Herrn Ridingers in Augspurg übersandte treffliche Zeichnungen wilder Thiere mit ernsthafter Lust be- trachtet. Dieses vortreffliche Werk ist nachher, nebst der Poesie, in Kupfer gestochen, von ihm her- ausgegeben.
Wir beschreiben alle beyde, Gott zum Ruhm und uns zur Freude, Das so schöne Weltgebäude, Jch mit Dinte, du mit Kreide.
Die Hirsche.
No. 1.
Hat man jemals die Natur, mit der Kunst vereint, gesehn: So geschichts auf diesen Blättern. Daß, mit etwas schwar- zer Erde, Alles, was auf dieser Welt wunderschön, so wunderschön Vorgestellt, gefärbt, gebildet, ja fast gar belebet werde; Jst so künst-als unbegreiflich. Schaut den nah-und fernen Wald! Es vertieft der Blick sich hier, in den weit entlegnen Büschen, Wo sich, mit gebrochnen Lichtern, Schlag - und andre Schatten mischen. An des bunten Birkenstammes Riesen-förmige Gestalt, Freut sich mein erstauntes Aug. Jn geruhigem Vergnügen,
Sie-
Die Hirſche.
Herrn Ridingers in Augſpurg uͤberſandte treffliche Zeichnungen wilder Thiere mit ernſthafter Luſt be- trachtet. Dieſes vortreffliche Werk iſt nachher, nebſt der Poeſie, in Kupfer geſtochen, von ihm her- ausgegeben.
Wir beſchreiben alle beyde, Gott zum Ruhm und uns zur Freude, Das ſo ſchoͤne Weltgebaͤude, Jch mit Dinte, du mit Kreide.
Die Hirſche.
No. 1.
Hat man jemals die Natur, mit der Kunſt vereint, geſehn: So geſchichts auf dieſen Blaͤttern. Daß, mit etwas ſchwar- zer Erde, Alles, was auf dieſer Welt wunderſchoͤn, ſo wunderſchoͤn Vorgeſtellt, gefaͤrbt, gebildet, ja faſt gar belebet werde; Jſt ſo kuͤnſt-als unbegreiflich. Schaut den nah-und fernen Wald! Es vertieft der Blick ſich hier, in den weit entlegnen Buͤſchen, Wo ſich, mit gebrochnen Lichtern, Schlag - und andre Schatten miſchen. An des bunten Birkenſtammes Rieſen-foͤrmige Geſtalt, Freut ſich mein erſtauntes Aug. Jn geruhigem Vergnuͤgen,
Sie-
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Die Hirſche.
Herrn Ridingers in Augſpurg
uͤberſandte treffliche Zeichnungen wilder
Thiere mit ernſthafter Luſt be-
trachtet.
Dieſes vortreffliche Werk iſt nachher, nebſt der
Poeſie, in Kupfer geſtochen, von ihm her-
ausgegeben.
Wir beſchreiben alle beyde,
Gott zum Ruhm und uns zur Freude,
Das ſo ſchoͤne Weltgebaͤude,
Jch mit Dinte, du mit Kreide.
Die Hirſche.
No. 1.
Hat man jemals die Natur, mit der Kunſt vereint, geſehn:
So geſchichts auf dieſen Blaͤttern. Daß, mit etwas ſchwar-
zer Erde,
Alles, was auf dieſer Welt wunderſchoͤn, ſo wunderſchoͤn
Vorgeſtellt, gefaͤrbt, gebildet, ja faſt gar belebet werde;
Jſt ſo kuͤnſt-als unbegreiflich. Schaut den nah-und fernen Wald!
Es vertieft der Blick ſich hier, in den weit entlegnen Buͤſchen,
Wo ſich, mit gebrochnen Lichtern, Schlag - und andre Schatten
miſchen.
An des bunten Birkenſtammes Rieſen-foͤrmige Geſtalt,
Freut ſich mein erſtauntes Aug. Jn geruhigem Vergnuͤgen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/240>, abgerufen am 30.12.2024.
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