Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

der Versuch, Eisendrath, wenn er recht sehr fein ist, zu verbrennen.
Noch besser aber zeigt sich das entstandene Oxyd, wenn man einen
schmalen Streifen ächtes Blattgold zwischen zwei Glasplatten legt,
diese zwischen die beiden Platten des Tischchens L, auf dem Aus-
lader (Fig. 92.) fest schraubt, und die Kugeln A, B, an beide En-
den des Streifens anlegt; der durch dieses Blättchen gehende
Schlag verwandelt den größten Theil desselben in ein fest in das
Glas eingebranntes Gold-Oxyd. Auch die entgegengesetzte Er-
scheinung, nämlich die Herstellung der Metalle aus ihren Oxyden,
hat van Marum durch die Electricität bewirkt.

Versuche, welche die mechanische Gewalt des Funkens
zeigen
.

Schon mit einer einzigen Flasche gelingt es, den Funken
durch starke Pappe oder ein Buch Papier schlagen zu lassen. Das
Loch, welches er hervorbringt, ist nach beiden Seiten mit einem
aufgeworfenen Rande umgeben, übrigens immer nur sehr klein.
Legt man ein Goldblatt zwischen die Blätter des Papieres, so ent-
steht da, wo dieses getroffen ist, ein Purpurfleck auf dem Papiere.
Ist der Schlag stark genug, so schlägt er auch durch ein dickes
Packet Spielkarten, und bildet nur ein in einerlei Richtung fort-
gehendes Loch, wenn auch die Kugeln des Ausladers einander
nicht gerade gegenüber, sondern so wie A, B, (Fig. 95.) stehen.
Befindet sich aber zwischen den Karten ein Metallstreif CD, so
findet man diesen an zwei Stellen durchbohrt, und die Electricität
muß den in der Figur bezeichneten Weg genommen haben. Man
hat dies als einen ganz bestimmten Beweis für das Dasein zweier
Materien angenommen; aber es ist gewiß, daß auch dieser Versuch
sich nach Franklins Theorie erklären läßt. So sehr wir
nämlich geneigt sind, den Schlag als momentan anzusehen, so
dürfen wir doch nie vergessen, daß es in der That auf einander
folgende Erscheinungen sind, die nur für unsre Beobachtung zu
schnell auf einander folgen; wir müssen daher bedenken, daß, wenn
wirklich nur eine einzige electrische Materie von A aus nach B
übergeht, dieses mit folgenden Umständen begleitet ist: Ehe der
Funke von A ausgeht, ist der Metallstreif bei C negativ, bei D
positiv, weil die Karten als schlechtere Leiter diese Vertheilung nicht

der Verſuch, Eiſendrath, wenn er recht ſehr fein iſt, zu verbrennen.
Noch beſſer aber zeigt ſich das entſtandene Oxyd, wenn man einen
ſchmalen Streifen aͤchtes Blattgold zwiſchen zwei Glasplatten legt,
dieſe zwiſchen die beiden Platten des Tiſchchens L, auf dem Aus-
lader (Fig. 92.) feſt ſchraubt, und die Kugeln A, B, an beide En-
den des Streifens anlegt; der durch dieſes Blaͤttchen gehende
Schlag verwandelt den groͤßten Theil deſſelben in ein feſt in das
Glas eingebranntes Gold-Oxyd. Auch die entgegengeſetzte Er-
ſcheinung, naͤmlich die Herſtellung der Metalle aus ihren Oxyden,
hat van Marum durch die Electricitaͤt bewirkt.

Verſuche, welche die mechaniſche Gewalt des Funkens
zeigen
.

Schon mit einer einzigen Flaſche gelingt es, den Funken
durch ſtarke Pappe oder ein Buch Papier ſchlagen zu laſſen. Das
Loch, welches er hervorbringt, iſt nach beiden Seiten mit einem
aufgeworfenen Rande umgeben, uͤbrigens immer nur ſehr klein.
Legt man ein Goldblatt zwiſchen die Blaͤtter des Papieres, ſo ent-
ſteht da, wo dieſes getroffen iſt, ein Purpurfleck auf dem Papiere.
Iſt der Schlag ſtark genug, ſo ſchlaͤgt er auch durch ein dickes
Packet Spielkarten, und bildet nur ein in einerlei Richtung fort-
gehendes Loch, wenn auch die Kugeln des Ausladers einander
nicht gerade gegenuͤber, ſondern ſo wie A, B, (Fig. 95.) ſtehen.
Befindet ſich aber zwiſchen den Karten ein Metallſtreif CD, ſo
findet man dieſen an zwei Stellen durchbohrt, und die Electricitaͤt
muß den in der Figur bezeichneten Weg genommen haben. Man
hat dies als einen ganz beſtimmten Beweis fuͤr das Daſein zweier
Materien angenommen; aber es iſt gewiß, daß auch dieſer Verſuch
ſich nach Franklins Theorie erklaͤren laͤßt. So ſehr wir
naͤmlich geneigt ſind, den Schlag als momentan anzuſehen, ſo
duͤrfen wir doch nie vergeſſen, daß es in der That auf einander
folgende Erſcheinungen ſind, die nur fuͤr unſre Beobachtung zu
ſchnell auf einander folgen; wir muͤſſen daher bedenken, daß, wenn
wirklich nur eine einzige electriſche Materie von A aus nach B
uͤbergeht, dieſes mit folgenden Umſtaͤnden begleitet iſt: Ehe der
Funke von A ausgeht, iſt der Metallſtreif bei C negativ, bei D
poſitiv, weil die Karten als ſchlechtere Leiter dieſe Vertheilung nicht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0317" n="303"/>
der Ver&#x017F;uch, Ei&#x017F;endrath, wenn er recht &#x017F;ehr fein i&#x017F;t, zu verbrennen.<lb/>
Noch be&#x017F;&#x017F;er aber zeigt &#x017F;ich das ent&#x017F;tandene Oxyd, wenn man einen<lb/>
&#x017F;chmalen Streifen a&#x0364;chtes Blattgold zwi&#x017F;chen zwei Glasplatten legt,<lb/>
die&#x017F;e zwi&#x017F;chen die beiden Platten des Ti&#x017F;chchens <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">L</hi>,</hi> auf dem Aus-<lb/>
lader (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 92.</hi></hi>) fe&#x017F;t &#x017F;chraubt, und die Kugeln <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi>, <hi rendition="#b">B</hi>,</hi> an beide En-<lb/>
den des Streifens anlegt; der durch die&#x017F;es Bla&#x0364;ttchen gehende<lb/>
Schlag verwandelt den gro&#x0364;ßten Theil de&#x017F;&#x017F;elben in ein fe&#x017F;t in das<lb/>
Glas eingebranntes Gold-Oxyd. Auch die entgegenge&#x017F;etzte Er-<lb/>
&#x017F;cheinung, na&#x0364;mlich die Her&#x017F;tellung der Metalle aus ihren Oxyden,<lb/>
hat <hi rendition="#g">van Marum</hi> durch die Electricita&#x0364;t bewirkt.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Ver&#x017F;uche</hi>, <hi rendition="#g">welche die mechani&#x017F;che Gewalt des Funkens<lb/>
zeigen</hi>.</head><lb/>
          <p>Schon mit einer einzigen Fla&#x017F;che gelingt es, den Funken<lb/>
durch &#x017F;tarke Pappe oder ein Buch Papier &#x017F;chlagen zu la&#x017F;&#x017F;en. Das<lb/>
Loch, welches er hervorbringt, i&#x017F;t nach beiden Seiten mit einem<lb/>
aufgeworfenen Rande umgeben, u&#x0364;brigens immer nur &#x017F;ehr klein.<lb/>
Legt man ein Goldblatt zwi&#x017F;chen die Bla&#x0364;tter des Papieres, &#x017F;o ent-<lb/>
&#x017F;teht da, wo die&#x017F;es getroffen i&#x017F;t, ein Purpurfleck auf dem Papiere.<lb/>
I&#x017F;t der Schlag &#x017F;tark genug, &#x017F;o &#x017F;chla&#x0364;gt er auch durch ein dickes<lb/>
Packet Spielkarten, und bildet nur ein in einerlei Richtung fort-<lb/>
gehendes Loch, wenn auch die Kugeln des Ausladers einander<lb/>
nicht gerade gegenu&#x0364;ber, &#x017F;ondern &#x017F;o wie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi>, <hi rendition="#b">B</hi>,</hi> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 95.</hi></hi>) &#x017F;tehen.<lb/>
Befindet &#x017F;ich aber zwi&#x017F;chen den Karten ein Metall&#x017F;treif <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">CD</hi>,</hi> &#x017F;o<lb/>
findet man die&#x017F;en an zwei Stellen durchbohrt, und die Electricita&#x0364;t<lb/>
muß den in der Figur bezeichneten Weg genommen haben. Man<lb/>
hat dies als einen ganz be&#x017F;timmten Beweis fu&#x0364;r das Da&#x017F;ein zweier<lb/>
Materien angenommen; aber es i&#x017F;t gewiß, daß auch die&#x017F;er Ver&#x017F;uch<lb/>
&#x017F;ich nach <hi rendition="#g">Franklins</hi> Theorie erkla&#x0364;ren la&#x0364;ßt. So &#x017F;ehr wir<lb/>
na&#x0364;mlich geneigt &#x017F;ind, den Schlag als momentan anzu&#x017F;ehen, &#x017F;o<lb/>
du&#x0364;rfen wir doch nie verge&#x017F;&#x017F;en, daß es in der That auf einander<lb/>
folgende Er&#x017F;cheinungen &#x017F;ind, die nur fu&#x0364;r un&#x017F;re Beobachtung zu<lb/>
&#x017F;chnell auf einander folgen; wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en daher bedenken, daß, wenn<lb/>
wirklich nur eine einzige electri&#x017F;che Materie von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> aus nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">B</hi></hi><lb/>
u&#x0364;bergeht, die&#x017F;es mit folgenden Um&#x017F;ta&#x0364;nden begleitet i&#x017F;t: Ehe der<lb/>
Funke von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> ausgeht, i&#x017F;t der Metall&#x017F;treif bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> negativ, bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D</hi></hi><lb/>
po&#x017F;itiv, weil die Karten als &#x017F;chlechtere Leiter die&#x017F;e Vertheilung nicht<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0317] der Verſuch, Eiſendrath, wenn er recht ſehr fein iſt, zu verbrennen. Noch beſſer aber zeigt ſich das entſtandene Oxyd, wenn man einen ſchmalen Streifen aͤchtes Blattgold zwiſchen zwei Glasplatten legt, dieſe zwiſchen die beiden Platten des Tiſchchens L, auf dem Aus- lader (Fig. 92.) feſt ſchraubt, und die Kugeln A, B, an beide En- den des Streifens anlegt; der durch dieſes Blaͤttchen gehende Schlag verwandelt den groͤßten Theil deſſelben in ein feſt in das Glas eingebranntes Gold-Oxyd. Auch die entgegengeſetzte Er- ſcheinung, naͤmlich die Herſtellung der Metalle aus ihren Oxyden, hat van Marum durch die Electricitaͤt bewirkt. Verſuche, welche die mechaniſche Gewalt des Funkens zeigen. Schon mit einer einzigen Flaſche gelingt es, den Funken durch ſtarke Pappe oder ein Buch Papier ſchlagen zu laſſen. Das Loch, welches er hervorbringt, iſt nach beiden Seiten mit einem aufgeworfenen Rande umgeben, uͤbrigens immer nur ſehr klein. Legt man ein Goldblatt zwiſchen die Blaͤtter des Papieres, ſo ent- ſteht da, wo dieſes getroffen iſt, ein Purpurfleck auf dem Papiere. Iſt der Schlag ſtark genug, ſo ſchlaͤgt er auch durch ein dickes Packet Spielkarten, und bildet nur ein in einerlei Richtung fort- gehendes Loch, wenn auch die Kugeln des Ausladers einander nicht gerade gegenuͤber, ſondern ſo wie A, B, (Fig. 95.) ſtehen. Befindet ſich aber zwiſchen den Karten ein Metallſtreif CD, ſo findet man dieſen an zwei Stellen durchbohrt, und die Electricitaͤt muß den in der Figur bezeichneten Weg genommen haben. Man hat dies als einen ganz beſtimmten Beweis fuͤr das Daſein zweier Materien angenommen; aber es iſt gewiß, daß auch dieſer Verſuch ſich nach Franklins Theorie erklaͤren laͤßt. So ſehr wir naͤmlich geneigt ſind, den Schlag als momentan anzuſehen, ſo duͤrfen wir doch nie vergeſſen, daß es in der That auf einander folgende Erſcheinungen ſind, die nur fuͤr unſre Beobachtung zu ſchnell auf einander folgen; wir muͤſſen daher bedenken, daß, wenn wirklich nur eine einzige electriſche Materie von A aus nach B uͤbergeht, dieſes mit folgenden Umſtaͤnden begleitet iſt: Ehe der Funke von A ausgeht, iſt der Metallſtreif bei C negativ, bei D poſitiv, weil die Karten als ſchlechtere Leiter dieſe Vertheilung nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/317
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/317>, abgerufen am 30.12.2024.