Ja, ja, man nennet dich gewiß, O ungemeine Wunder-Bluhme, Mit Recht Flos Admirabilis. Wo ihrem Schöpfer ie zum Ruhme Ein irdisches Gewächs geblüht, So thut es wahrlich deine Pracht, Da alles, was man an dir sieht, Uns in der Form und Farb' anlacht.
Wann ich beym gläntzenden Gepränge Von deiner schönen Staude steh; Wann ich der bunten Bluhmen Menge, Die deinen Busch bedecket, seh: Erstaun' ich, weil ihr Reichthum mir Den Schatz und Reichthum der Natur, Die unerschöpflich sind, nicht nur, Nein, auch zugleich in ihrer Zier Ein' Ordnung, eine Weisheit, zeiget, Die allen menschlichen Verstand, Wie weit er geht, weit übersteiget.
Es ist vielleicht den wenigsten bekannt, Daß ieder Tag zu seinem Theil' Ein eignes Heer von Bluhmen hat. Sie kommen und vergehn in Eil. Es öffnet sich ihr Circkel-rundes Blat, Woraus ihr Cörper gantz besteht, Des Nachmittags, wann bald der Tag vergeht.
Sie
Flos Admirabilis.
Flos Admirabilis.
Ja, ja, man nennet dich gewiß, O ungemeine Wunder-Bluhme, Mit Recht Flos Admirabilis. Wo ihrem Schoͤpfer ie zum Ruhme Ein irdiſches Gewaͤchs gebluͤht, So thut es wahrlich deine Pracht, Da alles, was man an dir ſieht, Uns in der Form und Farb’ anlacht.
Wann ich beym glaͤntzenden Gepraͤnge Von deiner ſchoͤnen Staude ſteh; Wann ich der bunten Bluhmen Menge, Die deinen Buſch bedecket, ſeh: Erſtaun’ ich, weil ihr Reichthum mir Den Schatz und Reichthum der Natur, Die unerſchoͤpflich ſind, nicht nur, Nein, auch zugleich in ihrer Zier Ein’ Ordnung, eine Weisheit, zeiget, Die allen menſchlichen Verſtand, Wie weit er geht, weit uͤberſteiget.
Es iſt vielleicht den wenigſten bekannt, Daß ieder Tag zu ſeinem Theil’ Ein eignes Heer von Bluhmen hat. Sie kommen und vergehn in Eil. Es oͤffnet ſich ihr Circkel-rundes Blat, Woraus ihr Coͤrper gantz beſteht, Des Nachmittags, wann bald der Tag vergeht.
Sie
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Flos Admirabilis.
Flos Admirabilis.
Ja, ja, man nennet dich gewiß,
O ungemeine Wunder-Bluhme,
Mit Recht Flos Admirabilis.
Wo ihrem Schoͤpfer ie zum Ruhme
Ein irdiſches Gewaͤchs gebluͤht,
So thut es wahrlich deine Pracht,
Da alles, was man an dir ſieht,
Uns in der Form und Farb’ anlacht.
Wann ich beym glaͤntzenden Gepraͤnge
Von deiner ſchoͤnen Staude ſteh;
Wann ich der bunten Bluhmen Menge,
Die deinen Buſch bedecket, ſeh:
Erſtaun’ ich, weil ihr Reichthum mir
Den Schatz und Reichthum der Natur,
Die unerſchoͤpflich ſind, nicht nur,
Nein, auch zugleich in ihrer Zier
Ein’ Ordnung, eine Weisheit, zeiget,
Die allen menſchlichen Verſtand,
Wie weit er geht, weit uͤberſteiget.
Es iſt vielleicht den wenigſten bekannt,
Daß ieder Tag zu ſeinem Theil’
Ein eignes Heer von Bluhmen hat.
Sie kommen und vergehn in Eil.
Es oͤffnet ſich ihr Circkel-rundes Blat,
Woraus ihr Coͤrper gantz beſteht,
Des Nachmittags, wann bald der Tag vergeht.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/206>, abgerufen am 22.02.2025.
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