der Chemiker durch die Zersetzung des in ihnen enthaltenen Am- moniak hervorgebracht, dessen Wasserstoff sich mit dem Sauerstoff des in der Verbindung enthaltenen Metall-Oxydes verbindet; in andern Fällen scheint eine eigne, der Cyansäure den Bestandtheilen nach fast gleiche Säure, Knallsäure, die Erscheinung zu bewirken.
Auch die uns im gemeinen Leben vorkommenden Körper zei- gen nicht selten Selbst-Entzündungen. Nach mehreren Erfah- rungen ist die fein zerriebene Kohle der Entzündung ohne hinzuge- brachtes Feuer unterworfen, und Auberts Versuche zeigen, daß diese durch die bekannte Fähigkeit der Kohle, auch wenn sie nicht zerrieben ist, Luft zu absorbiren, hervorgebracht wird; diese Luft- Absorption bewirkt in der fein zerriebenen Kohle, wenn diese in bedeutender Menge zusammen ist, eine bis auf 180° Cent. gehende Erhitzung und im Innern, etwa 5 bis 6 Zoll von der Oberfläche, eine Entzündung, die sich dann nach oben ausbreitet. Die bei dieser Absorption der Luft eintretende Zunahme des Gewichtes der Kohle rührt, nach Aubert, nicht bloß von dieser Luft, sondern auch von aufgenommenem Wasser her. Wollene Zeuge, die mit Oel befeuchtet sind und auf Stroh liegen, können sich, wenn die Sonnenhitze sehr brennend ist, so erhitzen, daß sie sich entzünden *). Heuhaufen, die feucht zusammen gebracht sind, gerathen in eine Art von Zersetzung, wobei das Heu schwarz wird, und erhitzen sich sehr gewöhnlich bis zum Dampfen, zuweilen auch bis zur wirk- lichen Entzündung. Bei Haufen von Korn und bei manchen an- dern Körpern findet etwas Aehnliches statt.
Entzündung des Wasserstoffgas durch Berührung des Platinschwamms.
Als eine Selbst-Entzündung von besondrer Art muß ich noch die von Döbereiner entdeckte Eigenschaft des Platins anführen. Wenn man das metallische Platin sich sehr fein zertheilt verschafft, so wie man es bei der Zersetzung des Platinsalmiaks durch Feuer erhält, so besitzt dieser Platinschwamm die Eigenschaft das über seine Oberfläche hin strömende Wasserstoffgas, unter dem Zutritt der atmosphärischen Luft zu entzünden. Döbereiner wurde
*)Poggend. Ann. XX. 451. Gilb. Ann. LXIII. 426. 439.
der Chemiker durch die Zerſetzung des in ihnen enthaltenen Am- moniak hervorgebracht, deſſen Waſſerſtoff ſich mit dem Sauerſtoff des in der Verbindung enthaltenen Metall-Oxydes verbindet; in andern Faͤllen ſcheint eine eigne, der Cyanſaͤure den Beſtandtheilen nach faſt gleiche Saͤure, Knallſaͤure, die Erſcheinung zu bewirken.
Auch die uns im gemeinen Leben vorkommenden Koͤrper zei- gen nicht ſelten Selbſt-Entzuͤndungen. Nach mehreren Erfah- rungen iſt die fein zerriebene Kohle der Entzuͤndung ohne hinzuge- brachtes Feuer unterworfen, und Auberts Verſuche zeigen, daß dieſe durch die bekannte Faͤhigkeit der Kohle, auch wenn ſie nicht zerrieben iſt, Luft zu abſorbiren, hervorgebracht wird; dieſe Luft- Abſorption bewirkt in der fein zerriebenen Kohle, wenn dieſe in bedeutender Menge zuſammen iſt, eine bis auf 180° Cent. gehende Erhitzung und im Innern, etwa 5 bis 6 Zoll von der Oberflaͤche, eine Entzuͤndung, die ſich dann nach oben ausbreitet. Die bei dieſer Abſorption der Luft eintretende Zunahme des Gewichtes der Kohle ruͤhrt, nach Aubert, nicht bloß von dieſer Luft, ſondern auch von aufgenommenem Waſſer her. Wollene Zeuge, die mit Oel befeuchtet ſind und auf Stroh liegen, koͤnnen ſich, wenn die Sonnenhitze ſehr brennend iſt, ſo erhitzen, daß ſie ſich entzuͤnden *). Heuhaufen, die feucht zuſammen gebracht ſind, gerathen in eine Art von Zerſetzung, wobei das Heu ſchwarz wird, und erhitzen ſich ſehr gewoͤhnlich bis zum Dampfen, zuweilen auch bis zur wirk- lichen Entzuͤndung. Bei Haufen von Korn und bei manchen an- dern Koͤrpern findet etwas Aehnliches ſtatt.
Entzuͤndung des Waſſerſtoffgas durch Beruͤhrung des Platinſchwamms.
Als eine Selbſt-Entzuͤndung von beſondrer Art muß ich noch die von Doͤbereiner entdeckte Eigenſchaft des Platins anfuͤhren. Wenn man das metalliſche Platin ſich ſehr fein zertheilt verſchafft, ſo wie man es bei der Zerſetzung des Platinſalmiaks durch Feuer erhaͤlt, ſo beſitzt dieſer Platinſchwamm die Eigenſchaft das uͤber ſeine Oberflaͤche hin ſtroͤmende Waſſerſtoffgas, unter dem Zutritt der atmoſphaͤriſchen Luft zu entzuͤnden. Doͤbereiner wurde
*)Poggend. Ann. XX. 451. Gilb. Ann. LXIII. 426. 439.
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der Chemiker durch die Zerſetzung des in ihnen enthaltenen Am-
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des in der Verbindung enthaltenen Metall-Oxydes verbindet; in
andern Faͤllen ſcheint eine eigne, der Cyanſaͤure den Beſtandtheilen
nach faſt gleiche Saͤure, Knallſaͤure, die Erſcheinung zu bewirken.
Auch die uns im gemeinen Leben vorkommenden Koͤrper zei-
gen nicht ſelten Selbſt-Entzuͤndungen. Nach mehreren Erfah-
rungen iſt die fein zerriebene Kohle der Entzuͤndung ohne hinzuge-
brachtes Feuer unterworfen, und Auberts Verſuche zeigen, daß
dieſe durch die bekannte Faͤhigkeit der Kohle, auch wenn ſie nicht
zerrieben iſt, Luft zu abſorbiren, hervorgebracht wird; dieſe Luft-
Abſorption bewirkt in der fein zerriebenen Kohle, wenn dieſe in
bedeutender Menge zuſammen iſt, eine bis auf 180° Cent. gehende
Erhitzung und im Innern, etwa 5 bis 6 Zoll von der Oberflaͤche,
eine Entzuͤndung, die ſich dann nach oben ausbreitet. Die bei
dieſer Abſorption der Luft eintretende Zunahme des Gewichtes der
Kohle ruͤhrt, nach Aubert, nicht bloß von dieſer Luft, ſondern
auch von aufgenommenem Waſſer her. Wollene Zeuge, die mit
Oel befeuchtet ſind und auf Stroh liegen, koͤnnen ſich, wenn die
Sonnenhitze ſehr brennend iſt, ſo erhitzen, daß ſie ſich entzuͤnden *).
Heuhaufen, die feucht zuſammen gebracht ſind, gerathen in eine
Art von Zerſetzung, wobei das Heu ſchwarz wird, und erhitzen
ſich ſehr gewoͤhnlich bis zum Dampfen, zuweilen auch bis zur wirk-
lichen Entzuͤndung. Bei Haufen von Korn und bei manchen an-
dern Koͤrpern findet etwas Aehnliches ſtatt.
Entzuͤndung des Waſſerſtoffgas durch Beruͤhrung des
Platinſchwamms.
Als eine Selbſt-Entzuͤndung von beſondrer Art muß ich noch
die von Doͤbereiner entdeckte Eigenſchaft des Platins anfuͤhren.
Wenn man das metalliſche Platin ſich ſehr fein zertheilt verſchafft,
ſo wie man es bei der Zerſetzung des Platinſalmiaks durch Feuer
erhaͤlt, ſo beſitzt dieſer Platinſchwamm die Eigenſchaft das uͤber
ſeine Oberflaͤche hin ſtroͤmende Waſſerſtoffgas, unter dem Zutritt
der atmoſphaͤriſchen Luft zu entzuͤnden. Doͤbereiner wurde
*) Poggend. Ann. XX. 451. Gilb. Ann. LXIII. 426. 439.
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/216>, abgerufen am 13.11.2024.
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