Körper an einander, so pflegt, wie namentlich bei weißem Zucker, das Leuchten noch schöner zu sein. Dieses Leuchten ist bekanntlich oft ohne erhebliche Wärme und kann also mit dem Glühen, dem es ohnehin nicht gleicht, nicht zusammengestellt werden. Daß Electricität dabei statt findet, ist wenigstens für die meisten Fälle eben nicht glaublich. Aber bekannt ist, daß bei starkem und fort- gesetztem Reiben die lebhaftesten Licht-Erscheinungen hervorgehen können, daß Körper, die sonst sehr wenig zum Phosphoresciren ge- neigt sind, an einen schnell gehenden Mühlstein gehalten, leuchtend werden, wozu freilich die dabei statt findende Erhitzung mitwirkt. Die Farbe des hier entstehenden Lichtes ist nach Verschiedenheit der Körper verschieden, aber auch ungleich bei mehr oder minderer Schnelligkeit und Gewalt des Reibens, wobei es aus dem matten weißlichen oft ins feuerrothe übergeht. Da wo wegen großer Hitze, die durch Reiben entstanden ist, ein Glühen von Metallen, z. B. der feinen abgestoßenen Stahltheilchen, entsteht, da hat die umge- bende Luft Einfluß auf die Erscheinungen, und Sauerstoffgas ver- stärkt sie.
Phosphorescenz bei der Crystallisation und bei der Zusammendrückung flüssiger Körper.
Endlich muß ich zu diesen Erscheinungen, die fast alle räthsel- haft sind, noch folgende beifügen. Auch bei der Crystallisirung, wenn gewisse Salze sich ausscheiden, hat man zuweilen lebhaftes Leuchten bemerkt. Und endlich entsteht auch bei plötzlicher Aende- rung der Dichtigkeit der Luft ein Leuchten, so wohl wenn man Luft (am besten Sauerstoffgas und Wasserstoffgas gemischt) durch einen Stoß comprimirt, als wenn die in einer Blase verdichtete Luft diese zersprengt und sich ausdehnt. Dieses Licht bei plötzlicher Ausdehnung der Luft ist oft beim Abschießen der Windbüchse wahr- genommen, und scheint da sich verstärkt zu zeigen, wenn die sehr verdichtete Luft auf harte Körper stößt; -- ob dann, wie einige glauben, Electricität frei wird, oder ob der Widerstand, welchen diese festen Körper der Ausdehnung der Luft entgegensetzen, Ursache des Leuchtens sei, ist noch unbekannt. Selbst die plötzliche Com- pression eines sorgfältig eingeschlossenen Wassers giebt, nach Ver-
Koͤrper an einander, ſo pflegt, wie namentlich bei weißem Zucker, das Leuchten noch ſchoͤner zu ſein. Dieſes Leuchten iſt bekanntlich oft ohne erhebliche Waͤrme und kann alſo mit dem Gluͤhen, dem es ohnehin nicht gleicht, nicht zuſammengeſtellt werden. Daß Electricitaͤt dabei ſtatt findet, iſt wenigſtens fuͤr die meiſten Faͤlle eben nicht glaublich. Aber bekannt iſt, daß bei ſtarkem und fort- geſetztem Reiben die lebhafteſten Licht-Erſcheinungen hervorgehen koͤnnen, daß Koͤrper, die ſonſt ſehr wenig zum Phosphoreſciren ge- neigt ſind, an einen ſchnell gehenden Muͤhlſtein gehalten, leuchtend werden, wozu freilich die dabei ſtatt findende Erhitzung mitwirkt. Die Farbe des hier entſtehenden Lichtes iſt nach Verſchiedenheit der Koͤrper verſchieden, aber auch ungleich bei mehr oder minderer Schnelligkeit und Gewalt des Reibens, wobei es aus dem matten weißlichen oft ins feuerrothe uͤbergeht. Da wo wegen großer Hitze, die durch Reiben entſtanden iſt, ein Gluͤhen von Metallen, z. B. der feinen abgeſtoßenen Stahltheilchen, entſteht, da hat die umge- bende Luft Einfluß auf die Erſcheinungen, und Sauerſtoffgas ver- ſtaͤrkt ſie.
Phosphoreſcenz bei der Cryſtalliſation und bei der Zuſammendruͤckung fluͤſſiger Koͤrper.
Endlich muß ich zu dieſen Erſcheinungen, die faſt alle raͤthſel- haft ſind, noch folgende beifuͤgen. Auch bei der Cryſtalliſirung, wenn gewiſſe Salze ſich ausſcheiden, hat man zuweilen lebhaftes Leuchten bemerkt. Und endlich entſteht auch bei ploͤtzlicher Aende- rung der Dichtigkeit der Luft ein Leuchten, ſo wohl wenn man Luft (am beſten Sauerſtoffgas und Waſſerſtoffgas gemiſcht) durch einen Stoß comprimirt, als wenn die in einer Blaſe verdichtete Luft dieſe zerſprengt und ſich ausdehnt. Dieſes Licht bei ploͤtzlicher Ausdehnung der Luft iſt oft beim Abſchießen der Windbuͤchſe wahr- genommen, und ſcheint da ſich verſtaͤrkt zu zeigen, wenn die ſehr verdichtete Luft auf harte Koͤrper ſtoͤßt; — ob dann, wie einige glauben, Electricitaͤt frei wird, oder ob der Widerſtand, welchen dieſe feſten Koͤrper der Ausdehnung der Luft entgegenſetzen, Urſache des Leuchtens ſei, iſt noch unbekannt. Selbſt die ploͤtzliche Com- preſſion eines ſorgfaͤltig eingeſchloſſenen Waſſers giebt, nach Ver-
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Koͤrper an einander, ſo pflegt, wie namentlich bei weißem Zucker,
das Leuchten noch ſchoͤner zu ſein. Dieſes Leuchten iſt bekanntlich
oft ohne erhebliche Waͤrme und kann alſo mit dem Gluͤhen, dem
es ohnehin nicht gleicht, nicht zuſammengeſtellt werden. Daß
Electricitaͤt dabei ſtatt findet, iſt wenigſtens fuͤr die meiſten Faͤlle
eben nicht glaublich. Aber bekannt iſt, daß bei ſtarkem und fort-
geſetztem Reiben die lebhafteſten Licht-Erſcheinungen hervorgehen
koͤnnen, daß Koͤrper, die ſonſt ſehr wenig zum Phosphoreſciren ge-
neigt ſind, an einen ſchnell gehenden Muͤhlſtein gehalten, leuchtend
werden, wozu freilich die dabei ſtatt findende Erhitzung mitwirkt.
Die Farbe des hier entſtehenden Lichtes iſt nach Verſchiedenheit der
Koͤrper verſchieden, aber auch ungleich bei mehr oder minderer
Schnelligkeit und Gewalt des Reibens, wobei es aus dem matten
weißlichen oft ins feuerrothe uͤbergeht. Da wo wegen großer Hitze,
die durch Reiben entſtanden iſt, ein Gluͤhen von Metallen, z. B.
der feinen abgeſtoßenen Stahltheilchen, entſteht, da hat die umge-
bende Luft Einfluß auf die Erſcheinungen, und Sauerſtoffgas ver-
ſtaͤrkt ſie.
Phosphoreſcenz bei der Cryſtalliſation und bei der
Zuſammendruͤckung fluͤſſiger Koͤrper.
Endlich muß ich zu dieſen Erſcheinungen, die faſt alle raͤthſel-
haft ſind, noch folgende beifuͤgen. Auch bei der Cryſtalliſirung,
wenn gewiſſe Salze ſich ausſcheiden, hat man zuweilen lebhaftes
Leuchten bemerkt. Und endlich entſteht auch bei ploͤtzlicher Aende-
rung der Dichtigkeit der Luft ein Leuchten, ſo wohl wenn man
Luft (am beſten Sauerſtoffgas und Waſſerſtoffgas gemiſcht) durch
einen Stoß comprimirt, als wenn die in einer Blaſe verdichtete
Luft dieſe zerſprengt und ſich ausdehnt. Dieſes Licht bei ploͤtzlicher
Ausdehnung der Luft iſt oft beim Abſchießen der Windbuͤchſe wahr-
genommen, und ſcheint da ſich verſtaͤrkt zu zeigen, wenn die ſehr
verdichtete Luft auf harte Koͤrper ſtoͤßt; — ob dann, wie einige
glauben, Electricitaͤt frei wird, oder ob der Widerſtand, welchen
dieſe feſten Koͤrper der Ausdehnung der Luft entgegenſetzen, Urſache
des Leuchtens ſei, iſt noch unbekannt. Selbſt die ploͤtzliche Com-
preſſion eines ſorgfaͤltig eingeſchloſſenen Waſſers giebt, nach Ver-
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/378>, abgerufen am 22.02.2025.
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