Zuweilen eckelt uns für etwas, so uns doch Vorhin recht schmackhafft vorgekommen, Wenn uns der Uberfluß den Appetit benommen. Umsonst ist eine Speise Uns angenehm und süß auf sonderbare Weise. Wir suchen sie annoch Zu ändern: unsre Zung' ist ferner nicht gerührt, Wofern sie den Geschmack auf andre Art nicht spürt. Durch neue Spitzen muß ein anders Schmecken, Der Nerven Mattigkeit, die gleichsam starr, erwecken.
Von dem Geruch.
Es fängt je mehr und mehr der Geist an zu verstehn, Wie weit der Vorwürff' Kräfft' auf unsre Sinne gehn. Ein Vorhang öffnet sich allmählig Staffelweise, Und zeigt uns besser noch, was man zu sehn verlangt; Man sieht der Cörper Bau, wie er zusammen hangt. Denn das, was wir gesagt, von dem Geschmack der Speise, Wird uns in riechenden und Dunst-erfüllten Sachen, Die Nachfrag' allbereit um so viel leichter machen.
Ein jeder kan an sich, was riechen sey, verstehen: Allein wir müssen itzo sehen, Was der Geruch in dufftgen Cörpern sey.
Stimmt
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Von dem Geruch.
Zuweilen eckelt uns fuͤr etwas, ſo uns doch Vorhin recht ſchmackhafft vorgekommen, Wenn uns der Uberfluß den Appetit benommen. Umſonſt iſt eine Speiſe Uns angenehm und ſuͤß auf ſonderbare Weiſe. Wir ſuchen ſie annoch Zu aͤndern: unſre Zung’ iſt ferner nicht geruͤhrt, Wofern ſie den Geſchmack auf andre Art nicht ſpuͤrt. Durch neue Spitzen muß ein anders Schmecken, Der Nerven Mattigkeit, die gleichſam ſtarr, erwecken.
Von dem Geruch.
Es faͤngt je mehr und mehr der Geiſt an zu verſtehn, Wie weit der Vorwuͤrff’ Kraͤfft’ auf unſre Sinne gehn. Ein Vorhang oͤffnet ſich allmaͤhlig Staffelweiſe, Und zeigt uns beſſer noch, was man zu ſehn verlangt; Man ſieht der Coͤrper Bau, wie er zuſammen hangt. Denn das, was wir geſagt, von dem Geſchmack der Speiſe, Wird uns in riechenden und Dunſt-erfuͤllten Sachen, Die Nachfrag’ allbereit um ſo viel leichter machen.
Ein jeder kan an ſich, was riechen ſey, verſtehen: Allein wir muͤſſen itzo ſehen, Was der Geruch in dufftgen Coͤrpern ſey.
Stimmt
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Von dem Geruch.
Zuweilen eckelt uns fuͤr etwas, ſo uns doch
Vorhin recht ſchmackhafft vorgekommen,
Wenn uns der Uberfluß den Appetit benommen.
Umſonſt iſt eine Speiſe
Uns angenehm und ſuͤß auf ſonderbare Weiſe.
Wir ſuchen ſie annoch
Zu aͤndern: unſre Zung’ iſt ferner nicht geruͤhrt,
Wofern ſie den Geſchmack auf andre Art nicht ſpuͤrt.
Durch neue Spitzen muß ein anders Schmecken,
Der Nerven Mattigkeit, die gleichſam ſtarr, erwecken.
Von dem Geruch.
Es faͤngt je mehr und mehr der Geiſt an zu verſtehn,
Wie weit der Vorwuͤrff’ Kraͤfft’ auf unſre Sinne gehn.
Ein Vorhang oͤffnet ſich allmaͤhlig Staffelweiſe,
Und zeigt uns beſſer noch, was man zu ſehn verlangt;
Man ſieht der Coͤrper Bau, wie er zuſammen hangt.
Denn das, was wir geſagt, von dem Geſchmack der Speiſe,
Wird uns in riechenden und Dunſt-erfuͤllten Sachen,
Die Nachfrag’ allbereit um ſo viel leichter machen.
Ein jeder kan an ſich, was riechen ſey, verſtehen:
Allein wir muͤſſen itzo ſehen,
Was der Geruch in dufftgen Coͤrpern ſey.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/373>, abgerufen am 21.11.2024.
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