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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Ringelechsen. Doppelschleichen.
Schilder, den übrigen Oberleib schmälere, in vier Längsreihen vertheilte, sechseckige Schuppen; Brust
und Bauch sind mit ähnlichen Gebilden bekleidet; der Schwanz zeigt an seiner Wurzelhälfte glatte,
dachziegelförmige Schuppen, übrigens glatte Wirtelschilder. Die Grundfärbung der Oberseite ist ein
lichtes Leberbraun, von welchem sich in der Rückenmitte zwei schwarze Längslinien abheben; längs der
Seite verläuft eine Binde, welche am Kopfe dunkelrothbraun aussieht, nach hinten zu aber allmählich
in die allgemeine Färbung übergeht; Kehle und Bauch sind röthlichweiß, die After- und Unter-
schwanzgegend bleigrau. Die Länge beträgt 31/2 Zoll, wovon auf den Schwanz etwa 1 Zoll
gerechnet werden muß.

Die Johannisechse wird vorzugsweise in Ungarn und hier namentlich auf grasigen Hügeln
gefunden, kommt aber auch sonst noch in Südosteuropa vor, vielleicht häufiger, als man annimmt.
Jm Stadtwäldchen zu Pest und an den Gehängen der Ofener Festungsberge soll sie nicht selten sein.
Ueber ihre Lebensweise sind noch keine eingehenden Beobachtungen angestellt worden. Erber

[Abbildung] Die Johannisechse (Ablepharus pannonicus). 2/3 der nat. Größe.
erwähnt, daß er selbst noch keine gefangen, aber zwei Stück lebend erhalten, drei Monate gepflegt und
mit Regenwürmern gefüttert habe, daß aber beide an einem und demselben Tage zu Grunde gingen,
und theilt mir brieflich mit, daß es ihm neuerdings auch gelang, die gebrechlichen und hinfälligen
Thierchen zu überwintern.



Vierte Ordnung.
Die Ringelechsen (Annulati).

Alle Forscher trennen die Ringelechsen von den Panzer- und Schuppenechsen und bilden aus
ihnen wenigstens eine Unterordnung; Wagler hingegen hält die Merkmale dieser Thiere für so
bedeutsam, daß er sie in einer besonderen Ordnung vereinigt. Jn der That unterscheiden sich die

Die Ringelechſen. Doppelſchleichen.
Schilder, den übrigen Oberleib ſchmälere, in vier Längsreihen vertheilte, ſechseckige Schuppen; Bruſt
und Bauch ſind mit ähnlichen Gebilden bekleidet; der Schwanz zeigt an ſeiner Wurzelhälfte glatte,
dachziegelförmige Schuppen, übrigens glatte Wirtelſchilder. Die Grundfärbung der Oberſeite iſt ein
lichtes Leberbraun, von welchem ſich in der Rückenmitte zwei ſchwarze Längslinien abheben; längs der
Seite verläuft eine Binde, welche am Kopfe dunkelrothbraun ausſieht, nach hinten zu aber allmählich
in die allgemeine Färbung übergeht; Kehle und Bauch ſind röthlichweiß, die After- und Unter-
ſchwanzgegend bleigrau. Die Länge beträgt 3½ Zoll, wovon auf den Schwanz etwa 1 Zoll
gerechnet werden muß.

Die Johannisechſe wird vorzugsweiſe in Ungarn und hier namentlich auf graſigen Hügeln
gefunden, kommt aber auch ſonſt noch in Südoſteuropa vor, vielleicht häufiger, als man annimmt.
Jm Stadtwäldchen zu Peſt und an den Gehängen der Ofener Feſtungsberge ſoll ſie nicht ſelten ſein.
Ueber ihre Lebensweiſe ſind noch keine eingehenden Beobachtungen angeſtellt worden. Erber

[Abbildung] Die Johannisechſe (Ablepharus pannonicus). ⅔ der nat. Größe.
erwähnt, daß er ſelbſt noch keine gefangen, aber zwei Stück lebend erhalten, drei Monate gepflegt und
mit Regenwürmern gefüttert habe, daß aber beide an einem und demſelben Tage zu Grunde gingen,
und theilt mir brieflich mit, daß es ihm neuerdings auch gelang, die gebrechlichen und hinfälligen
Thierchen zu überwintern.



Vierte Ordnung.
Die Ringelechſen (Annulati).

Alle Forſcher trennen die Ringelechſen von den Panzer- und Schuppenechſen und bilden aus
ihnen wenigſtens eine Unterordnung; Wagler hingegen hält die Merkmale dieſer Thiere für ſo
bedeutſam, daß er ſie in einer beſonderen Ordnung vereinigt. Jn der That unterſcheiden ſich die

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[168/0188] Die Ringelechſen. Doppelſchleichen. Schilder, den übrigen Oberleib ſchmälere, in vier Längsreihen vertheilte, ſechseckige Schuppen; Bruſt und Bauch ſind mit ähnlichen Gebilden bekleidet; der Schwanz zeigt an ſeiner Wurzelhälfte glatte, dachziegelförmige Schuppen, übrigens glatte Wirtelſchilder. Die Grundfärbung der Oberſeite iſt ein lichtes Leberbraun, von welchem ſich in der Rückenmitte zwei ſchwarze Längslinien abheben; längs der Seite verläuft eine Binde, welche am Kopfe dunkelrothbraun ausſieht, nach hinten zu aber allmählich in die allgemeine Färbung übergeht; Kehle und Bauch ſind röthlichweiß, die After- und Unter- ſchwanzgegend bleigrau. Die Länge beträgt 3½ Zoll, wovon auf den Schwanz etwa 1 Zoll gerechnet werden muß. Die Johannisechſe wird vorzugsweiſe in Ungarn und hier namentlich auf graſigen Hügeln gefunden, kommt aber auch ſonſt noch in Südoſteuropa vor, vielleicht häufiger, als man annimmt. Jm Stadtwäldchen zu Peſt und an den Gehängen der Ofener Feſtungsberge ſoll ſie nicht ſelten ſein. Ueber ihre Lebensweiſe ſind noch keine eingehenden Beobachtungen angeſtellt worden. Erber [Abbildung Die Johannisechſe (Ablepharus pannonicus). ⅔ der nat. Größe.] erwähnt, daß er ſelbſt noch keine gefangen, aber zwei Stück lebend erhalten, drei Monate gepflegt und mit Regenwürmern gefüttert habe, daß aber beide an einem und demſelben Tage zu Grunde gingen, und theilt mir brieflich mit, daß es ihm neuerdings auch gelang, die gebrechlichen und hinfälligen Thierchen zu überwintern. Vierte Ordnung. Die Ringelechſen (Annulati). Alle Forſcher trennen die Ringelechſen von den Panzer- und Schuppenechſen und bilden aus ihnen wenigſtens eine Unterordnung; Wagler hingegen hält die Merkmale dieſer Thiere für ſo bedeutſam, daß er ſie in einer beſonderen Ordnung vereinigt. Jn der That unterſcheiden ſich die

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/188>, abgerufen am 19.11.2024.