken gleich genossen.
A.
Ob alles gleich, wie es die Wahrheit, als wie ein strengex Strom verfleußt: So stellet doch, durch Gottes Ordnung, sich immer etwas neues ein, Und lieget es an unserm Geist, daß er sich darauf stets befleißt, Am neuen immer was zu finden, womit er kann vergnüget seyn.
B.
Dieß stehet nicht in seinem Willen, noch weniger in seiner Macht; Weil öfters etwas Böses kömmt, worin man nichts ergetzlichs findet.
A.
Jch spreche nicht von Unglücksfällen, ich bin allein darauf bedacht, Des Guten besser zu gebrauchen, das sonsten ungefühlt ver- schwindet; Zumalen wir noch überdem erwogner Dinge flüchtges Rennen, Durch die Erinnrung des Genußes, gewissermaßen hemmen können.
Ueber-
Geſpraͤch.
Geſpraͤch.
A.
Wenn wir des Guten nicht genieſſen, durch Denken; iſt es gleich verfloſſen.
B.
Ach es verflieſſet ja nicht minder, hab ichs mit Denken gleich genoſſen.
A.
Ob alles gleich, wie es die Wahrheit, als wie ein ſtrengex Strom verfleußt: So ſtellet doch, durch Gottes Ordnung, ſich immer etwas neues ein, Und lieget es an unſerm Geiſt, daß er ſich darauf ſtets befleißt, Am neuen immer was zu finden, womit er kann vergnuͤget ſeyn.
B.
Dieß ſtehet nicht in ſeinem Willen, noch weniger in ſeiner Macht; Weil oͤfters etwas Boͤſes koͤmmt, worin man nichts ergetzlichs findet.
A.
Jch ſpreche nicht von Ungluͤcksfaͤllen, ich bin allein darauf bedacht, Des Guten beſſer zu gebrauchen, das ſonſten ungefuͤhlt ver- ſchwindet; Zumalen wir noch uͤberdem erwogner Dinge fluͤchtges Rennen, Durch die Erinnrung des Genußes, gewiſſermaßen hemmen koͤnnen.
Ueber-
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Geſpraͤch.
Geſpraͤch.
A.
Wenn wir des Guten nicht genieſſen, durch Denken; iſt
es gleich verfloſſen.
B.
Ach es verflieſſet ja nicht minder, hab ichs mit Denken gleich
genoſſen.
A.
Ob alles gleich, wie es die Wahrheit, als wie ein ſtrengex
Strom verfleußt:
So ſtellet doch, durch Gottes Ordnung, ſich immer etwas
neues ein,
Und lieget es an unſerm Geiſt, daß er ſich darauf ſtets befleißt,
Am neuen immer was zu finden, womit er kann vergnuͤget ſeyn.
B.
Dieß ſtehet nicht in ſeinem Willen, noch weniger in ſeiner
Macht;
Weil oͤfters etwas Boͤſes koͤmmt, worin man nichts ergetzlichs
findet.
A.
Jch ſpreche nicht von Ungluͤcksfaͤllen, ich bin allein darauf
bedacht,
Des Guten beſſer zu gebrauchen, das ſonſten ungefuͤhlt ver-
ſchwindet;
Zumalen wir noch uͤberdem erwogner Dinge fluͤchtges Rennen,
Durch die Erinnrung des Genußes, gewiſſermaßen hemmen
koͤnnen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/616>, abgerufen am 21.11.2024.
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