Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Als mitten in der Ausfertigung dieses Buches dem Herrn Verfasser Sein allerliebster Zweiter Sohn durch den Tod entrissen ward, entfielen folgende Gedancken dem Ausgeber. Geist, der ein Muster-Bild den stärcksten Gei- stern giebt, Mann, dessen Mannes-Hertz die Stürme nie besiegen; Da eben meinen Fleiß Dein neu Vergnügen übt, Entreisst die Schickung Dir ein irdisches Vergnügen. Dein Aug' und dieß Papier gehn beide gleich zur Nässe: Dich übergiebt Dein GOTT, wie Du Dein Buch, der Presse. Mich deucht, ich finde was in diesem Ungefehr, Das mir, an tröstens stat, gebeut zu prophezeien. Den Büchern reicht der Druck nur Licht und Leben her: Und hierin wird auch Dir die Gleichheit angedeien. Das Creutz erpresst nichts mehr, als Deines Glantzes Proben: Dieß Lob gehört für Dich: gedruckt und doch er- hoben. M. R. Jr-
Als mitten in der Ausfertigung dieſes Buches dem Herrn Verfaſſer Sein allerliebſter Zweiter Sohn durch den Tod entriſſen ward, entfielen folgende Gedancken dem Ausgeber. Geiſt, der ein Muſter-Bild den ſtaͤrckſten Gei- ſtern giebt, Mann, deſſen Mannes-Hertz die Stuͤrme nie beſiegen; Da eben meinen Fleiß Dein neu Vergnuͤgen uͤbt, Entreiſſt die Schickung Dir ein irdiſches Vergnuͤgen. Dein Aug’ und dieß Papier gehn beide gleich zur Naͤſſe: Dich uͤbergiebt Dein GOTT, wie Du Dein Buch, der Preſſe. Mich deucht, ich finde was in dieſem Ungefehr, Das mir, an troͤſtens ſtat, gebeut zu prophezeien. Den Buͤchern reicht der Druck nur Licht und Leben her: Und hierin wird auch Dir die Gleichheit angedeien. Das Creutz erpreſſt nichts mehr, als Deines Glantzes Proben: Dieß Lob gehoͤrt fuͤr Dich: gedruckt und doch er- hoben. M. R. Jr-
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Als
mitten in der Ausfertigung
dieſes Buches
dem Herrn Verfaſſer
Sein allerliebſter Zweiter Sohn
durch den Tod entriſſen ward,
entfielen folgende Gedancken
dem Ausgeber.
Geiſt, der ein Muſter-Bild den ſtaͤrckſten Gei-
ſtern giebt,
Mann, deſſen Mannes-Hertz die Stuͤrme nie beſiegen;
Da eben meinen Fleiß Dein neu Vergnuͤgen uͤbt,
Entreiſſt die Schickung Dir ein irdiſches Vergnuͤgen.
Dein Aug’ und dieß Papier gehn beide gleich zur Naͤſſe:
Dich uͤbergiebt Dein GOTT, wie Du Dein Buch,
der Preſſe.
Mich deucht, ich finde was in dieſem Ungefehr,
Das mir, an troͤſtens ſtat, gebeut zu prophezeien.
Den Buͤchern reicht der Druck nur Licht und Leben her:
Und hierin wird auch Dir die Gleichheit angedeien.
Das Creutz erpreſſt nichts mehr, als Deines Glantzes
Proben:
Dieß Lob gehoͤrt fuͤr Dich: gedruckt und doch er-
hoben.
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