OVorwurf, der so hoch als fürchterlich, Deß Unermäßlichkeit das Herz mit Schrecken rühret! O Abgrund, den kein Mensch begreift, in welchem sich Mein ganz verwirrter Geist verlieret; Mit welchen Farben mahl' ich dich!
Du tiefes Meer der Zeiten, die vergehen; Aus dir kommt jedes Jahr, das wieder in dich fällt. Du künftig's Grab von uns'rer Welt, Du Quell, woraus dereinst die künst'gen Welt' entstehen!
Entstehn, sich enden, sterben, leben, Verweilen, folgen, Aufschub geben, Sind Wörter, die bey dir nichts heissen und nichts seyn. Die Folge der Natur, die Zeiten, so verschwunden, Versenken, samt den künft'gen Stunden, Jhr kurzes Seyn in dich, als einen Punct, hinein.
Jhr Stunden, Tag', ihr Wochen, Monden, Jahr', Fort, häuft euch auf einander auf! Eilt, fliegt, erfüllet euren Lauf! Erschreckt uns durch die Zahl der ungezählten Schar.
Welch ein gewaltigs Heer! Vergebens such't das Denken Der tiefen Algebra darin sich zu versenken. Allein, was seyd ihr doch bey der Unendlichkeit, Aus welcher ihr gebohren seyd? Jhr seyd nicht einst geschickt, sie anzufangen.
Die
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Die Ewigkeit.
OVorwurf, der ſo hoch als fuͤrchterlich, Deß Unermaͤßlichkeit das Herz mit Schrecken ruͤhret! O Abgrund, den kein Menſch begreift, in welchem ſich Mein ganz verwirrter Geiſt verlieret; Mit welchen Farben mahl’ ich dich!
Du tiefes Meer der Zeiten, die vergehen; Aus dir kommt jedes Jahr, das wieder in dich faͤllt. Du kuͤnftig’s Grab von unſ’rer Welt, Du Quell, woraus dereinſt die kuͤnſt’gen Welt’ entſtehen!
Entſtehn, ſich enden, ſterben, leben, Verweilen, folgen, Aufſchub geben, Sind Woͤrter, die bey dir nichts heiſſen und nichts ſeyn. Die Folge der Natur, die Zeiten, ſo verſchwunden, Verſenken, ſamt den kuͤnft’gen Stunden, Jhr kurzes Seyn in dich, als einen Punct, hinein.
Jhr Stunden, Tag’, ihr Wochen, Monden, Jahr’, Fort, haͤuft euch auf einander auf! Eilt, fliegt, erfuͤllet euren Lauf! Erſchreckt uns durch die Zahl der ungezaͤhlten Schar.
Welch ein gewaltigs Heer! Vergebens ſuch’t das Denken Der tiefen Algebra darin ſich zu verſenken. Allein, was ſeyd ihr doch bey der Unendlichkeit, Aus welcher ihr gebohren ſeyd? Jhr ſeyd nicht einſt geſchickt, ſie anzufangen.
Die
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Die Ewigkeit.
OVorwurf, der ſo hoch als fuͤrchterlich,
Deß Unermaͤßlichkeit das Herz mit Schrecken ruͤhret!
O Abgrund, den kein Menſch begreift, in welchem ſich
Mein ganz verwirrter Geiſt verlieret;
Mit welchen Farben mahl’ ich dich!
Du tiefes Meer der Zeiten, die vergehen;
Aus dir kommt jedes Jahr, das wieder in dich faͤllt.
Du kuͤnftig’s Grab von unſ’rer Welt,
Du Quell, woraus dereinſt die kuͤnſt’gen Welt’ entſtehen!
Entſtehn, ſich enden, ſterben, leben,
Verweilen, folgen, Aufſchub geben,
Sind Woͤrter, die bey dir nichts heiſſen und nichts ſeyn.
Die Folge der Natur, die Zeiten, ſo verſchwunden,
Verſenken, ſamt den kuͤnft’gen Stunden,
Jhr kurzes Seyn in dich, als einen Punct, hinein.
Jhr Stunden, Tag’, ihr Wochen, Monden, Jahr’,
Fort, haͤuft euch auf einander auf!
Eilt, fliegt, erfuͤllet euren Lauf!
Erſchreckt uns durch die Zahl der ungezaͤhlten Schar.
Welch ein gewaltigs Heer! Vergebens ſuch’t das Denken
Der tiefen Algebra darin ſich zu verſenken.
Allein, was ſeyd ihr doch bey der Unendlichkeit,
Aus welcher ihr gebohren ſeyd?
Jhr ſeyd nicht einſt geſchickt, ſie anzufangen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/567>, abgerufen am 03.03.2025.
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