Jch stand, an einem heitern Morgen, Nachdem das falbe Heer der Schatten Sich mit der kühlen Nacht verborgen, Bey meines Brunnens Wasser-Strahl'; Und sahe, mit vergnügten Blicken, Wie, von dem Morgen-Licht, sich alle Tropfen schmücken.
Die Wolcken, die bisher die Lufft verhüllet hatten, Zertheilten sich, und liessen Wunder-schön, Jn hellen Silber-weissen Grentzen, Die holen Tieffen, wie Sapphir, Ja aller Creaturen Zier, Das Gold der Sonnen selber, sehn.
Der helle Glantz, der Welt und Himmel füllet, Ward an dem Ort, woselbst das Wasser quillet, Und wo es wieder nieder fällt, Jn einem Schimmer vorgestellt, Der unbeschreiblich ist. Die regen Wellen wallen Und bilden recht des Himmels Licht, Als wie in Spiegeln von Crystallen.
Jhr unaufhörliches bewegen Macht, daß die Strahlen rückwärts prallen, Uns durch das Aug' ins Hertze fallen, Und eine Seelen-Freud' erregen Demjenigen, der an der Creaturen Schätzen Sich dann und wann gewehnt hat zu ergetzen.
Es
Schneller Wechſel.
Schneller Wechſel.
Jch ſtand, an einem heitern Morgen, Nachdem das falbe Heer der Schatten Sich mit der kuͤhlen Nacht verborgen, Bey meines Brunnens Waſſer-Strahl’; Und ſahe, mit vergnuͤgten Blicken, Wie, von dem Morgen-Licht, ſich alle Tropfen ſchmuͤcken.
Die Wolcken, die bisher die Lufft verhuͤllet hatten, Zertheilten ſich, und lieſſen Wunder-ſchoͤn, Jn hellen Silber-weiſſen Grentzen, Die holen Tieffen, wie Sapphir, Ja aller Creaturen Zier, Das Gold der Sonnen ſelber, ſehn.
Der helle Glantz, der Welt und Himmel fuͤllet, Ward an dem Ort, woſelbſt das Waſſer quillet, Und wo es wieder nieder faͤllt, Jn einem Schimmer vorgeſtellt, Der unbeſchreiblich iſt. Die regen Wellen wallen Und bilden recht des Himmels Licht, Als wie in Spiegeln von Cryſtallen.
Jhr unaufhoͤrliches bewegen Macht, daß die Strahlen ruͤckwaͤrts prallen, Uns durch das Aug’ ins Hertze fallen, Und eine Seelen-Freud’ erregen Demjenigen, der an der Creaturen Schaͤtzen Sich dann und wann gewehnt hat zu ergetzen.
Es
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Schneller Wechſel.
Schneller Wechſel.
Jch ſtand, an einem heitern Morgen,
Nachdem das falbe Heer der Schatten
Sich mit der kuͤhlen Nacht verborgen,
Bey meines Brunnens Waſſer-Strahl’;
Und ſahe, mit vergnuͤgten Blicken,
Wie, von dem Morgen-Licht, ſich alle Tropfen ſchmuͤcken.
Die Wolcken, die bisher die Lufft verhuͤllet hatten,
Zertheilten ſich, und lieſſen Wunder-ſchoͤn,
Jn hellen Silber-weiſſen Grentzen,
Die holen Tieffen, wie Sapphir,
Ja aller Creaturen Zier,
Das Gold der Sonnen ſelber, ſehn.
Der helle Glantz, der Welt und Himmel fuͤllet,
Ward an dem Ort, woſelbſt das Waſſer quillet,
Und wo es wieder nieder faͤllt,
Jn einem Schimmer vorgeſtellt,
Der unbeſchreiblich iſt. Die regen Wellen wallen
Und bilden recht des Himmels Licht,
Als wie in Spiegeln von Cryſtallen.
Jhr unaufhoͤrliches bewegen
Macht, daß die Strahlen ruͤckwaͤrts prallen,
Uns durch das Aug’ ins Hertze fallen,
Und eine Seelen-Freud’ erregen
Demjenigen, der an der Creaturen Schaͤtzen
Sich dann und wann gewehnt hat zu ergetzen.
Es
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/246>, abgerufen am 22.02.2025.
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