Welch ein sonderbar Geschöpf! halb ein Hirsch und halb ein Pferd, Wovon das Original, auch die künstliche Copie, Beyde, daß man sie bewundert, und, mit ernsten Blicken, sie, Der Natur und Geister Urquell bloß zum Ruhm, betrachtet, werth. Sein Geweih ist ganz besonders, und als sonst kein Thier es träget, Eines Adlers Schwingen gleich, wenn er sie herunter schläget. Von der Klaue saget man, daß sie große Kräfte heget, Und im Krampf und Nerven-Schmerzen, Linderung und Hül- fe bringet. Da die Dicke seiner Haut weder Stich noch Hieb durchdringet: Braucht man sie an Panzers statt, da sie Schirm und Nutzen bringet. Seines Körpers Schwere gleichet einer ziemlich starken Kuh. Vorn am Halse ist es zottigt, aber glatt nach hinten zu. Um sein langes Ober-Maul, soll man es, nicht vorwerts gehen, (Daß es ihm nicht hindr' im Grasen,) sondern rückwerts wei- den sehen. Langen Durst und schwere Arbeit, ist es tüchtig zu ertragen. Doch da ich dieß Kupfer seh, zwingt mich fast die Kunst zu fragen: Ob die kluge Schwärz am Thier mehr die Landschaft wei- chen macht, Oder ob die linde Landschaft es noch mehr herausgebracht.
Die
Das Elend - Thier.
Das Elend-Thier.
Welch ein ſonderbar Geſchoͤpf! halb ein Hirſch und halb ein Pferd, Wovon das Original, auch die kuͤnſtliche Copie, Beyde, daß man ſie bewundert, und, mit ernſten Blicken, ſie, Der Natur und Geiſter Urquell bloß zum Ruhm, betrachtet, werth. Sein Geweih iſt ganz beſonders, und als ſonſt kein Thier es traͤget, Eines Adlers Schwingen gleich, wenn er ſie herunter ſchlaͤget. Von der Klaue ſaget man, daß ſie große Kraͤfte heget, Und im Krampf und Nerven-Schmerzen, Linderung und Huͤl- fe bringet. Da die Dicke ſeiner Haut weder Stich noch Hieb durchdringet: Braucht man ſie an Panzers ſtatt, da ſie Schirm und Nutzen bringet. Seines Koͤrpers Schwere gleichet einer ziemlich ſtarken Kuh. Vorn am Halſe iſt es zottigt, aber glatt nach hinten zu. Um ſein langes Ober-Maul, ſoll man es, nicht vorwerts gehen, (Daß es ihm nicht hindr’ im Graſen,) ſondern ruͤckwerts wei- den ſehen. Langen Durſt und ſchwere Arbeit, iſt es tuͤchtig zu ertragen. Doch da ich dieß Kupfer ſeh, zwingt mich faſt die Kunſt zu fragen: Ob die kluge Schwaͤrz am Thier mehr die Landſchaft wei- chen macht, Oder ob die linde Landſchaft es noch mehr herausgebracht.
Die
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Das Elend - Thier.
Das Elend-Thier.
Welch ein ſonderbar Geſchoͤpf! halb ein Hirſch und halb
ein Pferd,
Wovon das Original, auch die kuͤnſtliche Copie,
Beyde, daß man ſie bewundert, und, mit ernſten Blicken, ſie,
Der Natur und Geiſter Urquell bloß zum Ruhm, betrachtet,
werth.
Sein Geweih iſt ganz beſonders, und als ſonſt kein Thier
es traͤget,
Eines Adlers Schwingen gleich, wenn er ſie herunter ſchlaͤget.
Von der Klaue ſaget man, daß ſie große Kraͤfte heget,
Und im Krampf und Nerven-Schmerzen, Linderung und Huͤl-
fe bringet.
Da die Dicke ſeiner Haut weder Stich noch Hieb durchdringet:
Braucht man ſie an Panzers ſtatt, da ſie Schirm und Nutzen
bringet.
Seines Koͤrpers Schwere gleichet einer ziemlich ſtarken Kuh.
Vorn am Halſe iſt es zottigt, aber glatt nach hinten zu.
Um ſein langes Ober-Maul, ſoll man es, nicht vorwerts gehen,
(Daß es ihm nicht hindr’ im Graſen,) ſondern ruͤckwerts wei-
den ſehen.
Langen Durſt und ſchwere Arbeit, iſt es tuͤchtig zu ertragen.
Doch da ich dieß Kupfer ſeh, zwingt mich faſt die Kunſt zu
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Ob die kluge Schwaͤrz am Thier mehr die Landſchaft wei-
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Oder ob die linde Landſchaft es noch mehr herausgebracht.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/270>, abgerufen am 21.12.2024.
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