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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Abu-Risch. Kadet. Australischer Blüthenleser.
fresse und Tytler berichtet, daß er Einen längere Zeit im Käfig gehalten und mit Zuckerwasser,
Honig, Brot und Milch ernährt habe. Dies ist Alles, was mir über die Lebensweise bekannt
geworden ist.



Eine Sippe, welche sich über die Sundainseln und Australien verbreitet, ist neuerdings Cyr-
tostomus
oder Bogenschnabel genannt worden. Da mir die deutsche Benennung nicht bezeich-
nend genug erscheint, will ich die hierher gehörigen Vögel Blüthenleser nennen. Sie kennzeichnen
sich durch kopflangen, stark gebogenen, auf der Firste stumpfkantigen Schnabel, dessen Ränder wenig
eingezogen und dessen Schneiden gegen die sehr zarte Spitze hin fein gezähnelt sind, durch verhältniß-
mäßig hohe Läufe, einen ziemlich kurzen, abgerundeten Schwanz, mittellange Flügel, in denen die
vierte und fünfte Schwinge die andern überragen und ein auf der Oberseite olivengrünes, in der
Kehlgegend aber regelmäßig lebhaft gefärbtes Kleid.

Der australische Blüthenleser (Cyrtostomus australis) ist auf der Oberseite olivengrün,
auf der Unterseite schön hochgelb, am Hals und auf der Oberbrust stahlblau. Ueber das
Auge zieht sich ein kurzer Streifen von gelber Farbe, unter ihm verläuft ein etwas dunkler
gefärbter und längerer. Das Auge ist kastanienbraun, der Schnabel und die Füße sind schwarz.
Das Weibchen ist auf der Unterseite gleichfarbig gelb. Die Länge beträgt nach Gould's
Messungen 43/4, die Fittiglänge 2 1/8 , die Schwanzlänge 21/2 Zoll.

Gould und Ramsay haben Einiges über die Lebensweise mitgetheilt. Der Blüthenleser
verbreitet sich über die ganze Nordostküste Australiens, die anliegenden Jnseln und die Eilande der
Torresstraße. Er findet sich überall, ist aber nirgends häufig. Gewöhnlich sieht man ihn paarweise
auf blühenden Bäumen, wo er der Kerbthierjagd obliegt. Er fängt seine Beute im Fluge oder
zieht sie aus den Blüthen hervor. Ein an der ganzen Nordostküste häufiger Baum, welcher sehr
große, ährenartige Trauben kleiner scharlachrother Blüthen trägt, wird von ihm bevorzugt, weil
dieser Baum stets eine Menge von Kerbthieren anzieht. Hier verweilt unser Vogel hauptsächlich in
den Morgenstunden, während er sich um die Mittagszeit nach den dichteren, noch schattigeren Ge-
büschen zurückzieht. Die Stimme ist ein scharf schrillendes Geschrei, welches etwa zehn Sekunden
anhält und wie "tsi tsi tsss" klingt. Das Männchen ist kampflustig wie andere Arten seiner
Familie und verjagt andere Männchen eifersüchtig von dem Baume, auf welchem es sich besindet.

Die Brutzeit fällt in die Monate November und Dezember. Das Nest ist eiförmig, seitlich
und oben mit einem Schlupfloch, welches durch einen kleinen Vorbau geschützt ist. Es besteht aus
Rindenschalen, Blättern, verschiedenen Fasern, Raupengespinnst und Samenwolle und ist inwendig
mit derselben Wolle und mit Federn ausgekleidet. Das Ei, welches Gould fand, war birnen-
förmig und auf grünlichgrauem Grunde überall gleichförmig dunkel schmuzigbraun gefleckt. Junge,
welche sich in einem andern Neste befanden, wurden von dem Weibchen mit Fliegen gefüttert.
Die Mutter kam in einem Zeitraum von zehn Minuten zweimal zu ihnen. Sie flog pfeilschnell
herbei, setzte sich an die untere Seite des Flugloches, blickte einige Zeit lang sichernd umher, fütterte
die Jungen und verschwand sodann ebenso plötzlich wieder als sie gekommen war.



Die indischen Forscher, vor allen Anderen aber S. Müller und Bernstein, haben uns unter-
richtet über eine den Honigsaugern verwandte Familie, welche man Pisangläufer (Arachnotherae)
genannt hat. Sie sind kurz und gedrungen gebaute Vögel mit außerordentlich langem, oft sonderbar
gebildeten Schnabel, welcher bei den meisten stark gekrümmt und an den Schneiden fein gezähnelt ist.

Abu-Riſch. Kadet. Auſtraliſcher Blüthenleſer.
freſſe und Tytler berichtet, daß er Einen längere Zeit im Käfig gehalten und mit Zuckerwaſſer,
Honig, Brot und Milch ernährt habe. Dies iſt Alles, was mir über die Lebensweiſe bekannt
geworden iſt.



Eine Sippe, welche ſich über die Sundainſeln und Auſtralien verbreitet, iſt neuerdings Cyr-
tostomus
oder Bogenſchnabel genannt worden. Da mir die deutſche Benennung nicht bezeich-
nend genug erſcheint, will ich die hierher gehörigen Vögel Blüthenleſer nennen. Sie kennzeichnen
ſich durch kopflangen, ſtark gebogenen, auf der Firſte ſtumpfkantigen Schnabel, deſſen Ränder wenig
eingezogen und deſſen Schneiden gegen die ſehr zarte Spitze hin fein gezähnelt ſind, durch verhältniß-
mäßig hohe Läufe, einen ziemlich kurzen, abgerundeten Schwanz, mittellange Flügel, in denen die
vierte und fünfte Schwinge die andern überragen und ein auf der Oberſeite olivengrünes, in der
Kehlgegend aber regelmäßig lebhaft gefärbtes Kleid.

Der auſtraliſche Blüthenleſer (Cyrtostomus australis) iſt auf der Oberſeite olivengrün,
auf der Unterſeite ſchön hochgelb, am Hals und auf der Oberbruſt ſtahlblau. Ueber das
Auge zieht ſich ein kurzer Streifen von gelber Farbe, unter ihm verläuft ein etwas dunkler
gefärbter und längerer. Das Auge iſt kaſtanienbraun, der Schnabel und die Füße ſind ſchwarz.
Das Weibchen iſt auf der Unterſeite gleichfarbig gelb. Die Länge beträgt nach Gould’s
Meſſungen 4¾, die Fittiglänge 2⅛, die Schwanzlänge 2½ Zoll.

Gould und Ramſay haben Einiges über die Lebensweiſe mitgetheilt. Der Blüthenleſer
verbreitet ſich über die ganze Nordoſtküſte Auſtraliens, die anliegenden Jnſeln und die Eilande der
Torresſtraße. Er findet ſich überall, iſt aber nirgends häufig. Gewöhnlich ſieht man ihn paarweiſe
auf blühenden Bäumen, wo er der Kerbthierjagd obliegt. Er fängt ſeine Beute im Fluge oder
zieht ſie aus den Blüthen hervor. Ein an der ganzen Nordoſtküſte häufiger Baum, welcher ſehr
große, ährenartige Trauben kleiner ſcharlachrother Blüthen trägt, wird von ihm bevorzugt, weil
dieſer Baum ſtets eine Menge von Kerbthieren anzieht. Hier verweilt unſer Vogel hauptſächlich in
den Morgenſtunden, während er ſich um die Mittagszeit nach den dichteren, noch ſchattigeren Ge-
büſchen zurückzieht. Die Stimme iſt ein ſcharf ſchrillendes Geſchrei, welches etwa zehn Sekunden
anhält und wie „tſi tſi tsss“ klingt. Das Männchen iſt kampfluſtig wie andere Arten ſeiner
Familie und verjagt andere Männchen eiferſüchtig von dem Baume, auf welchem es ſich beſindet.

Die Brutzeit fällt in die Monate November und Dezember. Das Neſt iſt eiförmig, ſeitlich
und oben mit einem Schlupfloch, welches durch einen kleinen Vorbau geſchützt iſt. Es beſteht aus
Rindenſchalen, Blättern, verſchiedenen Faſern, Raupengeſpinnſt und Samenwolle und iſt inwendig
mit derſelben Wolle und mit Federn ausgekleidet. Das Ei, welches Gould fand, war birnen-
förmig und auf grünlichgrauem Grunde überall gleichförmig dunkel ſchmuzigbraun gefleckt. Junge,
welche ſich in einem andern Neſte befanden, wurden von dem Weibchen mit Fliegen gefüttert.
Die Mutter kam in einem Zeitraum von zehn Minuten zweimal zu ihnen. Sie flog pfeilſchnell
herbei, ſetzte ſich an die untere Seite des Flugloches, blickte einige Zeit lang ſichernd umher, fütterte
die Jungen und verſchwand ſodann ebenſo plötzlich wieder als ſie gekommen war.



Die indiſchen Forſcher, vor allen Anderen aber S. Müller und Bernſtein, haben uns unter-
richtet über eine den Honigſaugern verwandte Familie, welche man Piſangläufer (Arachnotherae)
genannt hat. Sie ſind kurz und gedrungen gebaute Vögel mit außerordentlich langem, oft ſonderbar
gebildeten Schnabel, welcher bei den meiſten ſtark gekrümmt und an den Schneiden fein gezähnelt iſt.

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[13/0025] Abu-Riſch. Kadet. Auſtraliſcher Blüthenleſer. freſſe und Tytler berichtet, daß er Einen längere Zeit im Käfig gehalten und mit Zuckerwaſſer, Honig, Brot und Milch ernährt habe. Dies iſt Alles, was mir über die Lebensweiſe bekannt geworden iſt. Eine Sippe, welche ſich über die Sundainſeln und Auſtralien verbreitet, iſt neuerdings Cyr- tostomus oder Bogenſchnabel genannt worden. Da mir die deutſche Benennung nicht bezeich- nend genug erſcheint, will ich die hierher gehörigen Vögel Blüthenleſer nennen. Sie kennzeichnen ſich durch kopflangen, ſtark gebogenen, auf der Firſte ſtumpfkantigen Schnabel, deſſen Ränder wenig eingezogen und deſſen Schneiden gegen die ſehr zarte Spitze hin fein gezähnelt ſind, durch verhältniß- mäßig hohe Läufe, einen ziemlich kurzen, abgerundeten Schwanz, mittellange Flügel, in denen die vierte und fünfte Schwinge die andern überragen und ein auf der Oberſeite olivengrünes, in der Kehlgegend aber regelmäßig lebhaft gefärbtes Kleid. Der auſtraliſche Blüthenleſer (Cyrtostomus australis) iſt auf der Oberſeite olivengrün, auf der Unterſeite ſchön hochgelb, am Hals und auf der Oberbruſt ſtahlblau. Ueber das Auge zieht ſich ein kurzer Streifen von gelber Farbe, unter ihm verläuft ein etwas dunkler gefärbter und längerer. Das Auge iſt kaſtanienbraun, der Schnabel und die Füße ſind ſchwarz. Das Weibchen iſt auf der Unterſeite gleichfarbig gelb. Die Länge beträgt nach Gould’s Meſſungen 4¾, die Fittiglänge 2⅛, die Schwanzlänge 2½ Zoll. Gould und Ramſay haben Einiges über die Lebensweiſe mitgetheilt. Der Blüthenleſer verbreitet ſich über die ganze Nordoſtküſte Auſtraliens, die anliegenden Jnſeln und die Eilande der Torresſtraße. Er findet ſich überall, iſt aber nirgends häufig. Gewöhnlich ſieht man ihn paarweiſe auf blühenden Bäumen, wo er der Kerbthierjagd obliegt. Er fängt ſeine Beute im Fluge oder zieht ſie aus den Blüthen hervor. Ein an der ganzen Nordoſtküſte häufiger Baum, welcher ſehr große, ährenartige Trauben kleiner ſcharlachrother Blüthen trägt, wird von ihm bevorzugt, weil dieſer Baum ſtets eine Menge von Kerbthieren anzieht. Hier verweilt unſer Vogel hauptſächlich in den Morgenſtunden, während er ſich um die Mittagszeit nach den dichteren, noch ſchattigeren Ge- büſchen zurückzieht. Die Stimme iſt ein ſcharf ſchrillendes Geſchrei, welches etwa zehn Sekunden anhält und wie „tſi tſi tsss“ klingt. Das Männchen iſt kampfluſtig wie andere Arten ſeiner Familie und verjagt andere Männchen eiferſüchtig von dem Baume, auf welchem es ſich beſindet. Die Brutzeit fällt in die Monate November und Dezember. Das Neſt iſt eiförmig, ſeitlich und oben mit einem Schlupfloch, welches durch einen kleinen Vorbau geſchützt iſt. Es beſteht aus Rindenſchalen, Blättern, verſchiedenen Faſern, Raupengeſpinnſt und Samenwolle und iſt inwendig mit derſelben Wolle und mit Federn ausgekleidet. Das Ei, welches Gould fand, war birnen- förmig und auf grünlichgrauem Grunde überall gleichförmig dunkel ſchmuzigbraun gefleckt. Junge, welche ſich in einem andern Neſte befanden, wurden von dem Weibchen mit Fliegen gefüttert. Die Mutter kam in einem Zeitraum von zehn Minuten zweimal zu ihnen. Sie flog pfeilſchnell herbei, ſetzte ſich an die untere Seite des Flugloches, blickte einige Zeit lang ſichernd umher, fütterte die Jungen und verſchwand ſodann ebenſo plötzlich wieder als ſie gekommen war. Die indiſchen Forſcher, vor allen Anderen aber S. Müller und Bernſtein, haben uns unter- richtet über eine den Honigſaugern verwandte Familie, welche man Piſangläufer (Arachnotherae) genannt hat. Sie ſind kurz und gedrungen gebaute Vögel mit außerordentlich langem, oft ſonderbar gebildeten Schnabel, welcher bei den meiſten ſtark gekrümmt und an den Schneiden fein gezähnelt iſt.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/25>, abgerufen am 26.04.2024.