Wir haben zu des Schöpfers Ruhme, wol eh' uns in die Höh' geschwungen, Und, zu des Allerhöchsten Ehren, wol eh' vom Grossen was gesungen: Wir haben ebenfalls den Geist auch in die Enge wol gezogen, Und das, was klein in der Natur, mit Andacht, gleicher Weis' erwogen.
Auf! lasset uns denn ietzt mit Lust, und Ernst, und An- dacht uns bestreben, Auf einen grossen Satz, der gleichfalls so wahr als die, recht Acht zu geben. Nicht nur was klein, ist in dem Grossen; was Grosses, ob wirs gleich nicht meinen, Jst überall unendlich groß, und folglich groß auch in dem Kleinen.
Wenn die Materie den Geist vermögend wäre auszu- schliessen, So würde, wenn man dieses glaubte, unstreitig daraus dieses fliessen: Daß selbst die Gottheit Grentzen hätte; daß Sie, bis zur Materie Nur bloß, und dann nicht weiter geh. Wie läch-und lästerlich nun dieß, wird ja ein ieder leicht erkennen, Dem GOTT nur den geringsten Theil von einer Seele wollen gönnen.
Durch-
Das Groſſe im Kleinen.
Das Groſſe im Kleinen.
Wir haben zu des Schoͤpfers Ruhme, wol eh’ uns in die Hoͤh’ geſchwungen, Und, zu des Allerhoͤchſten Ehren, wol eh’ vom Groſſen was geſungen: Wir haben ebenfalls den Geiſt auch in die Enge wol gezogen, Und das, was klein in der Natur, mit Andacht, gleicher Weiſ’ erwogen.
Auf! laſſet uns denn ietzt mit Luſt, und Ernſt, und An- dacht uns beſtreben, Auf einen groſſen Satz, der gleichfalls ſo wahr als die, recht Acht zu geben. Nicht nur was klein, iſt in dem Groſſen; was Groſſes, ob wirs gleich nicht meinen, Jſt uͤberall unendlich groß, und folglich groß auch in dem Kleinen.
Wenn die Materie den Geiſt vermoͤgend waͤre auszu- ſchlieſſen, So wuͤrde, wenn man dieſes glaubte, unſtreitig daraus dieſes flieſſen: Daß ſelbſt die Gottheit Grentzen haͤtte; daß Sie, bis zur Materie Nur bloß, und dann nicht weiter geh. Wie laͤch-und laͤſterlich nun dieß, wird ja ein ieder leicht erkennen, Dem GOTT nur den geringſten Theil von einer Seele wollen goͤnnen.
Durch-
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Das Groſſe im Kleinen.
Das Groſſe im Kleinen.
Wir haben zu des Schoͤpfers Ruhme, wol eh’ uns in
die Hoͤh’ geſchwungen,
Und, zu des Allerhoͤchſten Ehren, wol eh’ vom Groſſen was
geſungen:
Wir haben ebenfalls den Geiſt auch in die Enge wol
gezogen,
Und das, was klein in der Natur, mit Andacht, gleicher
Weiſ’ erwogen.
Auf! laſſet uns denn ietzt mit Luſt, und Ernſt, und An-
dacht uns beſtreben,
Auf einen groſſen Satz, der gleichfalls ſo wahr als die, recht
Acht zu geben.
Nicht nur was klein, iſt in dem Groſſen; was Groſſes,
ob wirs gleich nicht meinen,
Jſt uͤberall unendlich groß, und folglich groß auch in
dem Kleinen.
Wenn die Materie den Geiſt vermoͤgend waͤre auszu-
ſchlieſſen,
So wuͤrde, wenn man dieſes glaubte, unſtreitig daraus
dieſes flieſſen:
Daß ſelbſt die Gottheit Grentzen haͤtte; daß Sie, bis zur
Materie
Nur bloß, und dann nicht weiter geh.
Wie laͤch-und laͤſterlich nun dieß, wird ja ein ieder leicht
erkennen,
Dem GOTT nur den geringſten Theil von einer Seele
wollen goͤnnen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/191>, abgerufen am 22.02.2025.
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