Jn eines grünen Ganges Mitte, Den in der Qveer ein and'rer Gang durchschnitte, Von welchem man die Ecken ausgeründet, Jst durch die vier dadurch formir'te halbe Bogen Ein grüner Cirkel-Platz gezogen, Jn welchem man mit Lust sich eingeschlossen findet. Jn diesem stand ich einst, und dachte: Wenn man hier einen Brunnen machte; Wie angenem, wie schön Würd' alles nicht in klarem Wasser stehn! Wie lieblich würde hier, bey heiterm Wetter, Das hell bestral'te Grün der dicht-verschrenkten Blätter Sich in den reinen Fluten bilden! Bald würde von der Sonnen Schein Das reine Wasser sich vergülden; Bald würd' in sanft beweg't- und wallenden Krystallen Ein grün gefärbter Schatten fallen.
Jch sann dem Anschlag ferner nach, Und, weil der vorerwehnte Teich Nicht mit der Erde gleich, Nein, sondern auf der Höhe, lag; Schien es zu meiner Lust nicht kostbar und nicht schwer. Allein ich freute mich noch mehr, Als ich so gar im Grunde, Jndem ich graben ließ, von ungefehr Vor diesem schon dazu bestimmte Röhren funde. Hiedurch kam in gar kurzer Zeit Das Wasser-Werk zur Vollenkommenheit, Und zwar weit schöner noch, als ich es selbst gedacht. Kaum war es vollenbracht;
Kaum,
Der Spring-Brunn.
Jn eines gruͤnen Ganges Mitte, Den in der Qveer ein and’rer Gang durchſchnitte, Von welchem man die Ecken ausgeruͤndet, Jſt durch die vier dadurch formir’te halbe Bogen Ein gruͤner Cirkel-Platz gezogen, Jn welchem man mit Luſt ſich eingeſchloſſen findet. Jn dieſem ſtand ich einſt, und dachte: Wenn man hier einen Brunnen machte; Wie angenem, wie ſchoͤn Wuͤrd’ alles nicht in klarem Waſſer ſtehn! Wie lieblich wuͤrde hier, bey heiterm Wetter, Das hell beſtral’te Gruͤn der dicht-verſchrenkten Blaͤtter Sich in den reinen Fluten bilden! Bald wuͤrde von der Sonnen Schein Das reine Waſſer ſich verguͤlden; Bald wuͤrd’ in ſanft beweg’t- und wallenden Kryſtallen Ein gruͤn gefaͤrbter Schatten fallen.
Jch ſann dem Anſchlag ferner nach, Und, weil der vorerwehnte Teich Nicht mit der Erde gleich, Nein, ſondern auf der Hoͤhe, lag; Schien es zu meiner Luſt nicht koſtbar und nicht ſchwer. Allein ich freute mich noch mehr, Als ich ſo gar im Grunde, Jndem ich graben ließ, von ungefehr Vor dieſem ſchon dazu beſtimmte Roͤhren funde. Hiedurch kam in gar kurzer Zeit Das Waſſer-Werk zur Vollenkommenheit, Und zwar weit ſchoͤner noch, als ich es ſelbſt gedacht. Kaum war es vollenbracht;
Kaum,
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Der Spring-Brunn.
Jn eines gruͤnen Ganges Mitte,
Den in der Qveer ein and’rer Gang durchſchnitte,
Von welchem man die Ecken ausgeruͤndet,
Jſt durch die vier dadurch formir’te halbe Bogen
Ein gruͤner Cirkel-Platz gezogen,
Jn welchem man mit Luſt ſich eingeſchloſſen findet.
Jn dieſem ſtand ich einſt, und dachte:
Wenn man hier einen Brunnen machte;
Wie angenem, wie ſchoͤn
Wuͤrd’ alles nicht in klarem Waſſer ſtehn!
Wie lieblich wuͤrde hier, bey heiterm Wetter,
Das hell beſtral’te Gruͤn der dicht-verſchrenkten Blaͤtter
Sich in den reinen Fluten bilden!
Bald wuͤrde von der Sonnen Schein
Das reine Waſſer ſich verguͤlden;
Bald wuͤrd’ in ſanft beweg’t- und wallenden Kryſtallen
Ein gruͤn gefaͤrbter Schatten fallen.
Jch ſann dem Anſchlag ferner nach,
Und, weil der vorerwehnte Teich
Nicht mit der Erde gleich,
Nein, ſondern auf der Hoͤhe, lag;
Schien es zu meiner Luſt nicht koſtbar und nicht ſchwer.
Allein ich freute mich noch mehr,
Als ich ſo gar im Grunde,
Jndem ich graben ließ, von ungefehr
Vor dieſem ſchon dazu beſtimmte Roͤhren funde.
Hiedurch kam in gar kurzer Zeit
Das Waſſer-Werk zur Vollenkommenheit,
Und zwar weit ſchoͤner noch, als ich es ſelbſt gedacht.
Kaum war es vollenbracht;
Kaum,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/145>, abgerufen am 22.02.2025.
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