Ueber Tit. Herrn D. Trillers IIten Theil seiner poetischen Betrachtungen.
Wer sollt es glauben, daß auch Schriften Von solchem Werth, als deine seyn, Die so gelehrt, als ungemein, Dennoch was Böses können stiften?
Und dennoch ist es jüngst geschehen, Wer dächt es wohl? so gar bey mir. Beschämt michs gleich: Will ich es dir, Geliebtster Freund, dennoch gestehen.
Jch will das Jnnerste der Seelen, Deckt man gleich Fehler gerne zu, Für einen solchen Freund, als du, Doch im geringsten nicht verhehlen.
Jch fing, dein herrlich Buch zu lesen, Mit Anmuth und Bewundrung, an. Ach! daß ichs nicht beschreiben kann, Wie wohl mir da zu Muth gewesen!
Jch sah, auf allen Blättern, Stralen, Von Anmuth, und ein geistig Licht. Mich deucht, es sähe mein Gesicht Sich den Naturgeist selber malen.
Je mehr ich las', je mehr entbrannte Dein geistig Feur in lichter Loh, Wobey ich immer mehr, wie froh Jch durch die Schönheit ward, erkannte.
Bis
Ueber D. Trillers IIten Theil,
Ueber Tit. Herrn D. Trillers IIten Theil ſeiner poetiſchen Betrachtungen.
Wer ſollt es glauben, daß auch Schriften Von ſolchem Werth, als deine ſeyn, Die ſo gelehrt, als ungemein, Dennoch was Boͤſes koͤnnen ſtiften?
Und dennoch iſt es juͤngſt geſchehen, Wer daͤcht es wohl? ſo gar bey mir. Beſchaͤmt michs gleich: Will ich es dir, Geliebtſter Freund, dennoch geſtehen.
Jch will das Jnnerſte der Seelen, Deckt man gleich Fehler gerne zu, Fuͤr einen ſolchen Freund, als du, Doch im geringſten nicht verhehlen.
Jch fing, dein herrlich Buch zu leſen, Mit Anmuth und Bewundrung, an. Ach! daß ichs nicht beſchreiben kann, Wie wohl mir da zu Muth geweſen!
Jch ſah, auf allen Blaͤttern, Stralen, Von Anmuth, und ein geiſtig Licht. Mich deucht, es ſaͤhe mein Geſicht Sich den Naturgeiſt ſelber malen.
Je mehr ich laſ’, je mehr entbrannte Dein geiſtig Feur in lichter Loh, Wobey ich immer mehr, wie froh Jch durch die Schoͤnheit ward, erkannte.
Bis
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Ueber D. Trillers IIten Theil,
Ueber Tit.
Herrn D. Trillers IIten Theil
ſeiner poetiſchen Betrachtungen.
Wer ſollt es glauben, daß auch Schriften
Von ſolchem Werth, als deine ſeyn,
Die ſo gelehrt, als ungemein,
Dennoch was Boͤſes koͤnnen ſtiften?
Und dennoch iſt es juͤngſt geſchehen,
Wer daͤcht es wohl? ſo gar bey mir.
Beſchaͤmt michs gleich: Will ich es dir,
Geliebtſter Freund, dennoch geſtehen.
Jch will das Jnnerſte der Seelen,
Deckt man gleich Fehler gerne zu,
Fuͤr einen ſolchen Freund, als du,
Doch im geringſten nicht verhehlen.
Jch fing, dein herrlich Buch zu leſen,
Mit Anmuth und Bewundrung, an.
Ach! daß ichs nicht beſchreiben kann,
Wie wohl mir da zu Muth geweſen!
Jch ſah, auf allen Blaͤttern, Stralen,
Von Anmuth, und ein geiſtig Licht.
Mich deucht, es ſaͤhe mein Geſicht
Sich den Naturgeiſt ſelber malen.
Je mehr ich laſ’, je mehr entbrannte
Dein geiſtig Feur in lichter Loh,
Wobey ich immer mehr, wie froh
Jch durch die Schoͤnheit ward, erkannte.
Bis
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/528>, abgerufen am 30.12.2024.
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