Vergleichung der verschiedenen Wärmecapacitäten mit den Atomengewichten.
Die sehr ungleiche Größe der specifischen Wärme der Körper, die sich weder nach der Dichtigkeit, noch nach der Leitungsfähigkeit für die Wärme, noch nach andern Ungleichheiten, an die man etwa denken könnte, richtet, scheint am meisten mit dem Atomen- gewichte der Körper in Verbindung zu stehen. Dulong und Petit ziehen aus ihren Versuchen den Schluß, daß die Atome aller einfachen Körper gleiche Capacität für die Wärme haben. Die specifische Wärme des Eisens verhält sich zu der des Schwefels ungefähr wie 11 zu 19, oder gleich schwere Stücke Eisen und Schwefel fordern, um gleiche Temperaturen zu erlangen, Wärme- mengen im Verh. 11 zu 19; die Anzahl der Atome in gleichen Gewichten dieser beiden Körper müßte also nach dem angegebenen Gesetze wie 11 zu 19 sein, oder die Gewichte der Atomen müßten sich umgekehrt wie 19 zu 11 verhalten. Nach andern Bestimmun- gen *) verhalten sie sich wie 339 zu 201, das ist wie 19 zu 111/4, und eine ähnliche Uebereinstimmung findet sich bei mehrern Kör- pern; doch ist die Untersuchung wohl noch nicht so weit fortgeführt, daß man dieses Resultat als ganz erwiesen ansehen dürfte, und Poggendorff macht dabei die sehr gegründete Bemerkung, daß die specifische Wärme fester Körper bei ungleichen Temperaturen eine Aenderung leidet, da doch das Atomengewicht ungeändert bleibt, also jenes Gesetz nicht strenge richtig sein könne.
Frei werdende Wärme durch Aenderung der Capacität.
Daß bei Compressionen der Luft Wärme frei wird, weil die Luft dann eine geringere Wärmecapacität hat oder die Wärme nicht mehr in sich enthalten kann, ist schon früher angeführt. Ei- nigermaßen ähnlich ist die bemerkbare Wärme, die entsteht, wenn trockne Pulver Feuchtigkeit in sich aufnehmen. Hier werden die flüssigen Körper mit großer Gewalt von den festen angezogen, und vielleicht (so wie die Luft, wenn sie von Kohle absorbirt wird,) ver- dichtet, wobei dann Wärme frei werden könnte.
*) Th. II. S. 52.
III. F
Vergleichung der verſchiedenen Waͤrmecapacitaͤten mit den Atomengewichten.
Die ſehr ungleiche Groͤße der ſpecifiſchen Waͤrme der Koͤrper, die ſich weder nach der Dichtigkeit, noch nach der Leitungsfaͤhigkeit fuͤr die Waͤrme, noch nach andern Ungleichheiten, an die man etwa denken koͤnnte, richtet, ſcheint am meiſten mit dem Atomen- gewichte der Koͤrper in Verbindung zu ſtehen. Dulong und Petit ziehen aus ihren Verſuchen den Schluß, daß die Atome aller einfachen Koͤrper gleiche Capacitaͤt fuͤr die Waͤrme haben. Die ſpecifiſche Waͤrme des Eiſens verhaͤlt ſich zu der des Schwefels ungefaͤhr wie 11 zu 19, oder gleich ſchwere Stuͤcke Eiſen und Schwefel fordern, um gleiche Temperaturen zu erlangen, Waͤrme- mengen im Verh. 11 zu 19; die Anzahl der Atome in gleichen Gewichten dieſer beiden Koͤrper muͤßte alſo nach dem angegebenen Geſetze wie 11 zu 19 ſein, oder die Gewichte der Atomen muͤßten ſich umgekehrt wie 19 zu 11 verhalten. Nach andern Beſtimmun- gen *) verhalten ſie ſich wie 339 zu 201, das iſt wie 19 zu 11¼, und eine aͤhnliche Uebereinſtimmung findet ſich bei mehrern Koͤr- pern; doch iſt die Unterſuchung wohl noch nicht ſo weit fortgefuͤhrt, daß man dieſes Reſultat als ganz erwieſen anſehen duͤrfte, und Poggendorff macht dabei die ſehr gegruͤndete Bemerkung, daß die ſpecifiſche Waͤrme feſter Koͤrper bei ungleichen Temperaturen eine Aenderung leidet, da doch das Atomengewicht ungeaͤndert bleibt, alſo jenes Geſetz nicht ſtrenge richtig ſein koͤnne.
Frei werdende Waͤrme durch Aenderung der Capacitaͤt.
Daß bei Compreſſionen der Luft Waͤrme frei wird, weil die Luft dann eine geringere Waͤrmecapacitaͤt hat oder die Waͤrme nicht mehr in ſich enthalten kann, iſt ſchon fruͤher angefuͤhrt. Ei- nigermaßen aͤhnlich iſt die bemerkbare Waͤrme, die entſteht, wenn trockne Pulver Feuchtigkeit in ſich aufnehmen. Hier werden die fluͤſſigen Koͤrper mit großer Gewalt von den feſten angezogen, und vielleicht (ſo wie die Luft, wenn ſie von Kohle abſorbirt wird,) ver- dichtet, wobei dann Waͤrme frei werden koͤnnte.
*) Th. II. S. 52.
III. F
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Vergleichung der verſchiedenen Waͤrmecapacitaͤten mit
den Atomengewichten.
Die ſehr ungleiche Groͤße der ſpecifiſchen Waͤrme der Koͤrper,
die ſich weder nach der Dichtigkeit, noch nach der Leitungsfaͤhigkeit
fuͤr die Waͤrme, noch nach andern Ungleichheiten, an die man etwa
denken koͤnnte, richtet, ſcheint am meiſten mit dem Atomen-
gewichte der Koͤrper in Verbindung zu ſtehen. Dulong und
Petit ziehen aus ihren Verſuchen den Schluß, daß die Atome
aller einfachen Koͤrper gleiche Capacitaͤt fuͤr die Waͤrme haben. Die
ſpecifiſche Waͤrme des Eiſens verhaͤlt ſich zu der des Schwefels
ungefaͤhr wie 11 zu 19, oder gleich ſchwere Stuͤcke Eiſen und
Schwefel fordern, um gleiche Temperaturen zu erlangen, Waͤrme-
mengen im Verh. 11 zu 19; die Anzahl der Atome in gleichen
Gewichten dieſer beiden Koͤrper muͤßte alſo nach dem angegebenen
Geſetze wie 11 zu 19 ſein, oder die Gewichte der Atomen muͤßten
ſich umgekehrt wie 19 zu 11 verhalten. Nach andern Beſtimmun-
gen *) verhalten ſie ſich wie 339 zu 201, das iſt wie 19 zu 11¼,
und eine aͤhnliche Uebereinſtimmung findet ſich bei mehrern Koͤr-
pern; doch iſt die Unterſuchung wohl noch nicht ſo weit fortgefuͤhrt,
daß man dieſes Reſultat als ganz erwieſen anſehen duͤrfte, und
Poggendorff macht dabei die ſehr gegruͤndete Bemerkung, daß
die ſpecifiſche Waͤrme feſter Koͤrper bei ungleichen Temperaturen
eine Aenderung leidet, da doch das Atomengewicht ungeaͤndert
bleibt, alſo jenes Geſetz nicht ſtrenge richtig ſein koͤnne.
Frei werdende Waͤrme durch Aenderung der Capacitaͤt.
Daß bei Compreſſionen der Luft Waͤrme frei wird, weil die
Luft dann eine geringere Waͤrmecapacitaͤt hat oder die Waͤrme
nicht mehr in ſich enthalten kann, iſt ſchon fruͤher angefuͤhrt. Ei-
nigermaßen aͤhnlich iſt die bemerkbare Waͤrme, die entſteht, wenn
trockne Pulver Feuchtigkeit in ſich aufnehmen. Hier werden die
fluͤſſigen Koͤrper mit großer Gewalt von den feſten angezogen, und
vielleicht (ſo wie die Luft, wenn ſie von Kohle abſorbirt wird,) ver-
dichtet, wobei dann Waͤrme frei werden koͤnnte.
*) Th. II. S. 52.
III. F
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/95>, abgerufen am 13.11.2024.
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