magnetischen Materien, eine Gesammtwirkung hervorbringen wer- den, die mit Umkreisungen um den ganzen Magnet übereinstimmt; -- bei Poisson zerstört sich im Innern das Zusammenwirken der einander nahe liegenden Nordpole und Südpole und es ent- steht eine Gesammtwirkung so, als ob jene zwei Materien in den beiden Polen angehäuft wären; hier zerstören sich im Innern die Wirkungen der an zwei nächsten Theilchen in der Umkreisung um das eine hinauf, um das andre hinabgehenden Ströme, aber alle diese Wirkungen vereinigen sich so, als ob die Umströmungen um den ganzen Magnet liefen.
Einwürfe gegen Ampere. Transversalmagnete.
Ampere's Theorie ist nicht mit so allgemeinem Beifall aufgenommen, als es nach dieser großen Uebereinstimmung mit allen Erscheinungen zu erwarten gewesen wäre. Einige Einwürfe gegen dieselbe scheinen mir nach und nach von selbst verschwinden zu müssen, indem das, was man über die nicht vollkommen con- sequente Durchführung der Hypothese in den Anwendungen auf die sich uns deutlich zeigenden Erscheinungen gesagt hat, wohl bei recht genauer Untersuchung als unbegründet erscheinen wird. Eben so halte ich dafür, daß einzelne Erscheinungen, die man als der Hy- pothese widersprechend ansah, dieses nicht sind, wenn man, wie Ampere es lehrt, die gesammte Wirkung ins Auge faßt und nicht bei einzelnen Umkreisungsströmen stehen bleibt. Die- jenigen Einwürfe, die man davon hernehmen kann, daß schwerlich die Stellung aller Magnetnadeln auf der Erde sich aus einem einzigen, um die Gegend des magnetischen Erd-Aequators die Erde umkreisenden electrischen Strome mit Genauigkeit möchten berechnen lassen, daß sie schwerlich alle einem einzigen solchen Strome entsprechen, sind gewiß nicht ungegründet; aber man darf, um sie zu beantworten, wohl bemerken, daß wir durch Beobachtun- gen zu zwei großen magnetischen Axen der Erde schienen geführt zu werden, statt daß wir bei minder genauer Untersuchung mit einer, auf den magnetischen Aequator senkechten Axe auszurei- chen hoffen konnten; eben so werden wir wohl auch zu zwei Haupt- strömen, die ungefähr als jene Axen umkreisend angesehen werden
Kk 2
magnetiſchen Materien, eine Geſammtwirkung hervorbringen wer- den, die mit Umkreiſungen um den ganzen Magnet uͤbereinſtimmt; — bei Poiſſon zerſtoͤrt ſich im Innern das Zuſammenwirken der einander nahe liegenden Nordpole und Suͤdpole und es ent- ſteht eine Geſammtwirkung ſo, als ob jene zwei Materien in den beiden Polen angehaͤuft waͤren; hier zerſtoͤren ſich im Innern die Wirkungen der an zwei naͤchſten Theilchen in der Umkreiſung um das eine hinauf, um das andre hinabgehenden Stroͤme, aber alle dieſe Wirkungen vereinigen ſich ſo, als ob die Umſtroͤmungen um den ganzen Magnet liefen.
Einwuͤrfe gegen Ampère. Transverſalmagnete.
Ampère's Theorie iſt nicht mit ſo allgemeinem Beifall aufgenommen, als es nach dieſer großen Uebereinſtimmung mit allen Erſcheinungen zu erwarten geweſen waͤre. Einige Einwuͤrfe gegen dieſelbe ſcheinen mir nach und nach von ſelbſt verſchwinden zu muͤſſen, indem das, was man uͤber die nicht vollkommen con- ſequente Durchfuͤhrung der Hypotheſe in den Anwendungen auf die ſich uns deutlich zeigenden Erſcheinungen geſagt hat, wohl bei recht genauer Unterſuchung als unbegruͤndet erſcheinen wird. Eben ſo halte ich dafuͤr, daß einzelne Erſcheinungen, die man als der Hy- potheſe widerſprechend anſah, dieſes nicht ſind, wenn man, wie Ampère es lehrt, die geſammte Wirkung ins Auge faßt und nicht bei einzelnen Umkreiſungsſtroͤmen ſtehen bleibt. Die- jenigen Einwuͤrfe, die man davon hernehmen kann, daß ſchwerlich die Stellung aller Magnetnadeln auf der Erde ſich aus einem einzigen, um die Gegend des magnetiſchen Erd-Aequators die Erde umkreiſenden electriſchen Strome mit Genauigkeit moͤchten berechnen laſſen, daß ſie ſchwerlich alle einem einzigen ſolchen Strome entſprechen, ſind gewiß nicht ungegruͤndet; aber man darf, um ſie zu beantworten, wohl bemerken, daß wir durch Beobachtun- gen zu zwei großen magnetiſchen Axen der Erde ſchienen gefuͤhrt zu werden, ſtatt daß wir bei minder genauer Unterſuchung mit einer, auf den magnetiſchen Aequator ſenkechten Axe auszurei- chen hoffen konnten; eben ſo werden wir wohl auch zu zwei Haupt- ſtroͤmen, die ungefaͤhr als jene Axen umkreiſend angeſehen werden
Kk 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0529"n="515"/>
magnetiſchen Materien, eine Geſammtwirkung hervorbringen wer-<lb/>
den, die mit Umkreiſungen um den ganzen Magnet uͤbereinſtimmt;<lb/>— bei <hirendition="#g">Poiſſon</hi> zerſtoͤrt ſich im Innern das Zuſammenwirken<lb/>
der einander nahe liegenden Nordpole und Suͤdpole und es ent-<lb/>ſteht eine Geſammtwirkung ſo, als ob jene zwei Materien in den<lb/>
beiden Polen angehaͤuft waͤren; hier zerſtoͤren ſich im Innern die<lb/>
Wirkungen der an zwei naͤchſten Theilchen in der Umkreiſung um<lb/>
das eine hinauf, um das andre hinabgehenden Stroͤme, aber alle<lb/>
dieſe Wirkungen vereinigen ſich ſo, als ob die Umſtroͤmungen um<lb/>
den ganzen Magnet liefen.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Einwuͤrfe gegen Ampère</hi>. <hirendition="#g">Transverſalmagnete</hi>.</head><lb/><p><hirendition="#g">Ampère's</hi> Theorie iſt nicht mit ſo allgemeinem Beifall<lb/>
aufgenommen, als es nach dieſer großen Uebereinſtimmung mit<lb/>
allen Erſcheinungen zu erwarten geweſen waͤre. Einige Einwuͤrfe<lb/>
gegen dieſelbe ſcheinen mir nach und nach von ſelbſt verſchwinden zu<lb/>
muͤſſen, indem das, was man uͤber die nicht vollkommen con-<lb/>ſequente Durchfuͤhrung der Hypotheſe in den Anwendungen auf die<lb/>ſich uns deutlich zeigenden Erſcheinungen geſagt hat, wohl bei recht<lb/>
genauer Unterſuchung als unbegruͤndet erſcheinen wird. Eben ſo<lb/>
halte ich dafuͤr, daß einzelne Erſcheinungen, die man als der Hy-<lb/>
potheſe widerſprechend anſah, dieſes nicht ſind, wenn man, wie<lb/><hirendition="#g">Ampère</hi> es lehrt, die geſammte Wirkung ins Auge faßt und<lb/>
nicht bei <hirendition="#g">einzelnen</hi> Umkreiſungsſtroͤmen ſtehen bleibt. Die-<lb/>
jenigen Einwuͤrfe, die man davon hernehmen kann, daß ſchwerlich<lb/>
die Stellung aller Magnetnadeln auf der Erde ſich aus einem<lb/>
einzigen, um die Gegend des magnetiſchen Erd-Aequators die<lb/>
Erde umkreiſenden electriſchen Strome mit Genauigkeit moͤchten<lb/>
berechnen laſſen, daß ſie ſchwerlich alle einem einzigen ſolchen<lb/>
Strome entſprechen, ſind gewiß nicht ungegruͤndet; aber man darf,<lb/>
um ſie zu beantworten, wohl bemerken, daß wir durch Beobachtun-<lb/>
gen zu zwei großen magnetiſchen Axen der Erde ſchienen gefuͤhrt<lb/>
zu werden, ſtatt daß wir bei minder genauer Unterſuchung mit<lb/><hirendition="#g">einer</hi>, auf den magnetiſchen Aequator ſenkechten Axe auszurei-<lb/>
chen hoffen konnten; eben ſo werden wir wohl auch zu zwei Haupt-<lb/>ſtroͤmen, die ungefaͤhr als jene Axen umkreiſend angeſehen werden<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Kk 2</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[515/0529]
magnetiſchen Materien, eine Geſammtwirkung hervorbringen wer-
den, die mit Umkreiſungen um den ganzen Magnet uͤbereinſtimmt;
— bei Poiſſon zerſtoͤrt ſich im Innern das Zuſammenwirken
der einander nahe liegenden Nordpole und Suͤdpole und es ent-
ſteht eine Geſammtwirkung ſo, als ob jene zwei Materien in den
beiden Polen angehaͤuft waͤren; hier zerſtoͤren ſich im Innern die
Wirkungen der an zwei naͤchſten Theilchen in der Umkreiſung um
das eine hinauf, um das andre hinabgehenden Stroͤme, aber alle
dieſe Wirkungen vereinigen ſich ſo, als ob die Umſtroͤmungen um
den ganzen Magnet liefen.
Einwuͤrfe gegen Ampère. Transverſalmagnete.
Ampère's Theorie iſt nicht mit ſo allgemeinem Beifall
aufgenommen, als es nach dieſer großen Uebereinſtimmung mit
allen Erſcheinungen zu erwarten geweſen waͤre. Einige Einwuͤrfe
gegen dieſelbe ſcheinen mir nach und nach von ſelbſt verſchwinden zu
muͤſſen, indem das, was man uͤber die nicht vollkommen con-
ſequente Durchfuͤhrung der Hypotheſe in den Anwendungen auf die
ſich uns deutlich zeigenden Erſcheinungen geſagt hat, wohl bei recht
genauer Unterſuchung als unbegruͤndet erſcheinen wird. Eben ſo
halte ich dafuͤr, daß einzelne Erſcheinungen, die man als der Hy-
potheſe widerſprechend anſah, dieſes nicht ſind, wenn man, wie
Ampère es lehrt, die geſammte Wirkung ins Auge faßt und
nicht bei einzelnen Umkreiſungsſtroͤmen ſtehen bleibt. Die-
jenigen Einwuͤrfe, die man davon hernehmen kann, daß ſchwerlich
die Stellung aller Magnetnadeln auf der Erde ſich aus einem
einzigen, um die Gegend des magnetiſchen Erd-Aequators die
Erde umkreiſenden electriſchen Strome mit Genauigkeit moͤchten
berechnen laſſen, daß ſie ſchwerlich alle einem einzigen ſolchen
Strome entſprechen, ſind gewiß nicht ungegruͤndet; aber man darf,
um ſie zu beantworten, wohl bemerken, daß wir durch Beobachtun-
gen zu zwei großen magnetiſchen Axen der Erde ſchienen gefuͤhrt
zu werden, ſtatt daß wir bei minder genauer Unterſuchung mit
einer, auf den magnetiſchen Aequator ſenkechten Axe auszurei-
chen hoffen konnten; eben ſo werden wir wohl auch zu zwei Haupt-
ſtroͤmen, die ungefaͤhr als jene Axen umkreiſend angeſehen werden
Kk 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/529>, abgerufen am 13.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.