Laßt uns, in dieser schönen Zeit, um unsern Schöpfer zu erheben, Uns auf das reifende Gefilde, wo Nutz und Lust vereint, begeben! Seht dort die Wolken-gleichen Kreise, in jener Bäume Wip- fel, an, Die sich in halbe Zirkel wölben, und sich einander übersteigen, Wodurch sich schöne grüne Lichter, und schöne grüne Schat- ten zeigen! Seht dort das Feld im güldnen Stück, so weit das Auge tra- gen kann, Ach! seht von den schon trocknen Halmen, im Sonnenstral, das süsse Blitzen! Die bald auf einem halben Grunde, des Himmels, und bald ja so schön, Auf einem schönen dunkelgrünen des Waldes, noch verschö- nert stehn, Der Segen-schwangern, weißlich-gelben, und gleichsam güld- ner Aehren Spitzen! Seht, wie von ihrer großen Menge, die, so vor andern sich erhöhn, Und über der gemeinen Aehren vereintem Heer erhaben sitzen, Durch ihrer Gründe Gegensatz, sehr deut- und zierlich anzusehn, Von welchen einige, gebogen, Gott in dem schweren Segen preisen; Wenn die geraden ihn uns, gleichsam mit aufgerecktem Finger, weisen, Man sieht mit Lust, wenn oftermal gelinde Winde säuselnd kühlen,
Die
Sommer-Betrachtung.
Sommer-Betrachtung.
Laßt uns, in dieſer ſchoͤnen Zeit, um unſern Schoͤpfer zu erheben, Uns auf das reifende Gefilde, wo Nutz und Luſt vereint, begeben! Seht dort die Wolken-gleichen Kreiſe, in jener Baͤume Wip- fel, an, Die ſich in halbe Zirkel woͤlben, und ſich einander uͤberſteigen, Wodurch ſich ſchoͤne gruͤne Lichter, und ſchoͤne gruͤne Schat- ten zeigen! Seht dort das Feld im guͤldnen Stuͤck, ſo weit das Auge tra- gen kann, Ach! ſeht von den ſchon trocknen Halmen, im Sonnenſtral, das ſuͤſſe Blitzen! Die bald auf einem halben Grunde, des Himmels, und bald ja ſo ſchoͤn, Auf einem ſchoͤnen dunkelgruͤnen des Waldes, noch verſchoͤ- nert ſtehn, Der Segen-ſchwangern, weißlich-gelben, und gleichſam guͤld- ner Aehren Spitzen! Seht, wie von ihrer großen Menge, die, ſo vor andern ſich erhoͤhn, Und uͤber der gemeinen Aehren vereintem Heer erhaben ſitzen, Durch ihrer Gruͤnde Gegenſatz, ſehr deut- und zierlich anzuſehn, Von welchen einige, gebogen, Gott in dem ſchweren Segen preiſen; Wenn die geraden ihn uns, gleichſam mit aufgerecktem Finger, weiſen, Man ſieht mit Luſt, wenn oftermal gelinde Winde ſaͤuſelnd kuͤhlen,
Die
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Sommer-Betrachtung.
Sommer-Betrachtung.
Laßt uns, in dieſer ſchoͤnen Zeit, um unſern Schoͤpfer zu erheben,
Uns auf das reifende Gefilde, wo Nutz und Luſt vereint,
begeben!
Seht dort die Wolken-gleichen Kreiſe, in jener Baͤume Wip-
fel, an,
Die ſich in halbe Zirkel woͤlben, und ſich einander uͤberſteigen,
Wodurch ſich ſchoͤne gruͤne Lichter, und ſchoͤne gruͤne Schat-
ten zeigen!
Seht dort das Feld im guͤldnen Stuͤck, ſo weit das Auge tra-
gen kann,
Ach! ſeht von den ſchon trocknen Halmen, im Sonnenſtral,
das ſuͤſſe Blitzen!
Die bald auf einem halben Grunde, des Himmels, und bald
ja ſo ſchoͤn,
Auf einem ſchoͤnen dunkelgruͤnen des Waldes, noch verſchoͤ-
nert ſtehn,
Der Segen-ſchwangern, weißlich-gelben, und gleichſam guͤld-
ner Aehren Spitzen!
Seht, wie von ihrer großen Menge, die, ſo vor andern ſich
erhoͤhn,
Und uͤber der gemeinen Aehren vereintem Heer erhaben ſitzen,
Durch ihrer Gruͤnde Gegenſatz, ſehr deut- und zierlich anzuſehn,
Von welchen einige, gebogen, Gott in dem ſchweren Segen
preiſen;
Wenn die geraden ihn uns, gleichſam mit aufgerecktem Finger,
weiſen,
Man ſieht mit Luſt, wenn oftermal gelinde Winde ſaͤuſelnd
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/116>, abgerufen am 03.12.2024.
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