Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Farben.
Von den Farben.
Durch das lebendige Bewegen,
So uns des Lichtes Glantz und schöne Theil' erregen,
Bewegt sich alles, lacht, und schimmert in der Welt:
Allein die Farben sinds, durch deren sanften Krafft
Gemildertes Gemisch' uns alles erst gefällt,
Und das der Vorwürff' Eigenschafft
Und Unterscheid uns zeiget,
Durch sie begiebt man sich und steiget:
Von einer Schönheit zu der andern,
Durch deren Aenderung und liebliches Verbinden
Wir tausendfachen Reitz in ihrer Menge finden.


So fern die Farben nun
Vom Lichte, wie sie würcklich thun
Entspriessen und abhangend stammen,
Und daß wir sehn, wie sie so fest zusammen
Berbunden sind, wo anders der Verband
Den forschenden Verstand
Begleitet, wie er soll; so werden wir ergründen,
Und dann das Wesen erst gefärbter Cörper finden,
Daß die Veränderung, woran
Sich unsre Aug' empfindlich laben
Ja selbst das Hertz ergetzen kan,
Ein Gut sey so sie bloß vom Licht erborget haben.
So
Von den Farben.
Von den Farben.
Durch das lebendige Bewegen,
So uns des Lichtes Glantz und ſchoͤne Theil’ erregen,
Bewegt ſich alles, lacht, und ſchimmert in der Welt:
Allein die Farben ſinds, durch deren ſanften Krafft
Gemildertes Gemiſch’ uns alles erſt gefaͤllt,
Und das der Vorwuͤrff’ Eigenſchafft
Und Unterſcheid uns zeiget,
Durch ſie begiebt man ſich und ſteiget:
Von einer Schoͤnheit zu der andern,
Durch deren Aenderung und liebliches Verbinden
Wir tauſendfachen Reitz in ihrer Menge finden.


So fern die Farben nun
Vom Lichte, wie ſie wuͤrcklich thun
Entſprieſſen und abhangend ſtammen,
Und daß wir ſehn, wie ſie ſo feſt zuſammen
Berbunden ſind, wo anders der Verband
Den forſchenden Verſtand
Begleitet, wie er ſoll; ſo werden wir ergruͤnden,
Und dann das Weſen erſt gefaͤrbter Coͤrper finden,
Daß die Veraͤnderung, woran
Sich unſre Aug’ empfindlich laben
Ja ſelbſt das Hertz ergetzen kan,
Ein Gut ſey ſo ſie bloß vom Licht erborget haben.
So
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0413" n="383"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den Farben.</hi> </fw><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Von den Farben.</hi> </head><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">D</hi>urch das lebendige Bewegen,</l><lb/>
                <l>So uns des Lichtes Glantz und &#x017F;cho&#x0364;ne Theil&#x2019; erregen,</l><lb/>
                <l>Bewegt &#x017F;ich alles, lacht, und &#x017F;chimmert in der Welt:</l><lb/>
                <l>Allein die Farben &#x017F;inds, durch deren &#x017F;anften Krafft</l><lb/>
                <l>Gemildertes Gemi&#x017F;ch&#x2019; uns alles er&#x017F;t gefa&#x0364;llt,</l><lb/>
                <l>Und das der Vorwu&#x0364;rff&#x2019; Eigen&#x017F;chafft</l><lb/>
                <l>Und Unter&#x017F;cheid uns zeiget,</l><lb/>
                <l>Durch &#x017F;ie begiebt man &#x017F;ich und &#x017F;teiget:</l><lb/>
                <l>Von einer Scho&#x0364;nheit zu der andern,</l><lb/>
                <l>Durch deren Aenderung und liebliches Verbinden</l><lb/>
                <l>Wir tau&#x017F;endfachen Reitz in ihrer Menge finden.</l>
              </lg><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">S</hi>o fern die Farben nun</l><lb/>
                <l>Vom Lichte, wie &#x017F;ie wu&#x0364;rcklich thun</l><lb/>
                <l>Ent&#x017F;prie&#x017F;&#x017F;en und abhangend &#x017F;tammen,</l><lb/>
                <l>Und daß wir &#x017F;ehn, wie &#x017F;ie &#x017F;o fe&#x017F;t zu&#x017F;ammen</l><lb/>
                <l>Berbunden &#x017F;ind, wo anders der Verband</l><lb/>
                <l>Den for&#x017F;chenden Ver&#x017F;tand</l><lb/>
                <l>Begleitet, wie er &#x017F;oll; &#x017F;o werden wir ergru&#x0364;nden,</l><lb/>
                <l>Und dann das We&#x017F;en er&#x017F;t gefa&#x0364;rbter Co&#x0364;rper finden,</l><lb/>
                <l>Daß die Vera&#x0364;nderung, woran</l><lb/>
                <l>Sich un&#x017F;re Aug&#x2019; empfindlich laben</l><lb/>
                <l>Ja &#x017F;elb&#x017F;t das Hertz ergetzen kan,</l><lb/>
                <l>Ein Gut &#x017F;ey &#x017F;o &#x017F;ie bloß vom Licht erborget haben.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0413] Von den Farben. Von den Farben. Durch das lebendige Bewegen, So uns des Lichtes Glantz und ſchoͤne Theil’ erregen, Bewegt ſich alles, lacht, und ſchimmert in der Welt: Allein die Farben ſinds, durch deren ſanften Krafft Gemildertes Gemiſch’ uns alles erſt gefaͤllt, Und das der Vorwuͤrff’ Eigenſchafft Und Unterſcheid uns zeiget, Durch ſie begiebt man ſich und ſteiget: Von einer Schoͤnheit zu der andern, Durch deren Aenderung und liebliches Verbinden Wir tauſendfachen Reitz in ihrer Menge finden. So fern die Farben nun Vom Lichte, wie ſie wuͤrcklich thun Entſprieſſen und abhangend ſtammen, Und daß wir ſehn, wie ſie ſo feſt zuſammen Berbunden ſind, wo anders der Verband Den forſchenden Verſtand Begleitet, wie er ſoll; ſo werden wir ergruͤnden, Und dann das Weſen erſt gefaͤrbter Coͤrper finden, Daß die Veraͤnderung, woran Sich unſre Aug’ empfindlich laben Ja ſelbſt das Hertz ergetzen kan, Ein Gut ſey ſo ſie bloß vom Licht erborget haben. So

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/413
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/413>, abgerufen am 03.12.2024.