Alle menschliche Vernunft stimmt der Wahrheit hier- in bey, Jeder faßt, daß er nicht selber Ursach seines Wesens sey.
2.
Jn der Ordnung der Geschöpfe, die so regel-recht, als schön, Da auch sie sich nicht gemacht, ist ein Schöpfer klar zu sehn.
3.
Diesen muß man, durch die Sinnen, die uns zu dem Zweck gegeben, Nebst der Creaturen Menge, zu verehren, sich bestreben; Und, da eben die Geschöpfe ihn am deutlichsten uns zeigen, Durch sie, zu ihm, Staffel-weise, als auf einer Leiter, steigen.
4.
Dann wird man, vom Sichtbaren, zum Unsichtbaren, sich lenken, Und von ihm, aus allen Kräften, das Vollkommenste ge- denken.
5.
Daß Vollkommenste nun ist: Glauben, das, was er gemacht, Sey von ihm, zum guten Endzweck, bloß aus Lieb, hervor- gebracht.
6.
Wenn wir dieß, mit Ueberzeugung, und dadurch gerührt, erwegen, Wird man wirklich wünschen müssen, daß wir ihm gefal- len mögen.
7.
So wie wir die Furcht des Herrn als der Weisheit Anfang kennen, Sind Betrachtungen, der Anfang von der Furcht des Herrn, zu nennen.
8.
Die Bewunderung entsteht aus der Creatur Be- trachtung, Und aus der Bewunderung solcher Wunder, quil- let Achtung,
Ehr-
Unumſtoͤßliche Gruͤnde.
Unumſtoͤßliche Gruͤnde.
1.
Alle menſchliche Vernunft ſtimmt der Wahrheit hier- in bey, Jeder faßt, daß er nicht ſelber Urſach ſeines Weſens ſey.
2.
Jn der Ordnung der Geſchoͤpfe, die ſo regel-recht, als ſchoͤn, Da auch ſie ſich nicht gemacht, iſt ein Schoͤpfer klar zu ſehn.
3.
Dieſen muß man, durch die Sinnen, die uns zu dem Zweck gegeben, Nebſt der Creaturen Menge, zu verehren, ſich beſtreben; Und, da eben die Geſchoͤpfe ihn am deutlichſten uns zeigen, Durch ſie, zu ihm, Staffel-weiſe, als auf einer Leiter, ſteigen.
4.
Dann wird man, vom Sichtbaren, zum Unſichtbaren, ſich lenken, Und von ihm, aus allen Kraͤften, das Vollkommenſte ge- denken.
5.
Daß Vollkommenſte nun iſt: Glauben, das, was er gemacht, Sey von ihm, zum guten Endzweck, bloß aus Lieb, hervor- gebracht.
6.
Wenn wir dieß, mit Ueberzeugung, und dadurch geruͤhrt, erwegen, Wird man wirklich wuͤnſchen muͤſſen, daß wir ihm gefal- len moͤgen.
7.
So wie wir die Furcht des Herrn als der Weisheit Anfang kennen, Sind Betrachtungen, der Anfang von der Furcht des Herrn, zu nennen.
8.
Die Bewunderung entſteht aus der Creatur Be- trachtung, Und aus der Bewunderung ſolcher Wunder, quil- let Achtung,
Ehr-
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Unumſtoͤßliche Gruͤnde.
Unumſtoͤßliche Gruͤnde.
1. Alle menſchliche Vernunft ſtimmt der Wahrheit hier-
in bey,
Jeder faßt, daß er nicht ſelber Urſach ſeines Weſens ſey.
2. Jn der Ordnung der Geſchoͤpfe, die ſo regel-recht, als ſchoͤn,
Da auch ſie ſich nicht gemacht, iſt ein Schoͤpfer klar zu ſehn.
3. Dieſen muß man, durch die Sinnen, die uns zu dem
Zweck gegeben,
Nebſt der Creaturen Menge, zu verehren, ſich beſtreben;
Und, da eben die Geſchoͤpfe ihn am deutlichſten uns zeigen,
Durch ſie, zu ihm, Staffel-weiſe, als auf einer Leiter, ſteigen.
4. Dann wird man, vom Sichtbaren, zum Unſichtbaren, ſich
lenken,
Und von ihm, aus allen Kraͤften, das Vollkommenſte ge-
denken.
5. Daß Vollkommenſte nun iſt: Glauben, das, was er gemacht,
Sey von ihm, zum guten Endzweck, bloß aus Lieb, hervor-
gebracht.
6. Wenn wir dieß, mit Ueberzeugung, und dadurch geruͤhrt,
erwegen,
Wird man wirklich wuͤnſchen muͤſſen, daß wir ihm gefal-
len moͤgen.
7. So wie wir die Furcht des Herrn als der Weisheit
Anfang kennen,
Sind Betrachtungen, der Anfang von der Furcht
des Herrn, zu nennen.
8. Die Bewunderung entſteht aus der Creatur Be-
trachtung,
Und aus der Bewunderung ſolcher Wunder, quil-
let Achtung,
Ehr-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/372>, abgerufen am 03.03.2025.
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