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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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Strahlen in einem sehr kleinen Brennpuncte vereinigen, so ist doch
das, was sie leisten, immer schon sehr erheblich. Das Bild, wel-
ches die Sonnenstrahlen im Brennpuncte des Spiegels darstellen,
wenn dieser nicht zu viel Grade, so daß man auf die Abweichung
wegen der Kugelgestalt nicht zu sehen braucht, umfaßt, läßt sich
nach den Regeln der Optik bestimmen, und es ist desto größer im
Durchmesser, je größer die Brennweite ist; aus diesem Grunde,
weil die vom Spiegel zurückgegebenen Strahlen sich weniger nahe
in einen engen Raum vereinigen, ist die Wirkung eines gleich
großen Hohlspiegels schwächer bei großer Brennweite, übrigens
aber, bei gleicher Brennweite der Größe des Spiegels proportional.
Ein Spiegel von 4 Fuß Durchmesser und 6 Fuß Brennweite würde
eine Hitze etwa 5000 mal so groß als die unmittelbare Erwärmung
durch die Sonnenstrahlen hervorbringen. Man kann auch wirklich
mit Brennspiegeln Glas und Metalle schmelzen und Wirkungen
hervorbringen, die das heftigste Feuer nur hervorbringen kann. Da
diese Wirkung so sehr davon abhängt, daß man recht große Brenn-
spiegel anwendet, welche sich nicht so leicht verfertigen lassen, so
hat man versucht, mit vielen vereinigten ebnen Spiegeln eben das
zu leisten. Am merkwürdigsten sind in dieser Hinsicht von Büf-
fons
Versuche, welcher ebene, mit einander verbundene Spiegel
so stellte, daß alle das von ihnen zurückgeworfene Sonnenlicht auf
einen Punct warfen; 40 so verbundene Spiegel von 6 Zoll hoch
und 8 Zoll breit setzten ein getheertes Brett in 50 Fuß Entfernung
in Brand, 117 Spiegel brachten Silber zum Schmelzen.

Die Versuche mit Brennspiegeln zeigen, daß auch die mit
keinem Leuchten verbundene Wärme noch ebenso zurückgeworfen
wird. Man kann dies beweisen, indem man eine nicht mehr im
Dunkeln leuchtende, also keine uns sichtbare Lichtstrahlen mehr
aussendende, Metallkugel oder selbst nur ein mit kochendem Wasser
gefülltes Gefäß in bedeutender Entfernung von einem Hohlspiegel
aufstellt, und ein Thermometer in demjenigen Puncte anbringt,
wo ein Licht, an die Stelle jener Kugel gebracht, sein Bild dar-
stellen würde; dieses Thermometer steigt sogleich, sobald jene Kugel
ihren Platz einnimmt oder sobald man einen bis zu diesem Augen-
blicke den Zutritt der Wärme hindernden Schirm wegnimmt. Eben
dieser Versuch oder ein ähnlicher, bei dem man sich zweier Brenn-

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Strahlen in einem ſehr kleinen Brennpuncte vereinigen, ſo iſt doch
das, was ſie leiſten, immer ſchon ſehr erheblich. Das Bild, wel-
ches die Sonnenſtrahlen im Brennpuncte des Spiegels darſtellen,
wenn dieſer nicht zu viel Grade, ſo daß man auf die Abweichung
wegen der Kugelgeſtalt nicht zu ſehen braucht, umfaßt, laͤßt ſich
nach den Regeln der Optik beſtimmen, und es iſt deſto groͤßer im
Durchmeſſer, je groͤßer die Brennweite iſt; aus dieſem Grunde,
weil die vom Spiegel zuruͤckgegebenen Strahlen ſich weniger nahe
in einen engen Raum vereinigen, iſt die Wirkung eines gleich
großen Hohlſpiegels ſchwaͤcher bei großer Brennweite, uͤbrigens
aber, bei gleicher Brennweite der Groͤße des Spiegels proportional.
Ein Spiegel von 4 Fuß Durchmeſſer und 6 Fuß Brennweite wuͤrde
eine Hitze etwa 5000 mal ſo groß als die unmittelbare Erwaͤrmung
durch die Sonnenſtrahlen hervorbringen. Man kann auch wirklich
mit Brennſpiegeln Glas und Metalle ſchmelzen und Wirkungen
hervorbringen, die das heftigſte Feuer nur hervorbringen kann. Da
dieſe Wirkung ſo ſehr davon abhaͤngt, daß man recht große Brenn-
ſpiegel anwendet, welche ſich nicht ſo leicht verfertigen laſſen, ſo
hat man verſucht, mit vielen vereinigten ebnen Spiegeln eben das
zu leiſten. Am merkwuͤrdigſten ſind in dieſer Hinſicht von Buͤf-
fons
Verſuche, welcher ebene, mit einander verbundene Spiegel
ſo ſtellte, daß alle das von ihnen zuruͤckgeworfene Sonnenlicht auf
einen Punct warfen; 40 ſo verbundene Spiegel von 6 Zoll hoch
und 8 Zoll breit ſetzten ein getheertes Brett in 50 Fuß Entfernung
in Brand, 117 Spiegel brachten Silber zum Schmelzen.

Die Verſuche mit Brennſpiegeln zeigen, daß auch die mit
keinem Leuchten verbundene Waͤrme noch ebenſo zuruͤckgeworfen
wird. Man kann dies beweiſen, indem man eine nicht mehr im
Dunkeln leuchtende, alſo keine uns ſichtbare Lichtſtrahlen mehr
ausſendende, Metallkugel oder ſelbſt nur ein mit kochendem Waſſer
gefuͤlltes Gefaͤß in bedeutender Entfernung von einem Hohlſpiegel
aufſtellt, und ein Thermometer in demjenigen Puncte anbringt,
wo ein Licht, an die Stelle jener Kugel gebracht, ſein Bild dar-
ſtellen wuͤrde; dieſes Thermometer ſteigt ſogleich, ſobald jene Kugel
ihren Platz einnimmt oder ſobald man einen bis zu dieſem Augen-
blicke den Zutritt der Waͤrme hindernden Schirm wegnimmt. Eben
dieſer Verſuch oder ein aͤhnlicher, bei dem man ſich zweier Brenn-

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[35/0049] Strahlen in einem ſehr kleinen Brennpuncte vereinigen, ſo iſt doch das, was ſie leiſten, immer ſchon ſehr erheblich. Das Bild, wel- ches die Sonnenſtrahlen im Brennpuncte des Spiegels darſtellen, wenn dieſer nicht zu viel Grade, ſo daß man auf die Abweichung wegen der Kugelgeſtalt nicht zu ſehen braucht, umfaßt, laͤßt ſich nach den Regeln der Optik beſtimmen, und es iſt deſto groͤßer im Durchmeſſer, je groͤßer die Brennweite iſt; aus dieſem Grunde, weil die vom Spiegel zuruͤckgegebenen Strahlen ſich weniger nahe in einen engen Raum vereinigen, iſt die Wirkung eines gleich großen Hohlſpiegels ſchwaͤcher bei großer Brennweite, uͤbrigens aber, bei gleicher Brennweite der Groͤße des Spiegels proportional. Ein Spiegel von 4 Fuß Durchmeſſer und 6 Fuß Brennweite wuͤrde eine Hitze etwa 5000 mal ſo groß als die unmittelbare Erwaͤrmung durch die Sonnenſtrahlen hervorbringen. Man kann auch wirklich mit Brennſpiegeln Glas und Metalle ſchmelzen und Wirkungen hervorbringen, die das heftigſte Feuer nur hervorbringen kann. Da dieſe Wirkung ſo ſehr davon abhaͤngt, daß man recht große Brenn- ſpiegel anwendet, welche ſich nicht ſo leicht verfertigen laſſen, ſo hat man verſucht, mit vielen vereinigten ebnen Spiegeln eben das zu leiſten. Am merkwuͤrdigſten ſind in dieſer Hinſicht von Buͤf- fons Verſuche, welcher ebene, mit einander verbundene Spiegel ſo ſtellte, daß alle das von ihnen zuruͤckgeworfene Sonnenlicht auf einen Punct warfen; 40 ſo verbundene Spiegel von 6 Zoll hoch und 8 Zoll breit ſetzten ein getheertes Brett in 50 Fuß Entfernung in Brand, 117 Spiegel brachten Silber zum Schmelzen. Die Verſuche mit Brennſpiegeln zeigen, daß auch die mit keinem Leuchten verbundene Waͤrme noch ebenſo zuruͤckgeworfen wird. Man kann dies beweiſen, indem man eine nicht mehr im Dunkeln leuchtende, alſo keine uns ſichtbare Lichtſtrahlen mehr ausſendende, Metallkugel oder ſelbſt nur ein mit kochendem Waſſer gefuͤlltes Gefaͤß in bedeutender Entfernung von einem Hohlſpiegel aufſtellt, und ein Thermometer in demjenigen Puncte anbringt, wo ein Licht, an die Stelle jener Kugel gebracht, ſein Bild dar- ſtellen wuͤrde; dieſes Thermometer ſteigt ſogleich, ſobald jene Kugel ihren Platz einnimmt oder ſobald man einen bis zu dieſem Augen- blicke den Zutritt der Waͤrme hindernden Schirm wegnimmt. Eben dieſer Verſuch oder ein aͤhnlicher, bei dem man ſich zweier Brenn- C 2

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/49>, abgerufen am 26.04.2024.