B.Wer setzte deinen hohen Throu, O prächtig-schöne Kaiser-Cron', Allhier so nah am Rosen-Strauch? Da ja der Dornen starre Spitzen, An stat denselbigen zu stützen, An stat die Blätter zu beschützen, Dir deine Blätter gantz zerritzen?
K. So wie du denckest, denck ich auch. Jch meint', in stetigem Vergnügen. Auf frischen Rosen sanft zu liegen: So aber reibet Eurus Hauch Mich an die Dornen, ehe noch Die Rosen aus den Knospen brechen; Wodurch sie denn so manches Loch Jn mich und meinen Purpur stechen,
Jhr Herrscher, die ihr Cronen tragt, Lasst, was der Bluhmen Crone sagt, Auch euch zur Lehr' ans Hertze gehen, Jndem der allermeisten Cronen Auch noch so fest gegründte Thronen Beym Rosen-Strauch gepflantzet stehen.
Noch
Die Kaiſer-Crone.
Die Kaiſer-Crone.
B.Wer ſetzte deinen hohen Throu, O praͤchtig-ſchoͤne Kaiſer-Cron’, Allhier ſo nah am Roſen-Strauch? Da ja der Dornen ſtarre Spitzen, An ſtat denſelbigen zu ſtuͤtzen, An ſtat die Blaͤtter zu beſchuͤtzen, Dir deine Blaͤtter gantz zerritzen?
K. So wie du denckeſt, denck ich auch. Jch meint’, in ſtetigem Vergnuͤgen. Auf friſchen Roſen ſanft zu liegen: So aber reibet Eurus Hauch Mich an die Dornen, ehe noch Die Roſen aus den Knoſpen brechen; Wodurch ſie denn ſo manches Loch Jn mich und meinen Purpur ſtechen,
Jhr Herrſcher, die ihr Cronen tragt, Laſſt, was der Bluhmen Crone ſagt, Auch euch zur Lehr’ ans Hertze gehen, Jndem der allermeiſten Cronen Auch noch ſo feſt gegruͤndte Thronen Beym Roſen-Strauch gepflantzet ſtehen.
Noch
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0093"n="61"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Kaiſer-Crone.</hi></fw><lb/><divn="2"><lgtype="poem"><head><hirendition="#b">Die Kaiſer-Crone.</hi></head><lb/><lgn="1"><l><hirendition="#aq">B.</hi><hirendition="#in">W</hi>er ſetzte deinen hohen Throu,</l><lb/><l>O praͤchtig-ſchoͤne Kaiſer-Cron’,</l><lb/><l>Allhier ſo nah am Roſen-Strauch?</l><lb/><l>Da ja der Dornen ſtarre Spitzen,</l><lb/><l>An ſtat denſelbigen zu ſtuͤtzen,</l><lb/><l>An ſtat die Blaͤtter zu beſchuͤtzen,</l><lb/><l>Dir deine Blaͤtter gantz zerritzen?</l></lg><lb/><lgn="2"><l><hirendition="#aq">K.</hi> So wie du denckeſt, denck ich auch.</l><lb/><l>Jch meint’, in ſtetigem Vergnuͤgen.</l><lb/><l>Auf friſchen Roſen ſanft zu liegen:</l><lb/><l>So aber reibet Eurus Hauch</l><lb/><l>Mich an die Dornen, ehe noch</l><lb/><l>Die Roſen aus den Knoſpen brechen;</l><lb/><l>Wodurch ſie denn ſo manches Loch</l><lb/><l>Jn mich und meinen Purpur ſtechen,</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Jhr Herrſcher, die ihr Cronen tragt,</l><lb/><l>Laſſt, was der Bluhmen Crone ſagt,</l><lb/><l>Auch euch zur Lehr’ ans Hertze gehen,</l><lb/><l>Jndem der allermeiſten Cronen</l><lb/><l>Auch noch ſo feſt gegruͤndte Thronen</l><lb/><l>Beym Roſen-Strauch gepflantzet ſtehen.</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Noch</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[61/0093]
Die Kaiſer-Crone.
Die Kaiſer-Crone.
B. Wer ſetzte deinen hohen Throu,
O praͤchtig-ſchoͤne Kaiſer-Cron’,
Allhier ſo nah am Roſen-Strauch?
Da ja der Dornen ſtarre Spitzen,
An ſtat denſelbigen zu ſtuͤtzen,
An ſtat die Blaͤtter zu beſchuͤtzen,
Dir deine Blaͤtter gantz zerritzen?
K. So wie du denckeſt, denck ich auch.
Jch meint’, in ſtetigem Vergnuͤgen.
Auf friſchen Roſen ſanft zu liegen:
So aber reibet Eurus Hauch
Mich an die Dornen, ehe noch
Die Roſen aus den Knoſpen brechen;
Wodurch ſie denn ſo manches Loch
Jn mich und meinen Purpur ſtechen,
Jhr Herrſcher, die ihr Cronen tragt,
Laſſt, was der Bluhmen Crone ſagt,
Auch euch zur Lehr’ ans Hertze gehen,
Jndem der allermeiſten Cronen
Auch noch ſo feſt gegruͤndte Thronen
Beym Roſen-Strauch gepflantzet ſtehen.
Noch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/93>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.