Jch sah an einer Garten-Wand Jüngst einen Pfirsch-Baum ausgespannt, Deß, dem Rubin Balaß an Farben gleiche, Blühte Jm angenemen Schimmer glühte. Es glich der ganze Baum so wol an Form und Glanz, Als runder grüner Zierlichkeit, Fast einem glänzenden erhab'nen Pfauen-Schwanz, Nur bloß mit diesem Unterscheid: Da dort des Pfauen grünes Rad Vom blauen funkelnden Sapphir Viel hundert schöne Augen hat; So prangt des Pfirsch-Baums Cirkel hier Jn seinem ja so schönen Grünen Mit tausend Augen von Rubinen. Nicht leicht kann man was schöners sehn, Als wenn wir etwan an der Seiten Von einem blühenden belaubten Pfirsch-Baum stehn. Die Blicke, die sodann Gemälich über Bluhmen gleiten, Die sehn den sonst zerteilten Glanz Nicht anders an, Als ein vereintes Ganz, Und scheint sodann die ganze Wand Mit Decken von Damast, Die Rosen-farb gefärbet, überspannt. Wenn man dieselbigen nun in der Nähe sieht, Erblickt mit tausend Lust ein aufmerksam Gemüt, Viel tausend weisse Spitzen Auf noch nicht off'nen Knospen sitzen,
Die,
Bluͤhende Pfirſchen und Aprikoſen.
Jch ſah an einer Garten-Wand Juͤngſt einen Pfirſch-Baum ausgeſpannt, Deß, dem Rubin Balaß an Farben gleiche, Bluͤhte Jm angenemen Schimmer gluͤhte. Es glich der ganze Baum ſo wol an Form und Glanz, Als runder gruͤner Zierlichkeit, Faſt einem glaͤnzenden erhab’nen Pfauen-Schwanz, Nur bloß mit dieſem Unterſcheid: Da dort des Pfauen gruͤnes Rad Vom blauen funkelnden Sapphir Viel hundert ſchoͤne Augen hat; So prangt des Pfirſch-Baums Cirkel hier Jn ſeinem ja ſo ſchoͤnen Gruͤnen Mit tauſend Augen von Rubinen. Nicht leicht kann man was ſchoͤners ſehn, Als wenn wir etwan an der Seiten Von einem bluͤhenden belaubten Pfirſch-Baum ſtehn. Die Blicke, die ſodann Gemaͤlich uͤber Bluhmen gleiten, Die ſehn den ſonſt zerteilten Glanz Nicht anders an, Als ein vereintes Ganz, Und ſcheint ſodann die ganze Wand Mit Decken von Damaſt, Die Roſen-farb gefaͤrbet, uͤberſpannt. Wenn man dieſelbigen nun in der Naͤhe ſieht, Erblickt mit tauſend Luſt ein aufmerkſam Gemuͤt, Viel tauſend weiſſe Spitzen Auf noch nicht off’nen Knoſpen ſitzen,
Die,
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Bluͤhende Pfirſchen und Aprikoſen.
Jch ſah an einer Garten-Wand
Juͤngſt einen Pfirſch-Baum ausgeſpannt,
Deß, dem Rubin Balaß an Farben gleiche, Bluͤhte
Jm angenemen Schimmer gluͤhte.
Es glich der ganze Baum ſo wol an Form und Glanz,
Als runder gruͤner Zierlichkeit,
Faſt einem glaͤnzenden erhab’nen Pfauen-Schwanz,
Nur bloß mit dieſem Unterſcheid:
Da dort des Pfauen gruͤnes Rad
Vom blauen funkelnden Sapphir
Viel hundert ſchoͤne Augen hat;
So prangt des Pfirſch-Baums Cirkel hier
Jn ſeinem ja ſo ſchoͤnen Gruͤnen
Mit tauſend Augen von Rubinen.
Nicht leicht kann man was ſchoͤners ſehn,
Als wenn wir etwan an der Seiten
Von einem bluͤhenden belaubten Pfirſch-Baum ſtehn.
Die Blicke, die ſodann
Gemaͤlich uͤber Bluhmen gleiten,
Die ſehn den ſonſt zerteilten Glanz
Nicht anders an,
Als ein vereintes Ganz,
Und ſcheint ſodann die ganze Wand
Mit Decken von Damaſt,
Die Roſen-farb gefaͤrbet, uͤberſpannt.
Wenn man dieſelbigen nun in der Naͤhe ſieht,
Erblickt mit tauſend Luſt ein aufmerkſam Gemuͤt,
Viel tauſend weiſſe Spitzen
Auf noch nicht off’nen Knoſpen ſitzen,
Die,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/60>, abgerufen am 22.02.2025.
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