schung aus Wasserstoffgas und Sauerstoffgas in Flaschen, und ließ sie, mit Glasstöpseln geschlossen, mit der Mündung in Queck- silber getaucht, 15 Monate ruhig stehen. In dieser Zeit war ein Theil jener Gasmischung durch das Quecksilber, oder an der Glas- wand fortgehend, entwichen, und atmosphärische Luft dafür einge- drungen *).
Absorption der Luft durch flüssige und feste Körper.
Ob auf eine ähnliche Weise die Luft auch durch eine Anzie- hung, wobei sie ihrer Natur nach ungeändert bleibt, in die flüssi- gen und festen Körper eindringt, ist ungewiß; aber bekannt ist, daß ein vollkommen ausgekochtes Wasser in einem luftvollen Rau- me aufbewahrt, Luft von der Art, wie die über seiner Oberfläche befindliche, in sich aufnimmt, daß es diese in sich behält, so lange eben der Druck der Luft auf die Oberfläche fortdauert, aber einen Theil davon unverändert entläßt, sobald der Druck der Luft auf die Oberfläche sich vermindert. Hiebei findet die Merkwürdigkeit statt, daß ein Wasser, welches kohlensaure Luft aufgenommen hat, von dieser Luft etwas hergiebt, wenn sich über der Oberfläche atmo- sphärische Luft befindet, und daß sie dagegen dann einen Antheil atmosphärischer Luft aufnimmt. Ein eben solcher Austausch, aber in nicht immer gleichen Verhältnissen der frei gelassenen und der neu absorbirten Luft, findet allemal statt, wenn das Wasser eine andre Luft-Art aufgenommen hat, und eine andre sich über seiner Oberfläche befindet; und darin hat Dalton einen Hauptgrund für seine Behauptung, daß jedes elastische Fluidum nur auf die ihm gleichartigen Theile einen Druck ausübe, gefunden, daß näm- lich eine auf die Wasser-Oberfläche drückende kohlensaure Luft dem Bestreben der im Wasser enthaltenen kohlensauren Luft, aus dem Wasser hervorzudringen, einen Druck entgegensetze, während eine ebensoviel Elasticität besitzende atmosphärische Luft dieses nicht thue. Die Versuche über diesen Gegenstand sind so schwierig, daß man die Entscheidung über Daltons Ansicht, die wohl vorzüglich in diesen Versuchen gefunden werden könnte, noch nicht als mit völli- ger Sicherheit gegeben ansehen kann, zumal da doch offenbar sich
*)Poggendorf Ann. VIII. 127.
ſchung aus Waſſerſtoffgas und Sauerſtoffgas in Flaſchen, und ließ ſie, mit Glasſtoͤpſeln geſchloſſen, mit der Muͤndung in Queck- ſilber getaucht, 15 Monate ruhig ſtehen. In dieſer Zeit war ein Theil jener Gasmiſchung durch das Queckſilber, oder an der Glas- wand fortgehend, entwichen, und atmoſphaͤriſche Luft dafuͤr einge- drungen *).
Abſorption der Luft durch fluͤſſige und feſte Koͤrper.
Ob auf eine aͤhnliche Weiſe die Luft auch durch eine Anzie- hung, wobei ſie ihrer Natur nach ungeaͤndert bleibt, in die fluͤſſi- gen und feſten Koͤrper eindringt, iſt ungewiß; aber bekannt iſt, daß ein vollkommen ausgekochtes Waſſer in einem luftvollen Rau- me aufbewahrt, Luft von der Art, wie die uͤber ſeiner Oberflaͤche befindliche, in ſich aufnimmt, daß es dieſe in ſich behaͤlt, ſo lange eben der Druck der Luft auf die Oberflaͤche fortdauert, aber einen Theil davon unveraͤndert entlaͤßt, ſobald der Druck der Luft auf die Oberflaͤche ſich vermindert. Hiebei findet die Merkwuͤrdigkeit ſtatt, daß ein Waſſer, welches kohlenſaure Luft aufgenommen hat, von dieſer Luft etwas hergiebt, wenn ſich uͤber der Oberflaͤche atmo- ſphaͤriſche Luft befindet, und daß ſie dagegen dann einen Antheil atmoſphaͤriſcher Luft aufnimmt. Ein eben ſolcher Austauſch, aber in nicht immer gleichen Verhaͤltniſſen der frei gelaſſenen und der neu abſorbirten Luft, findet allemal ſtatt, wenn das Waſſer eine andre Luft-Art aufgenommen hat, und eine andre ſich uͤber ſeiner Oberflaͤche befindet; und darin hat Dalton einen Hauptgrund fuͤr ſeine Behauptung, daß jedes elaſtiſche Fluidum nur auf die ihm gleichartigen Theile einen Druck ausuͤbe, gefunden, daß naͤm- lich eine auf die Waſſer-Oberflaͤche druͤckende kohlenſaure Luft dem Beſtreben der im Waſſer enthaltenen kohlenſauren Luft, aus dem Waſſer hervorzudringen, einen Druck entgegenſetze, waͤhrend eine ebenſoviel Elaſticitaͤt beſitzende atmoſphaͤriſche Luft dieſes nicht thue. Die Verſuche uͤber dieſen Gegenſtand ſind ſo ſchwierig, daß man die Entſcheidung uͤber Daltons Anſicht, die wohl vorzuͤglich in dieſen Verſuchen gefunden werden koͤnnte, noch nicht als mit voͤlli- ger Sicherheit gegeben anſehen kann, zumal da doch offenbar ſich
*)Poggendorf Ann. VIII. 127.
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[29/0043]
ſchung aus Waſſerſtoffgas und Sauerſtoffgas in Flaſchen, und
ließ ſie, mit Glasſtoͤpſeln geſchloſſen, mit der Muͤndung in Queck-
ſilber getaucht, 15 Monate ruhig ſtehen. In dieſer Zeit war ein
Theil jener Gasmiſchung durch das Queckſilber, oder an der Glas-
wand fortgehend, entwichen, und atmoſphaͤriſche Luft dafuͤr einge-
drungen *).
Abſorption der Luft durch fluͤſſige und feſte Koͤrper.
Ob auf eine aͤhnliche Weiſe die Luft auch durch eine Anzie-
hung, wobei ſie ihrer Natur nach ungeaͤndert bleibt, in die fluͤſſi-
gen und feſten Koͤrper eindringt, iſt ungewiß; aber bekannt iſt,
daß ein vollkommen ausgekochtes Waſſer in einem luftvollen Rau-
me aufbewahrt, Luft von der Art, wie die uͤber ſeiner Oberflaͤche
befindliche, in ſich aufnimmt, daß es dieſe in ſich behaͤlt, ſo lange
eben der Druck der Luft auf die Oberflaͤche fortdauert, aber einen
Theil davon unveraͤndert entlaͤßt, ſobald der Druck der Luft auf
die Oberflaͤche ſich vermindert. Hiebei findet die Merkwuͤrdigkeit
ſtatt, daß ein Waſſer, welches kohlenſaure Luft aufgenommen hat,
von dieſer Luft etwas hergiebt, wenn ſich uͤber der Oberflaͤche atmo-
ſphaͤriſche Luft befindet, und daß ſie dagegen dann einen Antheil
atmoſphaͤriſcher Luft aufnimmt. Ein eben ſolcher Austauſch, aber
in nicht immer gleichen Verhaͤltniſſen der frei gelaſſenen und der
neu abſorbirten Luft, findet allemal ſtatt, wenn das Waſſer eine
andre Luft-Art aufgenommen hat, und eine andre ſich uͤber ſeiner
Oberflaͤche befindet; und darin hat Dalton einen Hauptgrund
fuͤr ſeine Behauptung, daß jedes elaſtiſche Fluidum nur auf die
ihm gleichartigen Theile einen Druck ausuͤbe, gefunden, daß naͤm-
lich eine auf die Waſſer-Oberflaͤche druͤckende kohlenſaure Luft dem
Beſtreben der im Waſſer enthaltenen kohlenſauren Luft, aus dem
Waſſer hervorzudringen, einen Druck entgegenſetze, waͤhrend eine
ebenſoviel Elaſticitaͤt beſitzende atmoſphaͤriſche Luft dieſes nicht thue.
Die Verſuche uͤber dieſen Gegenſtand ſind ſo ſchwierig, daß man
die Entſcheidung uͤber Daltons Anſicht, die wohl vorzuͤglich in
dieſen Verſuchen gefunden werden koͤnnte, noch nicht als mit voͤlli-
ger Sicherheit gegeben anſehen kann, zumal da doch offenbar ſich
*) Poggendorf Ann. VIII. 127.
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/43>, abgerufen am 22.02.2025.
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