Poetische Gedancken über Sr. Hoch-Weish. Des Herrn Lic. Brockes, Rahts-Herrn in Hamburg, Gedichte, Bey der zweyten Ausgabe des dritten Theils Des Jrdischen Vergnügens in GOTT.
Virgilii Bucol. Ecloga V. Tale tuum carmen nobis, divine Poeta, Quale sopor fessis in gramine: quale per aestum Dulcis aquae saliente sitim restinquere rivo.
Ein starcker Zug gerechter Pflicht Giebt mir, o Brockes, neue Triebe, Und dein Verdienst, wie meine Liebe, Erfordert heut' ein Lob-Gedicht. Jch darf, ich will, ich kan nicht schweigen, Du nimmst mich durch zu vieles ein; Und, Dir mein Hertz ietzt nicht zu zeigen, Wird mir gewiß unmöglich seyn.
Zwar denck' ich nicht, ich wills gestehn, Es könne meiner Musen Lallen Noch mehr als etwann Dir gefallen Und Dich durch ihren Werth erhöhn; Es können diese schlechten Reime Der Zeiten Raub Dein Lob entziehn, An dem sich durch Poetsche Träume So viele schon umsonst verschrien.
O Nein
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Poetiſche Gedancken uͤber Sr. Hoch-Weish. Des Herrn Lic. Brockes, Rahts-Herrn in Hamburg, Gedichte, Bey der zweyten Ausgabe des dritten Theils Des Jrdiſchen Vergnuͤgens in GOTT.
Virgilii Bucol. Ecloga V. Tale tuum carmen nobis, divine Poëta, Quale ſopor feſſis in gramine: quale per aeſtum Dulcis aquae ſaliente ſitim reſtinquere rivo.
Ein ſtarcker Zug gerechter Pflicht Giebt mir, o Brockes, neue Triebe, Und dein Verdienſt, wie meine Liebe, Erfordert heut’ ein Lob-Gedicht. Jch darf, ich will, ich kan nicht ſchweigen, Du nimmſt mich durch zu vieles ein; Und, Dir mein Hertz ietzt nicht zu zeigen, Wird mir gewiß unmoͤglich ſeyn.
Zwar denck’ ich nicht, ich wills geſtehn, Es koͤnne meiner Muſen Lallen Noch mehr als etwann Dir gefallen Und Dich durch ihren Werth erhoͤhn; Es koͤnnen dieſe ſchlechten Reime Der Zeiten Raub Dein Lob entziehn, An dem ſich durch Poetſche Traͤume So viele ſchon umſonſt verſchrien.
O Nein
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[0025]
Poetiſche Gedancken
uͤber
Sr. Hoch-Weish.
Des
Herrn Lic. Brockes,
Rahts-Herrn in Hamburg,
Gedichte,
Bey der zweyten Ausgabe des dritten Theils
Des
Jrdiſchen Vergnuͤgens in GOTT.
Virgilii Bucol. Ecloga V.
Tale tuum carmen nobis, divine Poëta,
Quale ſopor feſſis in gramine: quale per aeſtum
Dulcis aquae ſaliente ſitim reſtinquere rivo.
Ein ſtarcker Zug gerechter Pflicht
Giebt mir, o Brockes, neue Triebe,
Und dein Verdienſt, wie meine Liebe,
Erfordert heut’ ein Lob-Gedicht.
Jch darf, ich will, ich kan nicht ſchweigen,
Du nimmſt mich durch zu vieles ein;
Und, Dir mein Hertz ietzt nicht zu zeigen,
Wird mir gewiß unmoͤglich ſeyn.
Zwar denck’ ich nicht, ich wills geſtehn,
Es koͤnne meiner Muſen Lallen
Noch mehr als etwann Dir gefallen
Und Dich durch ihren Werth erhoͤhn;
Es koͤnnen dieſe ſchlechten Reime
Der Zeiten Raub Dein Lob entziehn,
An dem ſich durch Poetſche Traͤume
So viele ſchon umſonſt verſchrien.
O Nein
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/25>, abgerufen am 21.12.2024.
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