Garten-Bluhmen aus blossem Was- ser, sonder Erde, gewachsen.
Wie wunderbar, o GOtt, sind Deine Werke! Wie unbegreiflich sind die Spuren Deiner Stärke! Wie groß ist alles das, so die Natur uns weis't; Wie klein hingegen unser Geist!
So rief ich, als mein Freund, den die gelehrte Welt Fast für ein Wunder hält, Mein Richey, der hieselbst mit solchem Ruhme lehret, Mir etwas, so ich nie geseh'n, Und welches doch so rar als schön, Jüngst zugeschicket und verehret. Ein angenemes Frühlings-Kind, Das ohne Mutter war gebohren Zu einer Zeit, da alles noch gefroren, Ein' Ambra-volle Hyacinth, Die unvergleichlich blüht', auch unvergleichlich roch, Und die, o Wunder! jedennoch Die Erde nie in ihrem Schoß geheget, Noch sie mit ihrem Narungs-Saft Und der in ihr verborg'nen Kraft Gesäugt, ernährt, verpfleget, Sah ich vor meinen Augen stehn.
Die Zwiebel war, so wie die Bluhme, bloß Ohn' Erd' in freyer Luft zu sehn. Ein Glas, so nicht besonders groß, Erfüllt mit klarer Feuchtigkeit,
Ließ
Garten-Bluhmen aus bloſſem Waſ- ſer, ſonder Erde, gewachſen.
Wie wunderbar, o GOtt, ſind Deine Werke! Wie unbegreiflich ſind die Spuren Deiner Staͤrke! Wie groß iſt alles das, ſo die Natur uns weiſ’t; Wie klein hingegen unſer Geiſt!
So rief ich, als mein Freund, den die gelehrte Welt Faſt fuͤr ein Wunder haͤlt, Mein Richey, der hieſelbſt mit ſolchem Ruhme lehret, Mir etwas, ſo ich nie geſeh’n, Und welches doch ſo rar als ſchoͤn, Juͤngſt zugeſchicket und verehret. Ein angenemes Fruͤhlings-Kind, Das ohne Mutter war gebohren Zu einer Zeit, da alles noch gefroren, Ein’ Ambra-volle Hyacinth, Die unvergleichlich bluͤht’, auch unvergleichlich roch, Und die, o Wunder! jedennoch Die Erde nie in ihrem Schoß geheget, Noch ſie mit ihrem Narungs-Saft Und der in ihr verborg’nen Kraft Geſaͤugt, ernaͤhrt, verpfleget, Sah ich vor meinen Augen ſtehn.
Die Zwiebel war, ſo wie die Bluhme, bloß Ohn’ Erd’ in freyer Luft zu ſehn. Ein Glas, ſo nicht beſonders groß, Erfuͤllt mit klarer Feuchtigkeit,
Ließ
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Garten-Bluhmen aus bloſſem Waſ-
ſer, ſonder Erde, gewachſen.
Wie wunderbar, o GOtt, ſind Deine Werke!
Wie unbegreiflich ſind die Spuren Deiner Staͤrke!
Wie groß iſt alles das, ſo die Natur uns weiſ’t;
Wie klein hingegen unſer Geiſt!
So rief ich, als mein Freund, den die gelehrte Welt
Faſt fuͤr ein Wunder haͤlt,
Mein Richey, der hieſelbſt mit ſolchem Ruhme lehret,
Mir etwas, ſo ich nie geſeh’n,
Und welches doch ſo rar als ſchoͤn,
Juͤngſt zugeſchicket und verehret.
Ein angenemes Fruͤhlings-Kind,
Das ohne Mutter war gebohren
Zu einer Zeit, da alles noch gefroren,
Ein’ Ambra-volle Hyacinth,
Die unvergleichlich bluͤht’, auch unvergleichlich roch,
Und die, o Wunder! jedennoch
Die Erde nie in ihrem Schoß geheget,
Noch ſie mit ihrem Narungs-Saft
Und der in ihr verborg’nen Kraft
Geſaͤugt, ernaͤhrt, verpfleget,
Sah ich vor meinen Augen ſtehn.
Die Zwiebel war, ſo wie die Bluhme, bloß
Ohn’ Erd’ in freyer Luft zu ſehn.
Ein Glas, ſo nicht beſonders groß,
Erfuͤllt mit klarer Feuchtigkeit,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/456>, abgerufen am 22.07.2024.
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