Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Liebliche Frühlings-Vorwürfe.
Liebliche Frühlings-Vorwürfe.
Wie ist von allem, was wir sehn,
Das Schöne doch so wunderschön!
Was man an allen Orten schaut,
Bey dem entwölkten Frühlings-Wetter,
Jst glänzend Laub, durchläuchtigs Kraut,
Sind hell illuminirte Blätter,
Jst bunte, ganz durchstralte, Blüht,
Sind Blumen, die sich, wie Opalen,
Mit Schimmer mehr, als Farben, malen,
Worauf der Thau des Morgens glüht,
Als wär, von Demant und Krystallen,
Ein ungezähltes Heer von Kugeln drauf gefallen.
Das Feld, so weit der Blick sich streckt,
Hat ein smaragdnes Grün bedeckt,
Der Hoffnung schönste Liberey:
Sie zeigt vorher, was für ein Schatz,
Von dem so weit-als schönen Platz
Jm Weizen, zu gewarten sey.
Da denn, von zarter Halmen Spitzen,
Worauf der Sonnen Blicke blitzen,
Das Spielen fast nicht anders läßt,
Als ob der Zephyr und der West,
Um ihren Halm hervor zu ziehn,
Recht in die Wette sich bemühn,
Es hin und wieder sanft zu wiegen,
Es öfters hin und her zu biegen.
Dieß
A 3
Liebliche Fruͤhlings-Vorwuͤrfe.
Liebliche Fruͤhlings-Vorwuͤrfe.
Wie iſt von allem, was wir ſehn,
Das Schoͤne doch ſo wunderſchoͤn!
Was man an allen Orten ſchaut,
Bey dem entwoͤlkten Fruͤhlings-Wetter,
Jſt glaͤnzend Laub, durchlaͤuchtigs Kraut,
Sind hell illuminirte Blaͤtter,
Jſt bunte, ganz durchſtralte, Bluͤht,
Sind Blumen, die ſich, wie Opalen,
Mit Schimmer mehr, als Farben, malen,
Worauf der Thau des Morgens gluͤht,
Als waͤr, von Demant und Kryſtallen,
Ein ungezaͤhltes Heer von Kugeln drauf gefallen.
Das Feld, ſo weit der Blick ſich ſtreckt,
Hat ein ſmaragdnes Gruͤn bedeckt,
Der Hoffnung ſchoͤnſte Liberey:
Sie zeigt vorher, was fuͤr ein Schatz,
Von dem ſo weit-als ſchoͤnen Platz
Jm Weizen, zu gewarten ſey.
Da denn, von zarter Halmen Spitzen,
Worauf der Sonnen Blicke blitzen,
Das Spielen faſt nicht anders laͤßt,
Als ob der Zephyr und der Weſt,
Um ihren Halm hervor zu ziehn,
Recht in die Wette ſich bemuͤhn,
Es hin und wieder ſanft zu wiegen,
Es oͤfters hin und her zu biegen.
Dieß
A 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0029" n="5"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Liebliche Fru&#x0364;hlings-Vorwu&#x0364;rfe.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Liebliche Fru&#x0364;hlings-Vorwu&#x0364;rfe.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ie i&#x017F;t von allem, was wir &#x017F;ehn,</l><lb/>
            <l>Das Scho&#x0364;ne doch &#x017F;o wunder&#x017F;cho&#x0364;n!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Was man an allen Orten &#x017F;chaut,</l><lb/>
            <l>Bey dem entwo&#x0364;lkten Fru&#x0364;hlings-Wetter,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t gla&#x0364;nzend Laub, durchla&#x0364;uchtigs Kraut,</l><lb/>
            <l>Sind hell illuminirte Bla&#x0364;tter,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t bunte, ganz durch&#x017F;tralte, Blu&#x0364;ht,</l><lb/>
            <l>Sind Blumen, die &#x017F;ich, wie Opalen,</l><lb/>
            <l>Mit Schimmer mehr, als Farben, malen,</l><lb/>
            <l>Worauf der Thau des Morgens glu&#x0364;ht,</l><lb/>
            <l>Als wa&#x0364;r, von Demant und Kry&#x017F;tallen,</l><lb/>
            <l>Ein ungeza&#x0364;hltes Heer von Kugeln drauf gefallen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Das Feld, &#x017F;o weit der Blick &#x017F;ich &#x017F;treckt,</l><lb/>
            <l>Hat ein &#x017F;maragdnes Gru&#x0364;n bedeckt,</l><lb/>
            <l>Der Hoffnung &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Liberey:</l><lb/>
            <l>Sie zeigt vorher, was fu&#x0364;r ein Schatz,</l><lb/>
            <l>Von dem &#x017F;o weit-als &#x017F;cho&#x0364;nen Platz</l><lb/>
            <l>Jm Weizen, zu gewarten &#x017F;ey.</l><lb/>
            <l>Da denn, von zarter Halmen Spitzen,</l><lb/>
            <l>Worauf der Sonnen Blicke blitzen,</l><lb/>
            <l>Das Spielen fa&#x017F;t nicht anders la&#x0364;ßt,</l><lb/>
            <l>Als ob der Zephyr und der We&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Um ihren Halm hervor zu ziehn,</l><lb/>
            <l>Recht in die Wette &#x017F;ich bemu&#x0364;hn,</l><lb/>
            <l>Es hin und wieder &#x017F;anft zu wiegen,</l><lb/>
            <l>Es o&#x0364;fters hin und her zu biegen.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">A 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Dieß</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0029] Liebliche Fruͤhlings-Vorwuͤrfe. Liebliche Fruͤhlings-Vorwuͤrfe. Wie iſt von allem, was wir ſehn, Das Schoͤne doch ſo wunderſchoͤn! Was man an allen Orten ſchaut, Bey dem entwoͤlkten Fruͤhlings-Wetter, Jſt glaͤnzend Laub, durchlaͤuchtigs Kraut, Sind hell illuminirte Blaͤtter, Jſt bunte, ganz durchſtralte, Bluͤht, Sind Blumen, die ſich, wie Opalen, Mit Schimmer mehr, als Farben, malen, Worauf der Thau des Morgens gluͤht, Als waͤr, von Demant und Kryſtallen, Ein ungezaͤhltes Heer von Kugeln drauf gefallen. Das Feld, ſo weit der Blick ſich ſtreckt, Hat ein ſmaragdnes Gruͤn bedeckt, Der Hoffnung ſchoͤnſte Liberey: Sie zeigt vorher, was fuͤr ein Schatz, Von dem ſo weit-als ſchoͤnen Platz Jm Weizen, zu gewarten ſey. Da denn, von zarter Halmen Spitzen, Worauf der Sonnen Blicke blitzen, Das Spielen faſt nicht anders laͤßt, Als ob der Zephyr und der Weſt, Um ihren Halm hervor zu ziehn, Recht in die Wette ſich bemuͤhn, Es hin und wieder ſanft zu wiegen, Es oͤfters hin und her zu biegen. Dieß A 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/29
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/29>, abgerufen am 21.12.2024.