Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
Wunsch.
Wunsch.
Jch sahe jüngst im lauen Leutzen,
Zu ihr- und meines Schöpfers Ehr,
Jm bunten Schmuck, ein gantzes Heer
Von Farben-reichen Bluhmen gläntzen,
Nachdem der Morgen-Sonne Glantz,
Als wie ein überschwemmend Meer
Von Wärm und Licht, dieselben gantz
Bedecket, sie ümgeben, sie beflossen,
Und mit gefärbter Gluht sich über sie ergossen.
Jch sah' sie mit vergnügten Blicken,
Ja mit fast innigem Entzücken,
Bald überhaupt, bald einzeln, an.
Jhr gleichsam feuriges Gepränge,
Die unterschiedne Gröss' und Länge,
Der Form und Farben Pracht und Menge,
Die selbst ein Gärtner-Aug' unmöglich zehlen kann,
Befassten mein erstaunt Gemüthe.
Jch stutzt', und glaubt', in stiller Lust,
Und mit von Andacht heisser Brust
Des Schöpfers Allmacht, Weisheit, Güte,
Jn diesen Wundern Wunder-schön,
Zu Seinen Ehren, anzusehn.
Es regte sich so gleich in mir
Ein Trieb gerechter Danck-Begier.
Ach!
Wunſch.
Wunſch.
Jch ſahe juͤngſt im lauen Leutzen,
Zu ihr- und meines Schoͤpfers Ehr,
Jm bunten Schmuck, ein gantzes Heer
Von Farben-reichen Bluhmen glaͤntzen,
Nachdem der Morgen-Sonne Glantz,
Als wie ein uͤberſchwemmend Meer
Von Waͤrm und Licht, dieſelben gantz
Bedecket, ſie uͤmgeben, ſie befloſſen,
Und mit gefaͤrbter Gluht ſich uͤber ſie ergoſſen.
Jch ſah’ ſie mit vergnuͤgten Blicken,
Ja mit faſt innigem Entzuͤcken,
Bald uͤberhaupt, bald einzeln, an.
Jhr gleichſam feuriges Gepraͤnge,
Die unterſchiedne Groͤſſ’ und Laͤnge,
Der Form und Farben Pracht und Menge,
Die ſelbſt ein Gaͤrtner-Aug’ unmoͤglich zehlen kann,
Befaſſten mein erſtaunt Gemuͤthe.
Jch ſtutzt’, und glaubt’, in ſtiller Luſt,
Und mit von Andacht heiſſer Bruſt
Des Schoͤpfers Allmacht, Weisheit, Guͤte,
Jn dieſen Wundern Wunder-ſchoͤn,
Zu Seinen Ehren, anzuſehn.
Es regte ſich ſo gleich in mir
Ein Trieb gerechter Danck-Begier.
Ach!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0148" n="116"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wun&#x017F;ch.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Wun&#x017F;ch.</hi> </hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">J</hi>ch &#x017F;ahe ju&#x0364;ng&#x017F;t im lauen Leutzen,</l><lb/>
              <l>Zu ihr- und meines Scho&#x0364;pfers Ehr,</l><lb/>
              <l>Jm bunten Schmuck, ein gantzes Heer</l><lb/>
              <l>Von Farben-reichen Bluhmen gla&#x0364;ntzen,</l><lb/>
              <l>Nachdem der Morgen-Sonne Glantz,</l><lb/>
              <l>Als wie ein u&#x0364;ber&#x017F;chwemmend Meer</l><lb/>
              <l>Von Wa&#x0364;rm und Licht, die&#x017F;elben gantz</l><lb/>
              <l>Bedecket, &#x017F;ie u&#x0364;mgeben, &#x017F;ie beflo&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Und mit gefa&#x0364;rbter Gluht &#x017F;ich u&#x0364;ber &#x017F;ie ergo&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Jch &#x017F;ah&#x2019; &#x017F;ie mit vergnu&#x0364;gten Blicken,</l><lb/>
              <l>Ja mit fa&#x017F;t innigem Entzu&#x0364;cken,</l><lb/>
              <l>Bald u&#x0364;berhaupt, bald einzeln, an.</l><lb/>
              <l>Jhr gleich&#x017F;am feuriges Gepra&#x0364;nge,</l><lb/>
              <l>Die unter&#x017F;chiedne Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;&#x2019; und La&#x0364;nge,</l><lb/>
              <l>Der Form und Farben Pracht und Menge,</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;elb&#x017F;t ein Ga&#x0364;rtner-Aug&#x2019; unmo&#x0364;glich zehlen kann,</l><lb/>
              <l>Befa&#x017F;&#x017F;ten mein er&#x017F;taunt Gemu&#x0364;the.</l><lb/>
              <l>Jch &#x017F;tutzt&#x2019;, und glaubt&#x2019;, in &#x017F;tiller Lu&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Und mit von Andacht hei&#x017F;&#x017F;er Bru&#x017F;t</l><lb/>
              <l>Des Scho&#x0364;pfers Allmacht, Weisheit, Gu&#x0364;te,</l><lb/>
              <l>Jn die&#x017F;en Wundern Wunder-&#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
              <l>Zu Seinen Ehren, anzu&#x017F;ehn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Es regte &#x017F;ich &#x017F;o gleich in mir</l><lb/>
              <l>Ein Trieb gerechter Danck-Begier.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Ach!</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0148] Wunſch. Wunſch. Jch ſahe juͤngſt im lauen Leutzen, Zu ihr- und meines Schoͤpfers Ehr, Jm bunten Schmuck, ein gantzes Heer Von Farben-reichen Bluhmen glaͤntzen, Nachdem der Morgen-Sonne Glantz, Als wie ein uͤberſchwemmend Meer Von Waͤrm und Licht, dieſelben gantz Bedecket, ſie uͤmgeben, ſie befloſſen, Und mit gefaͤrbter Gluht ſich uͤber ſie ergoſſen. Jch ſah’ ſie mit vergnuͤgten Blicken, Ja mit faſt innigem Entzuͤcken, Bald uͤberhaupt, bald einzeln, an. Jhr gleichſam feuriges Gepraͤnge, Die unterſchiedne Groͤſſ’ und Laͤnge, Der Form und Farben Pracht und Menge, Die ſelbſt ein Gaͤrtner-Aug’ unmoͤglich zehlen kann, Befaſſten mein erſtaunt Gemuͤthe. Jch ſtutzt’, und glaubt’, in ſtiller Luſt, Und mit von Andacht heiſſer Bruſt Des Schoͤpfers Allmacht, Weisheit, Guͤte, Jn dieſen Wundern Wunder-ſchoͤn, Zu Seinen Ehren, anzuſehn. Es regte ſich ſo gleich in mir Ein Trieb gerechter Danck-Begier. Ach!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/148
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/148>, abgerufen am 03.12.2024.