Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Die Schnee-Ball-Bluhme. Die Schnee-Ball-Bluhme. Wie ist mir? seh ich recht? ich seh, Jm schwülen Strahl der Sonnen, Schnee, Und zwar recht als in runden Ballen, Auf grün belaubten Zweigen wallen. Kann Schnee sich mit der Gluth, und Laub mit Schnee vertragen? So deucht mich, hatt' ich recht zu fragen, Als ich dein blendend weiß, geliebte Bluhme, Die man mit Recht, vom Schnee-Ball, Schnee-Ball heisst, Mit einem inniglich gerührten Geist, Jn meiner Lust, zu deines Schöpfers Ruhme, Mit aufmercksamen Aug' erblickte. Du schöner Bluhmen-Baum, du zeigst, in deiner Zier, Die Weisheit, Macht und Huld desjenigen, so dir Dein Wesen mitgetheilt, der dich so lieblich schmückte: Und dieß ergetzet mich. Nicht nur die Seele spüret, Daß sie ein Andachts-Strahl, ein Trieb zur Unschuld rühret, Dem Schöpfer, so wie mir dein unbefleckter Schein Gefällt, in reinem Glantz gefällig auch zu seyn. Ach! laß, o ewigs Gut, mein brünstiges Verlangen Von Dir erhöret seyn: weil wir so gar das Wollen, Dasjenige zu thun, was wir verrichten sollen, Nicht haben, wo wir es von Dir nicht auch empfangen! Nachdem ich nun hierauf verschiedene gepflücket, Um ihre Bildung recht zu sehu, Und wie sie von der Hand der bildenden Natur So Circul-rund, als wie ein Ball, gedrücket; Er- G 5
Die Schnee-Ball-Bluhme. Die Schnee-Ball-Bluhme. Wie iſt mir? ſeh ich recht? ich ſeh, Jm ſchwuͤlen Strahl der Sonnen, Schnee, Und zwar recht als in runden Ballen, Auf gruͤn belaubten Zweigen wallen. Kann Schnee ſich mit der Gluth, und Laub mit Schnee vertragen? So deucht mich, hatt’ ich recht zu fragen, Als ich dein blendend weiß, geliebte Bluhme, Die man mit Recht, vom Schnee-Ball, Schnee-Ball heiſſt, Mit einem inniglich geruͤhrten Geiſt, Jn meiner Luſt, zu deines Schoͤpfers Ruhme, Mit aufmerckſamen Aug’ erblickte. Du ſchoͤner Bluhmen-Baum, du zeigſt, in deiner Zier, Die Weisheit, Macht und Huld desjenigen, ſo dir Dein Weſen mitgetheilt, der dich ſo lieblich ſchmuͤckte: Und dieß ergetzet mich. Nicht nur die Seele ſpuͤret, Daß ſie ein Andachts-Strahl, ein Trieb zur Unſchuld ruͤhret, Dem Schoͤpfer, ſo wie mir dein unbefleckter Schein Gefaͤllt, in reinem Glantz gefaͤllig auch zu ſeyn. Ach! laß, o ewigs Gut, mein bruͤnſtiges Verlangen Von Dir erhoͤret ſeyn: weil wir ſo gar das Wollen, Dasjenige zu thun, was wir verrichten ſollen, Nicht haben, wo wir es von Dir nicht auch empfangen! Nachdem ich nun hierauf verſchiedene gepfluͤcket, Um ihre Bildung recht zu ſehu, Und wie ſie von der Hand der bildenden Natur So Circul-rund, als wie ein Ball, gedruͤcket; Er- G 5
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Die Schnee-Ball-Bluhme.
Die Schnee-Ball-Bluhme.
Wie iſt mir? ſeh ich recht? ich ſeh,
Jm ſchwuͤlen Strahl der Sonnen, Schnee,
Und zwar recht als in runden Ballen,
Auf gruͤn belaubten Zweigen wallen.
Kann Schnee ſich mit der Gluth, und Laub mit Schnee
vertragen?
So deucht mich, hatt’ ich recht zu fragen,
Als ich dein blendend weiß, geliebte Bluhme,
Die man mit Recht, vom Schnee-Ball, Schnee-Ball heiſſt,
Mit einem inniglich geruͤhrten Geiſt,
Jn meiner Luſt, zu deines Schoͤpfers Ruhme,
Mit aufmerckſamen Aug’ erblickte.
Du ſchoͤner Bluhmen-Baum, du zeigſt, in deiner Zier,
Die Weisheit, Macht und Huld desjenigen, ſo dir
Dein Weſen mitgetheilt, der dich ſo lieblich ſchmuͤckte:
Und dieß ergetzet mich. Nicht nur die Seele ſpuͤret,
Daß ſie ein Andachts-Strahl, ein Trieb zur Unſchuld ruͤhret,
Dem Schoͤpfer, ſo wie mir dein unbefleckter Schein
Gefaͤllt, in reinem Glantz gefaͤllig auch zu ſeyn.
Ach! laß, o ewigs Gut, mein bruͤnſtiges Verlangen
Von Dir erhoͤret ſeyn: weil wir ſo gar das Wollen,
Dasjenige zu thun, was wir verrichten ſollen,
Nicht haben, wo wir es von Dir nicht auch empfangen!
Nachdem ich nun hierauf verſchiedene gepfluͤcket,
Um ihre Bildung recht zu ſehu,
Und wie ſie von der Hand der bildenden Natur
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