Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.Betrachtung vieler Obst-Bäume. Jndem ich jüngst im Garten hin und wieder, Bald auf bald nieder, Zumal bey seinen grünen Schranken, Den ganz mit Obst bedeckten Planken, Mit sanften Schritten geh', Und die so mannichfalt'gen Früchte Theils unreif noch, theils reif, in solcher Menge seh; Vereinigt' ich die forschenden Gedanken Mit meinem fröhlichen Gesichte, Betrachtete nicht nur Die unterschiedliche Figur Des mannichfalt'gen Obsts, der Farben Unterscheid, Und überleg'te Die lieblich-süsse Säurlichkeit, Die uns erfrischenden beliebt- und starken Kräfte Der Narungs-reichen Säfte, Die jede Frucht besonders heg'te. Jch sah derselben Menge, Die man unmöglich zälen kann, Absonderlich bewundernd an. Jch sah nicht nur das niedliche Gedrenge Der runden aufgeqvoll'nen Trauben, Jch sahe, welches kaum zu glauben, Morellen, weiss- und rote Kirschen, Birn', Aepfel, Aprikosen, Pfirschen Nicht einzeln, recht wie Trauben sitzen, Und
Betrachtung vieler Obſt-Baͤume. Jndem ich juͤngſt im Garten hin und wieder, Bald auf bald nieder, Zumal bey ſeinen gruͤnen Schranken, Den ganz mit Obſt bedeckten Planken, Mit ſanften Schritten geh’, Und die ſo mannichfalt’gen Fruͤchte Theils unreif noch, theils reif, in ſolcher Menge ſeh; Vereinigt’ ich die forſchenden Gedanken Mit meinem froͤhlichen Geſichte, Betrachtete nicht nur Die unterſchiedliche Figur Des mannichfalt’gen Obſts, der Farben Unterſcheid, Und uͤberleg’te Die lieblich-ſuͤſſe Saͤurlichkeit, Die uns erfriſchenden beliebt- und ſtarken Kraͤfte Der Narungs-reichen Saͤfte, Die jede Frucht beſonders heg’te. Jch ſah derſelben Menge, Die man unmoͤglich zaͤlen kann, Abſonderlich bewundernd an. Jch ſah nicht nur das niedliche Gedrenge Der runden aufgeqvoll’nen Trauben, Jch ſahe, welches kaum zu glauben, Morellen, weiſſ- und rote Kirſchen, Birn’, Aepfel, Aprikoſen, Pfirſchen Nicht einzeln, recht wie Trauben ſitzen, Und
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Betrachtung vieler Obſt-Baͤume.
Jndem ich juͤngſt im Garten hin und wieder,
Bald auf bald nieder,
Zumal bey ſeinen gruͤnen Schranken,
Den ganz mit Obſt bedeckten Planken,
Mit ſanften Schritten geh’,
Und die ſo mannichfalt’gen Fruͤchte
Theils unreif noch, theils reif, in ſolcher Menge ſeh;
Vereinigt’ ich die forſchenden Gedanken
Mit meinem froͤhlichen Geſichte,
Betrachtete nicht nur
Die unterſchiedliche Figur
Des mannichfalt’gen Obſts, der Farben Unterſcheid,
Und uͤberleg’te
Die lieblich-ſuͤſſe Saͤurlichkeit,
Die uns erfriſchenden beliebt- und ſtarken Kraͤfte
Der Narungs-reichen Saͤfte,
Die jede Frucht beſonders heg’te.
Jch ſah derſelben Menge,
Die man unmoͤglich zaͤlen kann,
Abſonderlich bewundernd an.
Jch ſah nicht nur das niedliche Gedrenge
Der runden aufgeqvoll’nen Trauben,
Jch ſahe, welches kaum zu glauben,
Morellen, weiſſ- und rote Kirſchen,
Birn’, Aepfel, Aprikoſen, Pfirſchen
Nicht einzeln, recht wie Trauben ſitzen,
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