Bewunderung und Vergnügen beschäfftigten mich, bey dem ersten Anblick Dero so kunst-als sinnrei- reichen Geschenkes bald zugleich, bald wechselsweise. Bewunderung nnd Vergnügen beschäfftigen mich ebenfalls beym Anfang dieser meiner so schuldigst-als ergebensten Danksagung, auf eine solche Art, daß, für angenehme Verwirrung mir kaum so viel Fähigkeit überbleibet, etwas an einander hangendes zu Dero höchstverdientem Lobe nieder zu schreiben. Bald gedacht ich in Versen, bald in Prosa meine Gedanken auszudrücken; weilen in Beantwortung Dero höchstgeschätzten Schreibens so wohl, als sinnreichen Gedichts, ich zu beyden mich ver- pflichtet erachtete. Endlich enschloß ich mich, beydes zu verbinden. Sie werden demnach allhier, Mademoi- selle, ein geschriebenes ambigu antreffen, dessen Be- stes vermuthlich darin bestehen wird, daß in keiner von beyden Schreibarten, sich lange zu ennuiren, ihnen wird Gelegenheit gelassen, sondern eins durch das andere bald unterbrochen werden. Die ersten Einfälle, welche Dero preiswürdige Arbeit bey mir erregten, waren ungefähr dieses Jnhalts:
Wie
Schreiben an Mademoiſelle Weiſen
Schreiben an Mademoiſelle Weiſen in Merſeburg.
Bewunderung und Vergnuͤgen beſchaͤfftigten mich, bey dem erſten Anblick Dero ſo kunſt-als ſinnrei- reichen Geſchenkes bald zugleich, bald wechſelsweiſe. Bewunderung nnd Vergnuͤgen beſchaͤfftigen mich ebenfalls beym Anfang dieſer meiner ſo ſchuldigſt-als ergebenſten Dankſagung, auf eine ſolche Art, daß, fuͤr angenehme Verwirrung mir kaum ſo viel Faͤhigkeit uͤberbleibet, etwas an einander hangendes zu Dero hoͤchſtverdientem Lobe nieder zu ſchreiben. Bald gedacht ich in Verſen, bald in Proſa meine Gedanken auszudruͤcken; weilen in Beantwortung Dero hoͤchſtgeſchaͤtzten Schreibens ſo wohl, als ſinnreichen Gedichts, ich zu beyden mich ver- pflichtet erachtete. Endlich enſchloß ich mich, beydes zu verbinden. Sie werden demnach allhier, Mademoi- ſelle, ein geſchriebenes ambigu antreffen, deſſen Be- ſtes vermuthlich darin beſtehen wird, daß in keiner von beyden Schreibarten, ſich lange zu ennuiren, ihnen wird Gelegenheit gelaſſen, ſondern eins durch das andere bald unterbrochen werden. Die erſten Einfaͤlle, welche Dero preiswuͤrdige Arbeit bey mir erregten, waren ungefaͤhr dieſes Jnhalts:
Wie
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0560"n="536"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Schreiben an <hirendition="#aq">Mademoiſelle</hi> Weiſen</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Schreiben<lb/>
an <hirendition="#aq">Mademoiſelle</hi> Weiſen<lb/>
in Merſeburg.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">B</hi>ewunderung und Vergnuͤgen beſchaͤfftigten mich,<lb/>
bey dem erſten Anblick Dero ſo kunſt-als ſinnrei-<lb/>
reichen Geſchenkes bald zugleich, bald wechſelsweiſe.<lb/>
Bewunderung nnd Vergnuͤgen beſchaͤfftigen mich ebenfalls<lb/>
beym Anfang dieſer meiner ſo ſchuldigſt-als ergebenſten<lb/>
Dankſagung, auf eine ſolche Art, daß, fuͤr angenehme<lb/>
Verwirrung mir kaum ſo viel Faͤhigkeit uͤberbleibet, etwas<lb/>
an einander hangendes zu Dero hoͤchſtverdientem Lobe<lb/>
nieder zu ſchreiben. Bald gedacht ich in Verſen,<lb/>
bald in Proſa meine Gedanken auszudruͤcken; weilen in<lb/>
Beantwortung Dero hoͤchſtgeſchaͤtzten Schreibens ſo<lb/>
wohl, als ſinnreichen Gedichts, ich zu beyden mich ver-<lb/>
pflichtet erachtete. Endlich enſchloß ich mich, beydes zu<lb/>
verbinden. Sie werden demnach allhier, <hirendition="#aq">Mademoi-<lb/>ſelle,</hi> ein geſchriebenes <hirendition="#aq">ambigu</hi> antreffen, deſſen Be-<lb/>ſtes vermuthlich darin beſtehen wird, daß in keiner von<lb/>
beyden Schreibarten, ſich lange zu <hirendition="#aq">ennu</hi>iren, ihnen wird<lb/>
Gelegenheit gelaſſen, ſondern eins durch das andere bald<lb/>
unterbrochen werden. Die erſten Einfaͤlle, welche<lb/>
Dero preiswuͤrdige Arbeit bey mir erregten, waren<lb/>
ungefaͤhr dieſes Jnhalts:</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wie</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[536/0560]
Schreiben an Mademoiſelle Weiſen
Schreiben
an Mademoiſelle Weiſen
in Merſeburg.
Bewunderung und Vergnuͤgen beſchaͤfftigten mich,
bey dem erſten Anblick Dero ſo kunſt-als ſinnrei-
reichen Geſchenkes bald zugleich, bald wechſelsweiſe.
Bewunderung nnd Vergnuͤgen beſchaͤfftigen mich ebenfalls
beym Anfang dieſer meiner ſo ſchuldigſt-als ergebenſten
Dankſagung, auf eine ſolche Art, daß, fuͤr angenehme
Verwirrung mir kaum ſo viel Faͤhigkeit uͤberbleibet, etwas
an einander hangendes zu Dero hoͤchſtverdientem Lobe
nieder zu ſchreiben. Bald gedacht ich in Verſen,
bald in Proſa meine Gedanken auszudruͤcken; weilen in
Beantwortung Dero hoͤchſtgeſchaͤtzten Schreibens ſo
wohl, als ſinnreichen Gedichts, ich zu beyden mich ver-
pflichtet erachtete. Endlich enſchloß ich mich, beydes zu
verbinden. Sie werden demnach allhier, Mademoi-
ſelle, ein geſchriebenes ambigu antreffen, deſſen Be-
ſtes vermuthlich darin beſtehen wird, daß in keiner von
beyden Schreibarten, ſich lange zu ennuiren, ihnen wird
Gelegenheit gelaſſen, ſondern eins durch das andere bald
unterbrochen werden. Die erſten Einfaͤlle, welche
Dero preiswuͤrdige Arbeit bey mir erregten, waren
ungefaͤhr dieſes Jnhalts:
Wie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/560>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.