Welche Schrecken-reiche Höhle, voller Spalten, voller Klüfte, Welche Last gewölbtert Felsen, voller tief - und dunklen Grüfte, Welch ein würdigs Nest der Thiere, deren heissen Durst nach Blut, Grimm, Gefräßigkeit und Bosheit, Hurtigkeit und List und Wuth, Jhre ganze Stellung weist! Kann man doch, fast ohne Grauen, Kaum die sichere Copie, weil auch sie fast lebet, schauen. Seht, wie die, bey ihren Jungen, grimmiglich die Zähne bleckt, Wie ein andrer dort bequem seine Tatzen von sich streckt, Und, auch mit verdeckter Schärfe eingezogner Krallen, schreckt. Einer sieht sich grimmig um. Selber an der jungen Schaar, Wird man eine junge Bosheit, kleine Tücke schon gewahr. Seht, wie jener alle Muskeln, zu dem nahen Raub, bestimmt; Wie, in seinem scharfen Blicke, recht ein wildes Feuer glimmt! Sehet, wie der große dort mordbegierge Klauen krümmt. Doch warum, macht etwa jemand mir vielleicht hier einen Zweifel, Zeugt, in Lüchsen, die Natur, gleichsam eingefleischte Teufel? Nicht umsonst. Sie dienen uns. Man kann sie zum Jagen nützen, Und es müssen ihre Bälge uns für scharfe Kälte schützen.
Die
Die Luͤchſe.
Die Luͤchſe.
Welche Schrecken-reiche Hoͤhle, voller Spalten, voller Kluͤfte, Welche Laſt gewoͤlbtert Felſen, voller tief - und dunklen Gruͤfte, Welch ein wuͤrdigs Neſt der Thiere, deren heiſſen Durſt nach Blut, Grimm, Gefraͤßigkeit und Bosheit, Hurtigkeit und Liſt und Wuth, Jhre ganze Stellung weiſt! Kann man doch, faſt ohne Grauen, Kaum die ſichere Copie, weil auch ſie faſt lebet, ſchauen. Seht, wie die, bey ihren Jungen, grimmiglich die Zaͤhne bleckt, Wie ein andrer dort bequem ſeine Tatzen von ſich ſtreckt, Und, auch mit verdeckter Schaͤrfe eingezogner Krallen, ſchreckt. Einer ſieht ſich grimmig um. Selber an der jungen Schaar, Wird man eine junge Bosheit, kleine Tuͤcke ſchon gewahr. Seht, wie jener alle Muskeln, zu dem nahen Raub, beſtimmt; Wie, in ſeinem ſcharfen Blicke, recht ein wildes Feuer glimmt! Sehet, wie der große dort mordbegierge Klauen kruͤmmt. Doch warum, macht etwa jemand mir vielleicht hier einen Zweifel, Zeugt, in Luͤchſen, die Natur, gleichſam eingefleiſchte Teufel? Nicht umſonſt. Sie dienen uns. Man kann ſie zum Jagen nuͤtzen, Und es muͤſſen ihre Baͤlge uns fuͤr ſcharfe Kaͤlte ſchuͤtzen.
Die
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Die Luͤchſe.
Die Luͤchſe.
Welche Schrecken-reiche Hoͤhle, voller Spalten, voller Kluͤfte,
Welche Laſt gewoͤlbtert Felſen, voller tief - und dunklen
Gruͤfte,
Welch ein wuͤrdigs Neſt der Thiere, deren heiſſen Durſt nach
Blut,
Grimm, Gefraͤßigkeit und Bosheit, Hurtigkeit und Liſt und
Wuth,
Jhre ganze Stellung weiſt! Kann man doch, faſt ohne Grauen,
Kaum die ſichere Copie, weil auch ſie faſt lebet, ſchauen.
Seht, wie die, bey ihren Jungen, grimmiglich die Zaͤhne bleckt,
Wie ein andrer dort bequem ſeine Tatzen von ſich ſtreckt,
Und, auch mit verdeckter Schaͤrfe eingezogner Krallen, ſchreckt.
Einer ſieht ſich grimmig um. Selber an der jungen Schaar,
Wird man eine junge Bosheit, kleine Tuͤcke ſchon gewahr.
Seht, wie jener alle Muskeln, zu dem nahen Raub, beſtimmt;
Wie, in ſeinem ſcharfen Blicke, recht ein wildes Feuer glimmt!
Sehet, wie der große dort mordbegierge Klauen kruͤmmt.
Doch warum, macht etwa jemand mir vielleicht hier einen
Zweifel,
Zeugt, in Luͤchſen, die Natur, gleichſam eingefleiſchte Teufel?
Nicht umſonſt. Sie dienen uns. Man kann ſie zum Jagen nuͤtzen,
Und es muͤſſen ihre Baͤlge uns fuͤr ſcharfe Kaͤlte ſchuͤtzen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/256>, abgerufen am 21.12.2024.
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