Jch sahe jüngst das güldne Feuer der untergehnden Son- nen an, Die meine Seele nur bewundern, nie würdiglich beschreiben kann. Jch senkte mich, mit Aug und Herzen, in diesen überirdschen Schein, Jn dieser güldne Himmels-Gluht, von Andacht angeflammt, hinein, Die, da sie eben unterging, die dann von Blendung sichern Augen, Durch die dort dickre Luft gestärkt, fast unverwandt zu sehen taugen.
So wohl von Licht als Lust erfüllet, und fast verklärt, in tausend Freuden, Fing, an dem Schatz des hellen Lichts, Sich in den Kräften des Gesichts, Der auch bestralte Geist, sich innig an zu weiden, So daß er sich in ihre Pracht, Zu Ehren dem, der sie so wunderschön gemacht, Mit allen seinen Kräften senkte, Und sich, in ihr, zum Schöpfer lenkte. Jch nam ein Perspectiv zur Hand, Da ich denn, an der Sonnen Körper, ein nie gesehnes Wun- der fand.
Jch sahe, fast erstaunt, derselben äussern Rand, Nicht feste, stet und still, wie es den Augen scheint,
Und
Betrachtung der Sonne.
Fernerweitige Betrachtung der Sonne.
Jch ſahe juͤngſt das guͤldne Feuer der untergehnden Son- nen an, Die meine Seele nur bewundern, nie wuͤrdiglich beſchreiben kann. Jch ſenkte mich, mit Aug und Herzen, in dieſen uͤberirdſchen Schein, Jn dieſer guͤldne Himmels-Gluht, von Andacht angeflammt, hinein, Die, da ſie eben unterging, die dann von Blendung ſichern Augen, Durch die dort dickre Luft geſtaͤrkt, faſt unverwandt zu ſehen taugen.
So wohl von Licht als Luſt erfuͤllet, und faſt verklaͤrt, in tauſend Freuden, Fing, an dem Schatz des hellen Lichts, Sich in den Kraͤften des Geſichts, Der auch beſtralte Geiſt, ſich innig an zu weiden, So daß er ſich in ihre Pracht, Zu Ehren dem, der ſie ſo wunderſchoͤn gemacht, Mit allen ſeinen Kraͤften ſenkte, Und ſich, in ihr, zum Schoͤpfer lenkte. Jch nam ein Perſpectiv zur Hand, Da ich denn, an der Sonnen Koͤrper, ein nie geſehnes Wun- der fand.
Jch ſahe, faſt erſtaunt, derſelben aͤuſſern Rand, Nicht feſte, ſtet und ſtill, wie es den Augen ſcheint,
Und
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Betrachtung der Sonne.
Fernerweitige
Betrachtung der Sonne.
Jch ſahe juͤngſt das guͤldne Feuer der untergehnden Son-
nen an,
Die meine Seele nur bewundern, nie wuͤrdiglich beſchreiben
kann.
Jch ſenkte mich, mit Aug und Herzen, in dieſen uͤberirdſchen
Schein,
Jn dieſer guͤldne Himmels-Gluht, von Andacht angeflammt,
hinein,
Die, da ſie eben unterging, die dann von Blendung ſichern
Augen,
Durch die dort dickre Luft geſtaͤrkt, faſt unverwandt zu ſehen
taugen.
So wohl von Licht als Luſt erfuͤllet, und faſt verklaͤrt, in
tauſend Freuden,
Fing, an dem Schatz des hellen Lichts,
Sich in den Kraͤften des Geſichts,
Der auch beſtralte Geiſt, ſich innig an zu weiden,
So daß er ſich in ihre Pracht,
Zu Ehren dem, der ſie ſo wunderſchoͤn gemacht,
Mit allen ſeinen Kraͤften ſenkte,
Und ſich, in ihr, zum Schoͤpfer lenkte.
Jch nam ein Perſpectiv zur Hand,
Da ich denn, an der Sonnen Koͤrper, ein nie geſehnes Wun-
der fand.
Jch ſahe, faſt erſtaunt, derſelben aͤuſſern Rand,
Nicht feſte, ſtet und ſtill, wie es den Augen ſcheint,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/132>, abgerufen am 03.12.2024.
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