Vor allen andern Kaiserkronen, besonders reiche Kaiser- krone, Du bist ja wohl bewunderns-werth! Da aller andern Schmuck und Pracht, Jn einer Zahl gefärbten Blumen, von etwan sieben oder acht, Wenns hoch kömmt neun bis zehn besteht; sieht man an deines Stengels Throne, Auf eine nie gesehne Art, derselben sechs und dreyßig hangen. Anstatt daß andrer Stengel Blätter, wenns hoch kömmt, an die vierzig gehn, Hab ich an dir und deinem Stengel, zweyhundert und noch mehr gesehn! Anstatt daß an dem obern Busch, bey andern, höchstens dreyßig prangen; Sah ich auf deinem ebenfalls zweyhundert u. noch drüber stehn. Dein Stengel, der zween Zoll im Durchschnitt, doch statt der Ründe, flach und platt, Jst, wie vor allen andern bunt, so auch vor allen andern glatt.
Jch sehe, mit gerührtem Herzen, und voll Verwunderung, dich an, Weil ich die Ursach deines Reichthums und Vorzugs nicht be- greifen kann. So schrieb ich, als von ungefähr Chrysander in das Zim- mer trat, Und, wie er die so sonderlich, so schön formirte Blum im Glase,
Be-
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Auſſerordentliche Kaiſerkrone.
Auſſerordentliche Kaiſerkrone.
Vor allen andern Kaiſerkronen, beſonders reiche Kaiſer- krone, Du biſt ja wohl bewunderns-werth! Da aller andern Schmuck und Pracht, Jn einer Zahl gefaͤrbten Blumen, von etwan ſieben oder acht, Wenns hoch koͤmmt neun bis zehn beſteht; ſieht man an deines Stengels Throne, Auf eine nie geſehne Art, derſelben ſechs und dreyßig hangen. Anſtatt daß andrer Stengel Blaͤtter, wenns hoch koͤmmt, an die vierzig gehn, Hab ich an dir und deinem Stengel, zweyhundert und noch mehr geſehn! Anſtatt daß an dem obern Buſch, bey andern, hoͤchſtens dreyßig prangen; Sah ich auf deinem ebenfalls zweyhundert u. noch druͤber ſtehn. Dein Stengel, der zween Zoll im Durchſchnitt, doch ſtatt der Ruͤnde, flach und platt, Jſt, wie vor allen andern bunt, ſo auch vor allen andern glatt.
Jch ſehe, mit geruͤhrtem Herzen, und voll Verwunderung, dich an, Weil ich die Urſach deines Reichthums und Vorzugs nicht be- greifen kann. So ſchrieb ich, als von ungefaͤhr Chryſander in das Zim- mer trat, Und, wie er die ſo ſonderlich, ſo ſchoͤn formirte Blum im Glaſe,
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Auſſerordentliche Kaiſerkrone.
Auſſerordentliche Kaiſerkrone.
Vor allen andern Kaiſerkronen, beſonders reiche Kaiſer-
krone,
Du biſt ja wohl bewunderns-werth! Da aller andern Schmuck
und Pracht,
Jn einer Zahl gefaͤrbten Blumen, von etwan ſieben oder acht,
Wenns hoch koͤmmt neun bis zehn beſteht; ſieht man an deines
Stengels Throne,
Auf eine nie geſehne Art, derſelben ſechs und dreyßig hangen.
Anſtatt daß andrer Stengel Blaͤtter, wenns hoch koͤmmt,
an die vierzig gehn,
Hab ich an dir und deinem Stengel, zweyhundert und noch mehr
geſehn!
Anſtatt daß an dem obern Buſch, bey andern, hoͤchſtens dreyßig
prangen;
Sah ich auf deinem ebenfalls zweyhundert u. noch druͤber ſtehn.
Dein Stengel, der zween Zoll im Durchſchnitt, doch ſtatt der
Ruͤnde, flach und platt,
Jſt, wie vor allen andern bunt, ſo auch vor allen andern glatt.
Jch ſehe, mit geruͤhrtem Herzen, und voll Verwunderung,
dich an,
Weil ich die Urſach deines Reichthums und Vorzugs nicht be-
greifen kann.
So ſchrieb ich, als von ungefaͤhr Chryſander in das Zim-
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Und, wie er die ſo ſonderlich, ſo ſchoͤn formirte Blum im
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/47>, abgerufen am 03.12.2024.
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