anderer Zeit noch herzloser, kälter und roher gegen den- selben sein? So sind auch Männer, die am Sonntage, am Tage des Herrn, es sich nicht angelegen sein lassen, Gott nach dem Wunsche und der Vorschrift der Kirche zu ehren, an den übrigen Tagen noch gleichgiltiger gegen ihn; sie werden immer undankbarer, herzloser und roher gegen ihren Vater im Himmel; alle Liebe zu ihm, alles religiöse Leben erstirbt nach und nach in ihrem Herzen. So hängt denn die Blüthe und der gute Stand der christlichen Religion ganz eng zusammen mit der treuen Haltung des Sonntages. Man kann immer finden, daß ein Volk in dem Grade irreligiös und gottlos ist, als es den Tag des Herrn entheiligt. Das hat der Feind Gottes und der Menschen schon vor Jahrtausenden erkannt und darum den Gottlosen den Rath gegeben: "Lasset uns abschaffen alle Festtage des Herrn im ganzen Lande" (Ps. 73). Nur ein Volk, das den Sonntag noch heilig hält, ist ein gutes, frommes und christliches Volk.
2.
Durch die Entheiligung des Sonntags wird die Sittlichkeit untergraben. Um sitt- lich gut zu sein, dazu ist mehr nothwendig als eine starke Körperkraft und großer natürlicher Muth. Es kann Jemand körperlich ein Riese sein, kann mit un- erschrockenem Muthe in einer heißen Schlacht kämpfen und den glänzendsten Sieg über den mächtigsten äußern Feind davon tragen und doch dabei ganz sittlich schwach
anderer Zeit noch herzloser, kälter und roher gegen den- selben sein? So sind auch Männer, die am Sonntage, am Tage des Herrn, es sich nicht angelegen sein lassen, Gott nach dem Wunsche und der Vorschrift der Kirche zu ehren, an den übrigen Tagen noch gleichgiltiger gegen ihn; sie werden immer undankbarer, herzloser und roher gegen ihren Vater im Himmel; alle Liebe zu ihm, alles religiöse Leben erstirbt nach und nach in ihrem Herzen. So hängt denn die Blüthe und der gute Stand der christlichen Religion ganz eng zusammen mit der treuen Haltung des Sonntages. Man kann immer finden, daß ein Volk in dem Grade irreligiös und gottlos ist, als es den Tag des Herrn entheiligt. Das hat der Feind Gottes und der Menschen schon vor Jahrtausenden erkannt und darum den Gottlosen den Rath gegeben: „Lasset uns abschaffen alle Festtage des Herrn im ganzen Lande“ (Ps. 73). Nur ein Volk, das den Sonntag noch heilig hält, ist ein gutes, frommes und christliches Volk.
2.
Durch die Entheiligung des Sonntags wird die Sittlichkeit untergraben. Um sitt- lich gut zu sein, dazu ist mehr nothwendig als eine starke Körperkraft und großer natürlicher Muth. Es kann Jemand körperlich ein Riese sein, kann mit un- erschrockenem Muthe in einer heißen Schlacht kämpfen und den glänzendsten Sieg über den mächtigsten äußern Feind davon tragen und doch dabei ganz sittlich schwach
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anderer Zeit noch herzloser, kälter und roher gegen den-
selben sein? So sind auch Männer, die am Sonntage,
am Tage des Herrn, es sich nicht angelegen sein lassen,
Gott nach dem Wunsche und der Vorschrift der Kirche
zu ehren, an den übrigen Tagen noch gleichgiltiger
gegen ihn; sie werden immer undankbarer, herzloser und
roher gegen ihren Vater im Himmel; alle Liebe zu
ihm, alles religiöse Leben erstirbt nach und nach in
ihrem Herzen. So hängt denn die Blüthe und der
gute Stand der christlichen Religion ganz eng zusammen
mit der treuen Haltung des Sonntages. Man kann
immer finden, daß ein Volk in dem Grade irreligiös
und gottlos ist, als es den Tag des Herrn entheiligt.
Das hat der Feind Gottes und der Menschen schon
vor Jahrtausenden erkannt und darum den Gottlosen
den Rath gegeben: „Lasset uns abschaffen alle Festtage
des Herrn im ganzen Lande“ (Ps. 73). Nur ein Volk,
das den Sonntag noch heilig hält, ist ein gutes,
frommes und christliches Volk.
2.
Durch die Entheiligung des Sonntags
wird die Sittlichkeit untergraben. Um sitt-
lich gut zu sein, dazu ist mehr nothwendig als eine
starke Körperkraft und großer natürlicher Muth. Es
kann Jemand körperlich ein Riese sein, kann mit un-
erschrockenem Muthe in einer heißen Schlacht kämpfen
und den glänzendsten Sieg über den mächtigsten äußern
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/144>, abgerufen am 21.11.2024.
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