Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Nutz der Betrachtung.
Ueber die Armenbüchse zu H.
Werther Fremdling! eh die Ordnung für die Armen vor-
gekehrt,

Warst du, durch ihr Aechzen, Seufzen, Klag und Betteln sehr
beschwehrt.

Jetzt, da du durch sie nicht leidest, leiden sie darum nicht minder:
So vergiß denn ihrer nicht. Jhr seyd eines Vaters Kinder.
Gieb, so wirst du wieder nehmen. Legst du für sie etwas ein:
Wird, so wie dein ganzes Leben, deine Reis' auch glücklich seyn.


Nutz der Betrachtung.
Dem, der mit recht gerührter Seelen,
Durch der Geschöpfe Wunder-Pracht,
Zum deutlichen Begriff vom wahren Gott gebracht,
Darf man nicht erstlich anbefehlen,
Denselbigen zu fürchten und zu lieben,
Er wird gewiß dazu von selbst schon angetrieben.


Un-
Nutz der Betrachtung.
Ueber die Armenbuͤchſe zu H.
Werther Fremdling! eh die Ordnung fuͤr die Armen vor-
gekehrt,

Warſt du, durch ihr Aechzen, Seufzen, Klag und Betteln ſehr
beſchwehrt.

Jetzt, da du durch ſie nicht leideſt, leiden ſie darum nicht minder:
So vergiß denn ihrer nicht. Jhr ſeyd eines Vaters Kinder.
Gieb, ſo wirſt du wieder nehmen. Legſt du fuͤr ſie etwas ein:
Wird, ſo wie dein ganzes Leben, deine Reiſ’ auch gluͤcklich ſeyn.


Nutz der Betrachtung.
Dem, der mit recht geruͤhrter Seelen,
Durch der Geſchoͤpfe Wunder-Pracht,
Zum deutlichen Begriff vom wahren Gott gebracht,
Darf man nicht erſtlich anbefehlen,
Denſelbigen zu fuͤrchten und zu lieben,
Er wird gewiß dazu von ſelbſt ſchon angetrieben.


Un-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0501" n="477"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Nutz der Betrachtung.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ueber die Armenbu&#x0364;ch&#x017F;e zu <hi rendition="#aq">H.</hi></hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>erther Fremdling! eh die Ordnung fu&#x0364;r die Armen vor-<lb/><hi rendition="#et">gekehrt,</hi></l><lb/>
            <l>War&#x017F;t du, durch ihr Aechzen, Seufzen, Klag und Betteln &#x017F;ehr<lb/><hi rendition="#et">be&#x017F;chwehrt.</hi></l><lb/>
            <l>Jetzt, da du durch &#x017F;ie nicht leide&#x017F;t, leiden &#x017F;ie darum nicht minder:</l><lb/>
            <l>So vergiß denn ihrer nicht. Jhr &#x017F;eyd eines Vaters Kinder.</l><lb/>
            <l>Gieb, &#x017F;o wir&#x017F;t du wieder nehmen. Leg&#x017F;t du fu&#x0364;r &#x017F;ie etwas ein:</l><lb/>
            <l>Wird, &#x017F;o wie dein ganzes Leben, deine Rei&#x017F;&#x2019; auch glu&#x0364;cklich &#x017F;eyn.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nutz der Betrachtung.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>em, der mit recht geru&#x0364;hrter Seelen,</l><lb/>
            <l>Durch der Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe Wunder-Pracht,</l><lb/>
            <l>Zum deutlichen Begriff vom wahren Gott gebracht,</l><lb/>
            <l>Darf man nicht er&#x017F;tlich anbefehlen,</l><lb/>
            <l>Den&#x017F;elbigen zu fu&#x0364;rchten und zu lieben,</l><lb/>
            <l>Er wird gewiß dazu von &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chon angetrieben.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Un-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[477/0501] Nutz der Betrachtung. Ueber die Armenbuͤchſe zu H. Werther Fremdling! eh die Ordnung fuͤr die Armen vor- gekehrt, Warſt du, durch ihr Aechzen, Seufzen, Klag und Betteln ſehr beſchwehrt. Jetzt, da du durch ſie nicht leideſt, leiden ſie darum nicht minder: So vergiß denn ihrer nicht. Jhr ſeyd eines Vaters Kinder. Gieb, ſo wirſt du wieder nehmen. Legſt du fuͤr ſie etwas ein: Wird, ſo wie dein ganzes Leben, deine Reiſ’ auch gluͤcklich ſeyn. Nutz der Betrachtung. Dem, der mit recht geruͤhrter Seelen, Durch der Geſchoͤpfe Wunder-Pracht, Zum deutlichen Begriff vom wahren Gott gebracht, Darf man nicht erſtlich anbefehlen, Denſelbigen zu fuͤrchten und zu lieben, Er wird gewiß dazu von ſelbſt ſchon angetrieben. Un-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/501
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/501>, abgerufen am 21.11.2024.