Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Betrachtung der Vögel. Betrachtung der Vögel. Nach dem ich mancherley Geschöpfe schon beschrieben, Kann ich nicht länger widerstehn Der Neigung, die mich längst getrieben, Von allen Thieren, die so schön, Die schönst- und zierlichsten, die Vögel, zu besehn; Um in derselben Bau, Geschwindigkeit und Pracht, Die Wunder Des, der sie gemacht, Mit tausend Freuden zu besingen. Ach! laß, was ich von ihrem Heer, Zu Deines Nahmens Preis' und Ehr, O Schöpffer, schreibe, wol gelingen! Befiedertes Geschöpff, das mit geschwinden Schwingen Bald in der dünnen Lufft, und bald in dicken Wäldern, Auf hohen Zweigen bald, und bald in flachen Feldern, Bald schwebt, bald hüpfft, bald springt, bald fliegt, Und das mit schweben, hüpffen, springen, Mit raschem fliegen, hellem singen, Sowol sich selbst, als uns vergnügt; Du zeigest der Vernunft, die dich betrachtet, Und auf dein sonderlich gebildet Wesen achtet, Ein neues Feld voll Wunder, voller Macht, Und voller Weisheit Des, der dich hervor gebracht. Wie Bluhmen für die Nas', und gleichfalls fürs Gesicht, Bewunderns-würdig zugericht't; So scheint der Vögel Schaar für Augen und für Ohren Recht eigentlich erschaffen und erkohren. Wer
Betrachtung der Voͤgel. Betrachtung der Voͤgel. Nach dem ich mancherley Geſchoͤpfe ſchon beſchrieben, Kann ich nicht laͤnger widerſtehn Der Neigung, die mich laͤngſt getrieben, Von allen Thieren, die ſo ſchoͤn, Die ſchoͤnſt- und zierlichſten, die Voͤgel, zu beſehn; Um in derſelben Bau, Geſchwindigkeit und Pracht, Die Wunder Des, der ſie gemacht, Mit tauſend Freuden zu beſingen. Ach! laß, was ich von ihrem Heer, Zu Deines Nahmens Preiſ’ und Ehr, O Schoͤpffer, ſchreibe, wol gelingen! Befiedertes Geſchoͤpff, das mit geſchwinden Schwingen Bald in der duͤnnen Lufft, und bald in dicken Waͤldern, Auf hohen Zweigen bald, und bald in flachen Feldern, Bald ſchwebt, bald huͤpfft, bald ſpringt, bald fliegt, Und das mit ſchweben, huͤpffen, ſpringen, Mit raſchem fliegen, hellem ſingen, Sowol ſich ſelbſt, als uns vergnuͤgt; Du zeigeſt der Vernunft, die dich betrachtet, Und auf dein ſonderlich gebildet Weſen achtet, Ein neues Feld voll Wunder, voller Macht, Und voller Weisheit Des, der dich hervor gebracht. Wie Bluhmen fuͤr die Naſ’, und gleichfalls fuͤrs Geſicht, Bewunderns-wuͤrdig zugericht’t; So ſcheint der Voͤgel Schaar fuͤr Augen und fuͤr Ohren Recht eigentlich erſchaffen und erkohren. Wer
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Betrachtung der Voͤgel.
Betrachtung der Voͤgel.
Nach dem ich mancherley Geſchoͤpfe ſchon beſchrieben,
Kann ich nicht laͤnger widerſtehn
Der Neigung, die mich laͤngſt getrieben,
Von allen Thieren, die ſo ſchoͤn,
Die ſchoͤnſt- und zierlichſten, die Voͤgel, zu beſehn;
Um in derſelben Bau, Geſchwindigkeit und Pracht,
Die Wunder Des, der ſie gemacht,
Mit tauſend Freuden zu beſingen.
Ach! laß, was ich von ihrem Heer,
Zu Deines Nahmens Preiſ’ und Ehr,
O Schoͤpffer, ſchreibe, wol gelingen!
Befiedertes Geſchoͤpff, das mit geſchwinden Schwingen
Bald in der duͤnnen Lufft, und bald in dicken Waͤldern,
Auf hohen Zweigen bald, und bald in flachen Feldern,
Bald ſchwebt, bald huͤpfft, bald ſpringt, bald fliegt,
Und das mit ſchweben, huͤpffen, ſpringen,
Mit raſchem fliegen, hellem ſingen,
Sowol ſich ſelbſt, als uns vergnuͤgt;
Du zeigeſt der Vernunft, die dich betrachtet,
Und auf dein ſonderlich gebildet Weſen achtet,
Ein neues Feld voll Wunder, voller Macht,
Und voller Weisheit Des, der dich hervor gebracht.
Wie Bluhmen fuͤr die Naſ’, und gleichfalls fuͤrs Geſicht,
Bewunderns-wuͤrdig zugericht’t;
So ſcheint der Voͤgel Schaar fuͤr Augen und fuͤr Ohren
Recht eigentlich erſchaffen und erkohren.
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