Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
Verstockte Blindheit.
Verstockte Blindheit.
Der nimmer ruhige verschmitzte Cacopist,
Ein Arbeit-seelger Alchymist,
Der Tag und Nacht aus Bley, und aus verbrannten Kohlen,
Der Weisen Stein beschäfftigt war zu holen;
Dem aber nun, weil er so offt betrogen,
Sein letzter Heller auch aus dem Camin geflogen,
Ward von dem mächtigen und reichen Agathander
Jn seiner Klufft besucht, wo schwartz berauchte Wände,
Wo Schlacken sonder Maaß, wo Tiegel ohne Zahl,
Wo Oefen sonder Ende,
Und welche nun, seit so viel Jahren,
Zum ersten mahl
Vom Feur und Kohlen leer und kalt,
Bey Hauffen anzutreffen waren.
Aus diesem Schwefel-Loch und finstern Aufenthalt,
Wird Cacopist, mit vieler Höflichkeit
Und Bitten, in ein Schloß gezogen,
Das Agathander erst vor kurtzer Zeit,
Nebst einem mehr als Königlichen Garten,
Erbaut und angelegt. Die Pracht, Vollkommenheit,
Die Bau-Kunst, tausend Arten
Von fremder Seltenheit,
Fontainen, Grotten und Alleen;
Die fast nicht abzusehen seyn;
Gebüsche voller Nachtigallen
Gewässer die von Stein auf Stein
Mit murmelndem Geriesel fallen|,
Sind ja so schön daselbst, als zu Jertzbeck, zu sehen.
Was
Verſtockte Blindheit.
Verſtockte Blindheit.
Der nimmer ruhige verſchmitzte Cacopiſt,
Ein Arbeit-ſeelger Alchymiſt,
Der Tag und Nacht aus Bley, und aus verbrannten Kohlen,
Der Weiſen Stein beſchaͤfftigt war zu holen;
Dem aber nun, weil er ſo offt betrogen,
Sein letzter Heller auch aus dem Camin geflogen,
Ward von dem maͤchtigen und reichen Agathander
Jn ſeiner Klufft beſucht, wo ſchwartz berauchte Waͤnde,
Wo Schlacken ſonder Maaß, wo Tiegel ohne Zahl,
Wo Oefen ſonder Ende,
Und welche nun, ſeit ſo viel Jahren,
Zum erſten mahl
Vom Feur und Kohlen leer und kalt,
Bey Hauffen anzutreffen waren.
Aus dieſem Schwefel-Loch und finſtern Aufenthalt,
Wird Cacopiſt, mit vieler Hoͤflichkeit
Und Bitten, in ein Schloß gezogen,
Das Agathander erſt vor kurtzer Zeit,
Nebſt einem mehr als Koͤniglichen Garten,
Erbaut und angelegt. Die Pracht, Vollkommenheit,
Die Bau-Kunſt, tauſend Arten
Von fremder Seltenheit,
Fontainen, Grotten und Alleen;
Die faſt nicht abzuſehen ſeyn;
Gebuͤſche voller Nachtigallen
Gewaͤſſer die von Stein auf Stein
Mit murmelndem Gerieſel fallen|,
Sind ja ſo ſchoͤn daſelbſt, als zu Jertzbeck, zu ſehen.
Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0266" n="234"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Ver&#x017F;tockte Blindheit.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Ver&#x017F;tockte Blindheit.</hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>er nimmer ruhige ver&#x017F;chmitzte Cacopi&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Ein Arbeit-&#x017F;eelger Alchymi&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Der Tag und Nacht aus Bley, und aus verbrannten Kohlen,</l><lb/>
              <l>Der Wei&#x017F;en Stein be&#x017F;cha&#x0364;fftigt war zu holen;</l><lb/>
              <l>Dem aber nun, weil er &#x017F;o offt betrogen,</l><lb/>
              <l>Sein letzter Heller auch aus dem Camin geflogen,</l><lb/>
              <l>Ward von dem ma&#x0364;chtigen und reichen Agathander</l><lb/>
              <l>Jn &#x017F;einer Klufft be&#x017F;ucht, wo &#x017F;chwartz berauchte Wa&#x0364;nde,</l><lb/>
              <l>Wo Schlacken &#x017F;onder Maaß, wo Tiegel ohne Zahl,</l><lb/>
              <l>Wo Oefen &#x017F;onder Ende,</l><lb/>
              <l>Und welche nun, &#x017F;eit &#x017F;o viel Jahren,</l><lb/>
              <l>Zum er&#x017F;ten mahl</l><lb/>
              <l>Vom Feur und Kohlen leer und kalt,</l><lb/>
              <l>Bey Hauffen anzutreffen waren.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Aus die&#x017F;em Schwefel-Loch und fin&#x017F;tern Aufenthalt,</l><lb/>
              <l>Wird Cacopi&#x017F;t, mit vieler Ho&#x0364;flichkeit</l><lb/>
              <l>Und Bitten, in ein Schloß gezogen,</l><lb/>
              <l>Das Agathander er&#x017F;t vor kurtzer Zeit,</l><lb/>
              <l>Neb&#x017F;t einem mehr als Ko&#x0364;niglichen Garten,</l><lb/>
              <l>Erbaut und angelegt. Die Pracht, Vollkommenheit,</l><lb/>
              <l>Die Bau-Kun&#x017F;t, tau&#x017F;end Arten</l><lb/>
              <l>Von fremder Seltenheit,</l><lb/>
              <l>Fontainen, Grotten und Alleen;</l><lb/>
              <l>Die fa&#x017F;t nicht abzu&#x017F;ehen &#x017F;eyn;</l><lb/>
              <l>Gebu&#x0364;&#x017F;che voller Nachtigallen</l><lb/>
              <l>Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er die von Stein auf Stein</l><lb/>
              <l>Mit murmelndem Gerie&#x017F;el fallen|,</l><lb/>
              <l>Sind ja &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n da&#x017F;elb&#x017F;t, als zu Jertzbeck, zu &#x017F;ehen.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0266] Verſtockte Blindheit. Verſtockte Blindheit. Der nimmer ruhige verſchmitzte Cacopiſt, Ein Arbeit-ſeelger Alchymiſt, Der Tag und Nacht aus Bley, und aus verbrannten Kohlen, Der Weiſen Stein beſchaͤfftigt war zu holen; Dem aber nun, weil er ſo offt betrogen, Sein letzter Heller auch aus dem Camin geflogen, Ward von dem maͤchtigen und reichen Agathander Jn ſeiner Klufft beſucht, wo ſchwartz berauchte Waͤnde, Wo Schlacken ſonder Maaß, wo Tiegel ohne Zahl, Wo Oefen ſonder Ende, Und welche nun, ſeit ſo viel Jahren, Zum erſten mahl Vom Feur und Kohlen leer und kalt, Bey Hauffen anzutreffen waren. Aus dieſem Schwefel-Loch und finſtern Aufenthalt, Wird Cacopiſt, mit vieler Hoͤflichkeit Und Bitten, in ein Schloß gezogen, Das Agathander erſt vor kurtzer Zeit, Nebſt einem mehr als Koͤniglichen Garten, Erbaut und angelegt. Die Pracht, Vollkommenheit, Die Bau-Kunſt, tauſend Arten Von fremder Seltenheit, Fontainen, Grotten und Alleen; Die faſt nicht abzuſehen ſeyn; Gebuͤſche voller Nachtigallen Gewaͤſſer die von Stein auf Stein Mit murmelndem Gerieſel fallen|, Sind ja ſo ſchoͤn daſelbſt, als zu Jertzbeck, zu ſehen. Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/266
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/266>, abgerufen am 21.12.2024.