Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Die Rose. Die Rose.(*) Willkommen, frische Frühlings-Rosen, Die ihr die Seele selbst, in eurer Lieblichkeit, Durch Aug' und Nase, liebzukosen, So wunderbar erschaffen seyd: Die ihr von Fingern der Natur Mit solcher lieb- und zärtlichen Figur Bewunderns wehrt begabt, Und eine Balsam-Krafft von ihr empfangen habt. Da ich euch ietzt zum ersten mahl Jn diesem Frühling wieder sehe, So deucht mich, daß von euch ein kleiner rother Strahl Mir durch den Blick ins Hertze gehe: Wodurch ich eigentlich empfinde, Wie er daselbst von Andacht und von Lust Ein helles Feur in meiner Brust, Mit froher Danck-Begier vermischt, entzünde. Jch lencke mich, mit lechzendem Vergnügen, Zur ewig seeligen allmächtgen Liebes-Gluht, Die alle diese Wunder thut; Durch welche bloß allein Die Rosen ihrer Farben Schein, Und Hertz-erquickenden Geruch und Kräffte kriegen. Jch dencke nach: wo kommt die Anmuth her, Die in der holden Bluhme glühet, Die ein vernüuftigs Aug' ohn' innre Lust nicht siehet, Und die die Seel' aus ihr auch durch die Rase ziehet, Als bloß von GOTT allein? Mit (*) Andere Betrachtungen der Rosen siehe Tom. I. pag. 81. 92. Tom. II. p. 194. Tom. III. p. 616. Tom. IV. p. 69. G 4
Die Roſe. Die Roſe.(*) Willkommen, friſche Fruͤhlings-Roſen, Die ihr die Seele ſelbſt, in eurer Lieblichkeit, Durch Aug’ und Naſe, liebzukoſen, So wunderbar erſchaffen ſeyd: Die ihr von Fingern der Natur Mit ſolcher lieb- und zaͤrtlichen Figur Bewunderns wehrt begabt, Und eine Balſam-Krafft von ihr empfangen habt. Da ich euch ietzt zum erſten mahl Jn dieſem Fruͤhling wieder ſehe, So deucht mich, daß von euch ein kleiner rother Strahl Mir durch den Blick ins Hertze gehe: Wodurch ich eigentlich empfinde, Wie er daſelbſt von Andacht und von Luſt Ein helles Feur in meiner Bruſt, Mit froher Danck-Begier vermiſcht, entzuͤnde. Jch lencke mich, mit lechzendem Vergnuͤgen, Zur ewig ſeeligen allmaͤchtgen Liebes-Gluht, Die alle dieſe Wunder thut; Durch welche bloß allein Die Roſen ihrer Farben Schein, Und Hertz-erquickenden Geruch und Kraͤffte kriegen. Jch dencke nach: wo kommt die Anmuth her, Die in der holden Bluhme gluͤhet, Die ein vernuͤuftigs Aug’ ohn’ innre Luſt nicht ſiehet, Und die die Seel’ aus ihr auch durch die Raſe ziehet, Als bloß von GOTT allein? Mit (*) Andere Betrachtungen der Roſen ſiehe Tom. I. pag. 81. 92. Tom. II. p. 194. Tom. III. p. 616. Tom. IV. p. 69. G 4
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Die Roſe.
Die Roſe. (*)
Willkommen, friſche Fruͤhlings-Roſen,
Die ihr die Seele ſelbſt, in eurer Lieblichkeit,
Durch Aug’ und Naſe, liebzukoſen,
So wunderbar erſchaffen ſeyd:
Die ihr von Fingern der Natur
Mit ſolcher lieb- und zaͤrtlichen Figur
Bewunderns wehrt begabt,
Und eine Balſam-Krafft von ihr empfangen habt.
Da ich euch ietzt zum erſten mahl
Jn dieſem Fruͤhling wieder ſehe,
So deucht mich, daß von euch ein kleiner rother Strahl
Mir durch den Blick ins Hertze gehe:
Wodurch ich eigentlich empfinde,
Wie er daſelbſt von Andacht und von Luſt
Ein helles Feur in meiner Bruſt,
Mit froher Danck-Begier vermiſcht, entzuͤnde.
Jch lencke mich, mit lechzendem Vergnuͤgen,
Zur ewig ſeeligen allmaͤchtgen Liebes-Gluht,
Die alle dieſe Wunder thut;
Durch welche bloß allein
Die Roſen ihrer Farben Schein,
Und Hertz-erquickenden Geruch und Kraͤffte kriegen.
Jch dencke nach: wo kommt die Anmuth her,
Die in der holden Bluhme gluͤhet,
Die ein vernuͤuftigs Aug’ ohn’ innre Luſt nicht ſiehet,
Und die die Seel’ aus ihr auch durch die Raſe ziehet,
Als bloß von GOTT allein?
Mit
(*) Andere Betrachtungen der Roſen ſiehe Tom. I. pag. 81. 92.
Tom. II. p. 194. Tom. III. p. 616. Tom. IV. p. 69.
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