Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Einige andre Versuche.

Unter den chemischen Wirkungen, welche der electrische Funke
hervorbringt, und zu welchen auch die Oxydationen gehören nebst
den von van Marum gleichfalls bewirkten Herstellungen der
Metalle aus ihren Oxyden, will ich nur noch die Zersetzung des
Wassers erwähnen. Um sie mit geringern electrischen Kräften her-
vorzubringen, hat Wollaston folgendes Verfahren angegeben.
Man läßt die feinsten Platindräthe, die man erhalten kann, in
Glas einschmelzen, feilt sie dann an der einen Seite bis auf die
Oberfläche des Glases ab und setzt zwei solche im Glase liegende
Drathspitzen einander in einer mit Wasser gefüllten Röhre gegen-
über. Die wiederholten Schläge einer kleinen, sich oft nach ein-
ander entladenden Flasche verwandeln das Wasser in Luft, die sich
als eine Mischung von Wasserstoffgas und Sauerstoffgas zeigt.
Der Versuch gelingt so am leichtesten, weil die Wirkung sich so sehr
auf einen kleinen Raum vereiniget.

Eine andre Wirkung des überschlagenden electrischen Funkens
ist die, daß die Oberflächen, über welche er fortgegangen ist, auf
einige Zeit leuchtend werden. Nach Singers Versuchen findet
dies bei Kreide, Zucker, Borax und manchen andern Körpern statt.
Pearfall hat besonders über die Körper, welche durch Wärme
phosphorescirend werden, Versuche angestellt, und gefunden, daß
diese auch durch Electricität leuchtend werden, ferner daß die Kör-
per, denen man durch heftiges Glühen ihre Eigenschaft zu phos-
phoresciren geraubt hatte, diese wieder erlangten, wenn man den
electrischen Funken über sie schlagen ließ.

Daß bei der Entladung großer Batterien auf eine schön polirte
Fläche von Stahl, Silber, Messing Flecke entstehen, ist ohne
Zweifel eine Folge der Oxydirung der Metalle. Eben darauf schei-
nen auch die farbigen Kreise zu beruhen, die man erhalten hat,
wenn man einer polirten Metallfläche gegenüber eine Spitze auf-
stellte, und die Entladung von der Spitze auf die Metallplatte
gehen ließ.

Mancherlei andre Versuche, z. B. daß Körper, die nicht voll-

III. U
Einige andre Verſuche.

Unter den chemiſchen Wirkungen, welche der electriſche Funke
hervorbringt, und zu welchen auch die Oxydationen gehoͤren nebſt
den von van Marum gleichfalls bewirkten Herſtellungen der
Metalle aus ihren Oxyden, will ich nur noch die Zerſetzung des
Waſſers erwaͤhnen. Um ſie mit geringern electriſchen Kraͤften her-
vorzubringen, hat Wollaſton folgendes Verfahren angegeben.
Man laͤßt die feinſten Platindraͤthe, die man erhalten kann, in
Glas einſchmelzen, feilt ſie dann an der einen Seite bis auf die
Oberflaͤche des Glaſes ab und ſetzt zwei ſolche im Glaſe liegende
Drathſpitzen einander in einer mit Waſſer gefuͤllten Roͤhre gegen-
uͤber. Die wiederholten Schlaͤge einer kleinen, ſich oft nach ein-
ander entladenden Flaſche verwandeln das Waſſer in Luft, die ſich
als eine Miſchung von Waſſerſtoffgas und Sauerſtoffgas zeigt.
Der Verſuch gelingt ſo am leichteſten, weil die Wirkung ſich ſo ſehr
auf einen kleinen Raum vereiniget.

Eine andre Wirkung des uͤberſchlagenden electriſchen Funkens
iſt die, daß die Oberflaͤchen, uͤber welche er fortgegangen iſt, auf
einige Zeit leuchtend werden. Nach Singers Verſuchen findet
dies bei Kreide, Zucker, Borax und manchen andern Koͤrpern ſtatt.
Pearfall hat beſonders uͤber die Koͤrper, welche durch Waͤrme
phosphoreſcirend werden, Verſuche angeſtellt, und gefunden, daß
dieſe auch durch Electricitaͤt leuchtend werden, ferner daß die Koͤr-
per, denen man durch heftiges Gluͤhen ihre Eigenſchaft zu phos-
phoreſciren geraubt hatte, dieſe wieder erlangten, wenn man den
electriſchen Funken uͤber ſie ſchlagen ließ.

Daß bei der Entladung großer Batterien auf eine ſchoͤn polirte
Flaͤche von Stahl, Silber, Meſſing Flecke entſtehen, iſt ohne
Zweifel eine Folge der Oxydirung der Metalle. Eben darauf ſchei-
nen auch die farbigen Kreiſe zu beruhen, die man erhalten hat,
wenn man einer polirten Metallflaͤche gegenuͤber eine Spitze auf-
ſtellte, und die Entladung von der Spitze auf die Metallplatte
gehen ließ.

Mancherlei andre Verſuche, z. B. daß Koͤrper, die nicht voll-

III. U
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0319" n="305"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Einige andre Ver&#x017F;uche</hi>.</head><lb/>
          <p>Unter den chemi&#x017F;chen Wirkungen, welche der electri&#x017F;che Funke<lb/>
hervorbringt, und zu welchen auch die Oxydationen geho&#x0364;ren neb&#x017F;t<lb/>
den von <hi rendition="#g">van Marum</hi> gleichfalls bewirkten Her&#x017F;tellungen der<lb/>
Metalle aus ihren Oxyden, will ich nur noch die Zer&#x017F;etzung des<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;ers erwa&#x0364;hnen. Um &#x017F;ie mit geringern electri&#x017F;chen Kra&#x0364;ften her-<lb/>
vorzubringen, hat <hi rendition="#g">Wolla&#x017F;ton</hi> folgendes Verfahren angegeben.<lb/>
Man la&#x0364;ßt die fein&#x017F;ten Platindra&#x0364;the, die man erhalten kann, in<lb/>
Glas ein&#x017F;chmelzen, feilt &#x017F;ie dann an der einen Seite bis auf die<lb/>
Oberfla&#x0364;che des Gla&#x017F;es ab und &#x017F;etzt zwei &#x017F;olche im Gla&#x017F;e liegende<lb/>
Drath&#x017F;pitzen einander in einer mit Wa&#x017F;&#x017F;er gefu&#x0364;llten Ro&#x0364;hre gegen-<lb/>
u&#x0364;ber. Die wiederholten Schla&#x0364;ge einer kleinen, &#x017F;ich oft nach ein-<lb/>
ander entladenden Fla&#x017F;che verwandeln das Wa&#x017F;&#x017F;er in Luft, die &#x017F;ich<lb/>
als eine Mi&#x017F;chung von Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toffgas und Sauer&#x017F;toffgas zeigt.<lb/>
Der Ver&#x017F;uch gelingt &#x017F;o am leichte&#x017F;ten, weil die Wirkung &#x017F;ich &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
auf einen kleinen Raum vereiniget.</p><lb/>
          <p>Eine andre Wirkung des u&#x0364;ber&#x017F;chlagenden electri&#x017F;chen Funkens<lb/>
i&#x017F;t die, daß die Oberfla&#x0364;chen, u&#x0364;ber welche er fortgegangen i&#x017F;t, auf<lb/>
einige Zeit leuchtend werden. Nach <hi rendition="#g">Singers</hi> Ver&#x017F;uchen findet<lb/>
dies bei Kreide, Zucker, Borax und manchen andern Ko&#x0364;rpern &#x017F;tatt.<lb/><hi rendition="#g">Pearfall</hi> hat be&#x017F;onders u&#x0364;ber die Ko&#x0364;rper, welche durch Wa&#x0364;rme<lb/>
phosphore&#x017F;cirend werden, Ver&#x017F;uche ange&#x017F;tellt, und gefunden, daß<lb/>
die&#x017F;e auch durch Electricita&#x0364;t leuchtend werden, ferner daß die Ko&#x0364;r-<lb/>
per, denen man durch heftiges Glu&#x0364;hen ihre Eigen&#x017F;chaft zu phos-<lb/>
phore&#x017F;ciren geraubt hatte, die&#x017F;e wieder erlangten, wenn man den<lb/>
electri&#x017F;chen Funken u&#x0364;ber &#x017F;ie &#x017F;chlagen ließ.</p><lb/>
          <p>Daß bei der Entladung großer Batterien auf eine &#x017F;cho&#x0364;n polirte<lb/>
Fla&#x0364;che von Stahl, Silber, Me&#x017F;&#x017F;ing Flecke ent&#x017F;tehen, i&#x017F;t ohne<lb/>
Zweifel eine Folge der Oxydirung der Metalle. Eben darauf &#x017F;chei-<lb/>
nen auch die farbigen Krei&#x017F;e zu beruhen, die man erhalten hat,<lb/>
wenn man einer polirten Metallfla&#x0364;che gegenu&#x0364;ber eine Spitze auf-<lb/>
&#x017F;tellte, und die Entladung von der Spitze auf die Metallplatte<lb/>
gehen ließ.</p><lb/>
          <p>Mancherlei andre Ver&#x017F;uche, z. B. daß Ko&#x0364;rper, die nicht voll-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">III.</hi> U</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[305/0319] Einige andre Verſuche. Unter den chemiſchen Wirkungen, welche der electriſche Funke hervorbringt, und zu welchen auch die Oxydationen gehoͤren nebſt den von van Marum gleichfalls bewirkten Herſtellungen der Metalle aus ihren Oxyden, will ich nur noch die Zerſetzung des Waſſers erwaͤhnen. Um ſie mit geringern electriſchen Kraͤften her- vorzubringen, hat Wollaſton folgendes Verfahren angegeben. Man laͤßt die feinſten Platindraͤthe, die man erhalten kann, in Glas einſchmelzen, feilt ſie dann an der einen Seite bis auf die Oberflaͤche des Glaſes ab und ſetzt zwei ſolche im Glaſe liegende Drathſpitzen einander in einer mit Waſſer gefuͤllten Roͤhre gegen- uͤber. Die wiederholten Schlaͤge einer kleinen, ſich oft nach ein- ander entladenden Flaſche verwandeln das Waſſer in Luft, die ſich als eine Miſchung von Waſſerſtoffgas und Sauerſtoffgas zeigt. Der Verſuch gelingt ſo am leichteſten, weil die Wirkung ſich ſo ſehr auf einen kleinen Raum vereiniget. Eine andre Wirkung des uͤberſchlagenden electriſchen Funkens iſt die, daß die Oberflaͤchen, uͤber welche er fortgegangen iſt, auf einige Zeit leuchtend werden. Nach Singers Verſuchen findet dies bei Kreide, Zucker, Borax und manchen andern Koͤrpern ſtatt. Pearfall hat beſonders uͤber die Koͤrper, welche durch Waͤrme phosphoreſcirend werden, Verſuche angeſtellt, und gefunden, daß dieſe auch durch Electricitaͤt leuchtend werden, ferner daß die Koͤr- per, denen man durch heftiges Gluͤhen ihre Eigenſchaft zu phos- phoreſciren geraubt hatte, dieſe wieder erlangten, wenn man den electriſchen Funken uͤber ſie ſchlagen ließ. Daß bei der Entladung großer Batterien auf eine ſchoͤn polirte Flaͤche von Stahl, Silber, Meſſing Flecke entſtehen, iſt ohne Zweifel eine Folge der Oxydirung der Metalle. Eben darauf ſchei- nen auch die farbigen Kreiſe zu beruhen, die man erhalten hat, wenn man einer polirten Metallflaͤche gegenuͤber eine Spitze auf- ſtellte, und die Entladung von der Spitze auf die Metallplatte gehen ließ. Mancherlei andre Verſuche, z. B. daß Koͤrper, die nicht voll- III. U

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/319
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/319>, abgerufen am 21.11.2024.