Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Wasserfloh. Cypris. Cypridina. Paradoxides.
so dienten sie zur Stütze jener Lehre, nach welchen die organischen Reiche nicht aus einfachsten,
niedrigsten Wesen sich allmälig entwickelt hätten, sondern in ihren verschiedenen Abtheilungen
gleich mit verhältnißmäßig hoch gebauten Pflanzen und Thieren geschaffen worden wären. Die
entgegengesetzte Lehre, von der allmäligen Vervollkommnung niedrigster Lebewesen zu höheren, setzt
nothwendig voraus, und ihr Begründer, Darwin, betonte dieß nachdrücklich, daß schon viel
früher, als es bisher nach der Beschaffenheit des geschichteten Theiles der
Erdrinde möglich schien, die lebendige Welt in ihren einfacheren Anfängen
existirt habe. Jn wie weit durch neuere Forschungen dieß sich bewahrheitet,
werden wir am Ende unseres Werkes sehen. Die Trilobiten bleiben jedoch
auch noch jetzt, was sie gewesen, die ältesten, bekannten Gliederthiere.

Unsere Abbildungen zeigen in Paradoxides eine der nicht zum Zusammen-
kugeln fähigen Formen, von der einige Arten die Länge von 1/2 Fuß erreichten.

[Abbildung] Calymene.
(Natürliche Größe.)
Calymene mit einem hartschaligen Körper, rollte sich ein. Eine der vollständigsten Sammlungen
der Trilobiten besitzt der ausgezeichnete Kenner derselben, Herr Barrande in Prag.



Sechste Ordnung.
Spaltfüßler (Entomostraca).

Diese vielgestaltige Gruppe mikroskopischer oder kleiner, höchstens 1/2 bis 1 Zoll lang
werdender Krebse enthält theils freilebende und in diesem Falle wohlgegliederte, mit Mundwerk-
zeugen versehene Gattungen, theils solche, welche bei parasitischer Lebensweise alle äußere Gliederung
verlieren und deren Mundtheile in einen Saugrüssel umgestaltet werden. So weit gehen die
Veränderungen in den späteren Lebensabschnitten dieser zahlreichen Schmarotzerkrebse, daß sie
anfänglich, als man sich gegen Ende des vorigen und in den ersten Jahrzehnten unseres Jahr-
hunderts mit ihnen bekannt machte, überhaupt gar nicht für Gliederthiere gehalten wurden, bis
die Uebereinstimmung ihrer Jugendformen mit denen anderer, niederer Krebse die Zoologen eines
Bessern belehrte. Jhre Zusammengehörigkeit mit den freilebenden Formen des Cyclops und
anderen Gattungen wird durch eine ununterbrochene Reihe von vermittelnden Arten bewiesen.
Diese Formenmanchfaltigkeit macht es daher auch unmöglich, in wenigen Zeilen eine für Alle
anwendbare Charakteristik zu geben, ein Geständniß, was die neuere Naturforschung entweder
unbedingt oder mit einiger Beschränkung eigentlich bei der Aufstellung aller sogenannten Ordnungen
und wie man die verwandten Gruppen heißen mag, vorauszuschicken hat.

Wir unterscheiden uns darin wesentlich von den trefflichen Zoologen der linneischen und nach-
linneischen Zeit, die mit möglichst kurzen "Diagnosen" auskamen. Seitdem hat man neben den
sogenannten "typischen", das heißt eine Reihe von unterscheidenden Merkmalen in auffälliger Weise
zeigenden Arten und Gattungen, die sich in einen Katalog von mäßigem Umfang bringen
ließen, so viele sogenannte "Zwischenformen" und "Uebergangsarten" kennen gelernt, daß allgemein
gehaltene, kürzere Angaben über Gestalt, Bau und Lebensweise eben nur noch auf jene eclatanten,
man möchte sagen Musterthiere passen. Und dieß gilt nun auch für die Spaltfüßler.

Sie heißen so, weil ihr vom Kopfbruststück deutlich geschiedener Leib zweiästige, gespaltene
Beine
besitzt. Auch haben sie nie eigenthümliche Athmungsorgane, wie die vorigen Ordnungen,
sondern ihre dünnhäutigen, nie zu Schildern und Panzern sich erweiternden Körperbedeckungen
gestatten überall den die Athmung bedingenden Gasaustausch. Noch wäre von allen frei-

Waſſerfloh. Cypris. Cypridina. Paradoxides.
ſo dienten ſie zur Stütze jener Lehre, nach welchen die organiſchen Reiche nicht aus einfachſten,
niedrigſten Weſen ſich allmälig entwickelt hätten, ſondern in ihren verſchiedenen Abtheilungen
gleich mit verhältnißmäßig hoch gebauten Pflanzen und Thieren geſchaffen worden wären. Die
entgegengeſetzte Lehre, von der allmäligen Vervollkommnung niedrigſter Lebeweſen zu höheren, ſetzt
nothwendig voraus, und ihr Begründer, Darwin, betonte dieß nachdrücklich, daß ſchon viel
früher, als es bisher nach der Beſchaffenheit des geſchichteten Theiles der
Erdrinde möglich ſchien, die lebendige Welt in ihren einfacheren Anfängen
exiſtirt habe. Jn wie weit durch neuere Forſchungen dieß ſich bewahrheitet,
werden wir am Ende unſeres Werkes ſehen. Die Trilobiten bleiben jedoch
auch noch jetzt, was ſie geweſen, die älteſten, bekannten Gliederthiere.

Unſere Abbildungen zeigen in Paradoxides eine der nicht zum Zuſammen-
kugeln fähigen Formen, von der einige Arten die Länge von ½ Fuß erreichten.

[Abbildung] Calymene.
(Natürliche Größe.)
Calymene mit einem hartſchaligen Körper, rollte ſich ein. Eine der vollſtändigſten Sammlungen
der Trilobiten beſitzt der ausgezeichnete Kenner derſelben, Herr Barrande in Prag.



Sechſte Ordnung.
Spaltfüßler (Entomostraca).

Dieſe vielgeſtaltige Gruppe mikroſkopiſcher oder kleiner, höchſtens ½ bis 1 Zoll lang
werdender Krebſe enthält theils freilebende und in dieſem Falle wohlgegliederte, mit Mundwerk-
zeugen verſehene Gattungen, theils ſolche, welche bei paraſitiſcher Lebensweiſe alle äußere Gliederung
verlieren und deren Mundtheile in einen Saugrüſſel umgeſtaltet werden. So weit gehen die
Veränderungen in den ſpäteren Lebensabſchnitten dieſer zahlreichen Schmarotzerkrebſe, daß ſie
anfänglich, als man ſich gegen Ende des vorigen und in den erſten Jahrzehnten unſeres Jahr-
hunderts mit ihnen bekannt machte, überhaupt gar nicht für Gliederthiere gehalten wurden, bis
die Uebereinſtimmung ihrer Jugendformen mit denen anderer, niederer Krebſe die Zoologen eines
Beſſern belehrte. Jhre Zuſammengehörigkeit mit den freilebenden Formen des Cyclops und
anderen Gattungen wird durch eine ununterbrochene Reihe von vermittelnden Arten bewieſen.
Dieſe Formenmanchfaltigkeit macht es daher auch unmöglich, in wenigen Zeilen eine für Alle
anwendbare Charakteriſtik zu geben, ein Geſtändniß, was die neuere Naturforſchung entweder
unbedingt oder mit einiger Beſchränkung eigentlich bei der Aufſtellung aller ſogenannten Ordnungen
und wie man die verwandten Gruppen heißen mag, vorauszuſchicken hat.

Wir unterſcheiden uns darin weſentlich von den trefflichen Zoologen der linnéiſchen und nach-
linnéiſchen Zeit, die mit möglichſt kurzen „Diagnoſen“ auskamen. Seitdem hat man neben den
ſogenannten „typiſchen“, das heißt eine Reihe von unterſcheidenden Merkmalen in auffälliger Weiſe
zeigenden Arten und Gattungen, die ſich in einen Katalog von mäßigem Umfang bringen
ließen, ſo viele ſogenannte „Zwiſchenformen“ und „Uebergangsarten“ kennen gelernt, daß allgemein
gehaltene, kürzere Angaben über Geſtalt, Bau und Lebensweiſe eben nur noch auf jene eclatanten,
man möchte ſagen Muſterthiere paſſen. Und dieß gilt nun auch für die Spaltfüßler.

Sie heißen ſo, weil ihr vom Kopfbruſtſtück deutlich geſchiedener Leib zweiäſtige, geſpaltene
Beine
beſitzt. Auch haben ſie nie eigenthümliche Athmungsorgane, wie die vorigen Ordnungen,
ſondern ihre dünnhäutigen, nie zu Schildern und Panzern ſich erweiternden Körperbedeckungen
geſtatten überall den die Athmung bedingenden Gasaustauſch. Noch wäre von allen frei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <floatingText>
        <body>
          <div n="1">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0707" n="663"/><fw place="top" type="header">Wa&#x017F;&#x017F;erfloh. Cypris. Cypridina. Paradoxides.</fw><lb/>
&#x017F;o dienten &#x017F;ie zur Stütze jener Lehre, nach welchen die organi&#x017F;chen Reiche nicht aus einfach&#x017F;ten,<lb/>
niedrig&#x017F;ten We&#x017F;en &#x017F;ich allmälig entwickelt hätten, &#x017F;ondern in ihren ver&#x017F;chiedenen Abtheilungen<lb/>
gleich mit verhältnißmäßig hoch gebauten Pflanzen und Thieren ge&#x017F;chaffen worden wären. Die<lb/>
entgegenge&#x017F;etzte Lehre, von der allmäligen Vervollkommnung niedrig&#x017F;ter Lebewe&#x017F;en zu höheren, &#x017F;etzt<lb/>
nothwendig voraus, und ihr Begründer, <hi rendition="#g">Darwin,</hi> betonte dieß nachdrücklich, daß &#x017F;chon viel<lb/>
früher, als es bisher nach der Be&#x017F;chaffenheit des ge&#x017F;chichteten Theiles der<lb/>
Erdrinde möglich &#x017F;chien, die lebendige Welt in ihren einfacheren Anfängen<lb/>
exi&#x017F;tirt habe. Jn wie weit durch neuere For&#x017F;chungen dieß &#x017F;ich bewahrheitet,<lb/>
werden wir am Ende un&#x017F;eres Werkes &#x017F;ehen. Die Trilobiten bleiben jedoch<lb/>
auch noch jetzt, was &#x017F;ie gewe&#x017F;en, die älte&#x017F;ten, bekannten Gliederthiere.</p><lb/>
              <p>Un&#x017F;ere Abbildungen zeigen in <hi rendition="#aq">Paradoxides</hi> eine der nicht zum Zu&#x017F;ammen-<lb/>
kugeln fähigen Formen, von der einige Arten die Länge von ½ Fuß erreichten.<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">Calymene.</hi><lb/>
(Natürliche Größe.)</hi></head></figure><lb/><hi rendition="#aq">Calymene</hi> mit einem hart&#x017F;chaligen Körper, rollte &#x017F;ich ein. Eine der voll&#x017F;tändig&#x017F;ten Sammlungen<lb/>
der Trilobiten be&#x017F;itzt der ausgezeichnete Kenner der&#x017F;elben, Herr <hi rendition="#g">Barrande</hi> in Prag.</p>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <div n="2">
              <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Sech&#x017F;te Ordnung.<lb/>
Spaltfüßler (<hi rendition="#aq">Entomostraca</hi>).</hi> </hi> </head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>ie&#x017F;e vielge&#x017F;taltige Gruppe mikro&#x017F;kopi&#x017F;cher oder kleiner, höch&#x017F;tens ½ bis 1 Zoll lang<lb/>
werdender Kreb&#x017F;e enthält theils freilebende und in die&#x017F;em Falle wohlgegliederte, mit Mundwerk-<lb/>
zeugen ver&#x017F;ehene Gattungen, theils &#x017F;olche, welche bei para&#x017F;iti&#x017F;cher Lebenswei&#x017F;e alle äußere Gliederung<lb/>
verlieren und deren Mundtheile in einen Saugrü&#x017F;&#x017F;el umge&#x017F;taltet werden. So weit gehen die<lb/>
Veränderungen in den &#x017F;päteren Lebensab&#x017F;chnitten die&#x017F;er zahlreichen Schmarotzerkreb&#x017F;e, daß &#x017F;ie<lb/>
anfänglich, als man &#x017F;ich gegen Ende des vorigen und in den er&#x017F;ten Jahrzehnten un&#x017F;eres Jahr-<lb/>
hunderts mit ihnen bekannt machte, überhaupt gar nicht für Gliederthiere gehalten wurden, bis<lb/>
die Ueberein&#x017F;timmung ihrer Jugendformen mit denen anderer, niederer Kreb&#x017F;e die Zoologen eines<lb/>
Be&#x017F;&#x017F;ern belehrte. Jhre Zu&#x017F;ammengehörigkeit mit den freilebenden Formen des <hi rendition="#aq">Cyclops</hi> und<lb/>
anderen Gattungen wird durch eine ununterbrochene Reihe von vermittelnden Arten bewie&#x017F;en.<lb/>
Die&#x017F;e Formenmanchfaltigkeit macht es daher auch unmöglich, in wenigen Zeilen eine für Alle<lb/>
anwendbare Charakteri&#x017F;tik zu geben, ein Ge&#x017F;tändniß, was die neuere Naturfor&#x017F;chung entweder<lb/>
unbedingt oder mit einiger Be&#x017F;chränkung eigentlich bei der Auf&#x017F;tellung aller &#x017F;ogenannten Ordnungen<lb/>
und wie man die verwandten Gruppen heißen mag, vorauszu&#x017F;chicken hat.</p><lb/>
              <p>Wir unter&#x017F;cheiden uns darin we&#x017F;entlich von den trefflichen Zoologen der linn<hi rendition="#aq">é</hi>i&#x017F;chen und nach-<lb/>
linn<hi rendition="#aq">é</hi>i&#x017F;chen Zeit, die mit möglich&#x017F;t kurzen &#x201E;Diagno&#x017F;en&#x201C; auskamen. Seitdem hat man neben den<lb/>
&#x017F;ogenannten &#x201E;typi&#x017F;chen&#x201C;, das heißt eine Reihe von unter&#x017F;cheidenden Merkmalen in auffälliger Wei&#x017F;e<lb/>
zeigenden Arten und Gattungen, die &#x017F;ich in einen Katalog von mäßigem Umfang bringen<lb/>
ließen, &#x017F;o viele &#x017F;ogenannte &#x201E;Zwi&#x017F;chenformen&#x201C; und &#x201E;Uebergangsarten&#x201C; kennen gelernt, daß allgemein<lb/>
gehaltene, kürzere Angaben über Ge&#x017F;talt, Bau und Lebenswei&#x017F;e eben nur noch auf jene eclatanten,<lb/>
man möchte &#x017F;agen Mu&#x017F;terthiere pa&#x017F;&#x017F;en. Und dieß gilt nun auch für die Spaltfüßler.</p><lb/>
              <p>Sie heißen &#x017F;o, weil ihr vom Kopfbru&#x017F;t&#x017F;tück deutlich ge&#x017F;chiedener Leib <hi rendition="#g">zweiä&#x017F;tige, ge&#x017F;paltene<lb/>
Beine</hi> be&#x017F;itzt. Auch haben &#x017F;ie nie eigenthümliche Athmungsorgane, wie die vorigen Ordnungen,<lb/>
&#x017F;ondern ihre dünnhäutigen, nie zu Schildern und Panzern &#x017F;ich erweiternden Körperbedeckungen<lb/>
ge&#x017F;tatten überall den die Athmung bedingenden Gasaustau&#x017F;ch. Noch wäre von allen frei-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </body>
      </floatingText>
    </body>
  </text>
</TEI>
[663/0707] Waſſerfloh. Cypris. Cypridina. Paradoxides. ſo dienten ſie zur Stütze jener Lehre, nach welchen die organiſchen Reiche nicht aus einfachſten, niedrigſten Weſen ſich allmälig entwickelt hätten, ſondern in ihren verſchiedenen Abtheilungen gleich mit verhältnißmäßig hoch gebauten Pflanzen und Thieren geſchaffen worden wären. Die entgegengeſetzte Lehre, von der allmäligen Vervollkommnung niedrigſter Lebeweſen zu höheren, ſetzt nothwendig voraus, und ihr Begründer, Darwin, betonte dieß nachdrücklich, daß ſchon viel früher, als es bisher nach der Beſchaffenheit des geſchichteten Theiles der Erdrinde möglich ſchien, die lebendige Welt in ihren einfacheren Anfängen exiſtirt habe. Jn wie weit durch neuere Forſchungen dieß ſich bewahrheitet, werden wir am Ende unſeres Werkes ſehen. Die Trilobiten bleiben jedoch auch noch jetzt, was ſie geweſen, die älteſten, bekannten Gliederthiere. Unſere Abbildungen zeigen in Paradoxides eine der nicht zum Zuſammen- kugeln fähigen Formen, von der einige Arten die Länge von ½ Fuß erreichten. [Abbildung Calymene. (Natürliche Größe.)] Calymene mit einem hartſchaligen Körper, rollte ſich ein. Eine der vollſtändigſten Sammlungen der Trilobiten beſitzt der ausgezeichnete Kenner derſelben, Herr Barrande in Prag. Sechſte Ordnung. Spaltfüßler (Entomostraca). Dieſe vielgeſtaltige Gruppe mikroſkopiſcher oder kleiner, höchſtens ½ bis 1 Zoll lang werdender Krebſe enthält theils freilebende und in dieſem Falle wohlgegliederte, mit Mundwerk- zeugen verſehene Gattungen, theils ſolche, welche bei paraſitiſcher Lebensweiſe alle äußere Gliederung verlieren und deren Mundtheile in einen Saugrüſſel umgeſtaltet werden. So weit gehen die Veränderungen in den ſpäteren Lebensabſchnitten dieſer zahlreichen Schmarotzerkrebſe, daß ſie anfänglich, als man ſich gegen Ende des vorigen und in den erſten Jahrzehnten unſeres Jahr- hunderts mit ihnen bekannt machte, überhaupt gar nicht für Gliederthiere gehalten wurden, bis die Uebereinſtimmung ihrer Jugendformen mit denen anderer, niederer Krebſe die Zoologen eines Beſſern belehrte. Jhre Zuſammengehörigkeit mit den freilebenden Formen des Cyclops und anderen Gattungen wird durch eine ununterbrochene Reihe von vermittelnden Arten bewieſen. Dieſe Formenmanchfaltigkeit macht es daher auch unmöglich, in wenigen Zeilen eine für Alle anwendbare Charakteriſtik zu geben, ein Geſtändniß, was die neuere Naturforſchung entweder unbedingt oder mit einiger Beſchränkung eigentlich bei der Aufſtellung aller ſogenannten Ordnungen und wie man die verwandten Gruppen heißen mag, vorauszuſchicken hat. Wir unterſcheiden uns darin weſentlich von den trefflichen Zoologen der linnéiſchen und nach- linnéiſchen Zeit, die mit möglichſt kurzen „Diagnoſen“ auskamen. Seitdem hat man neben den ſogenannten „typiſchen“, das heißt eine Reihe von unterſcheidenden Merkmalen in auffälliger Weiſe zeigenden Arten und Gattungen, die ſich in einen Katalog von mäßigem Umfang bringen ließen, ſo viele ſogenannte „Zwiſchenformen“ und „Uebergangsarten“ kennen gelernt, daß allgemein gehaltene, kürzere Angaben über Geſtalt, Bau und Lebensweiſe eben nur noch auf jene eclatanten, man möchte ſagen Muſterthiere paſſen. Und dieß gilt nun auch für die Spaltfüßler. Sie heißen ſo, weil ihr vom Kopfbruſtſtück deutlich geſchiedener Leib zweiäſtige, geſpaltene Beine beſitzt. Auch haben ſie nie eigenthümliche Athmungsorgane, wie die vorigen Ordnungen, ſondern ihre dünnhäutigen, nie zu Schildern und Panzern ſich erweiternden Körperbedeckungen geſtatten überall den die Athmung bedingenden Gasaustauſch. Noch wäre von allen frei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/707
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/707>, abgerufen am 20.12.2024.