Richtung noch wenig ab, so ist die Farbe noch wenig lichtvoll, weil der Spiegel die in einer wenig vortheilhaften Richtung polarisirten Strahlen schlecht zurückwirft; ist die Abweichung 45°, so ist die Zu- rückwerfung vollkommen; bei einer noch weiter fortrückenden Stel- lung des Blättchens geht die Lage der neuen Polarisations-Ebne über 90° hinaus und wird also minder vortheilhaft; aber das mehrere oder wenigere Licht ist immer von gleicher Farbe. Bei derjenigen Stel- lung des zweiten Spiegels, wo er das in der anfänglichen Richtung polarisirte Licht zurückwirft, findet das Entsprechende statt. Hier wird die Ergänzungsfarbe von jener immer zurückgeworfen; aber bei einer geringen Neigung der Hauptlinie des Blättchens gegen diese Ebne wird auch viel von der in der neuen Richtung polarisirten Farbe zurückgeworfen, wodurch dann ein nur wenig in jene Er- gänzungsfarbe hinübergehendes Weiß hervorgeht; erst bei einer Richtung der Hauptlinie, die nahe gegen 45° ist, fehlt jene Farbe ganz, und die Ergänzungsfarbe tritt rein hervor.
Stellt man den zweiten Spiegel nicht in jene zwei Haupt- stellungen, sondern läßt man ihn in der Drehung im Ringe E (Fig. 141.) um eben so viele Grade als jene Hauptlinien von der ersten Reflexions-Ebne abweichen, so zeigt er Weiß, weil er zwar beide Farben, als nicht ganz angemessen für seine Zurückwerfung polarisirt, unvollständig zurückwirft; aber doch beide, als gleich stark von seiner Reflexions-Ebne abweichend, gleich gut, die Farben also zu Weiß gemischt, zurückgiebt.
Daß bei dickeren Blättchen eine Mischung der Farben wegen des Zusammentreffens der vierten Periode des violetten Strahles mit der dritten Periode des gelben Strahles und wegen ähnlicher Verbindungen eintritt, das läßt sich nun wohl übersehen.
Farben zweier Blättchen, deren Hauptlinien auf einander senkrecht sind.
Aber abbrechen kann ich diese Darstellung der an den Gyps- blättchen wahrzunehmenden Erscheinungen immer noch nicht, indem zwei auf einander gelegte Blättchen recht merkwürdige Erscheinun- gen darbieten. Liegen die Hauptlinien beider Blättchen genau auf einander, so bietet sich nichts Merkwürdiges dar, indem die zwei Blättchen dann wie ein dickeres wirken. Aber läßt man die Axen
Richtung noch wenig ab, ſo iſt die Farbe noch wenig lichtvoll, weil der Spiegel die in einer wenig vortheilhaften Richtung polariſirten Strahlen ſchlecht zuruͤckwirft; iſt die Abweichung 45°, ſo iſt die Zu- ruͤckwerfung vollkommen; bei einer noch weiter fortruͤckenden Stel- lung des Blaͤttchens geht die Lage der neuen Polariſations-Ebne uͤber 90° hinaus und wird alſo minder vortheilhaft; aber das mehrere oder wenigere Licht iſt immer von gleicher Farbe. Bei derjenigen Stel- lung des zweiten Spiegels, wo er das in der anfaͤnglichen Richtung polariſirte Licht zuruͤckwirft, findet das Entſprechende ſtatt. Hier wird die Ergaͤnzungsfarbe von jener immer zuruͤckgeworfen; aber bei einer geringen Neigung der Hauptlinie des Blaͤttchens gegen dieſe Ebne wird auch viel von der in der neuen Richtung polariſirten Farbe zuruͤckgeworfen, wodurch dann ein nur wenig in jene Er- gaͤnzungsfarbe hinuͤbergehendes Weiß hervorgeht; erſt bei einer Richtung der Hauptlinie, die nahe gegen 45° iſt, fehlt jene Farbe ganz, und die Ergaͤnzungsfarbe tritt rein hervor.
Stellt man den zweiten Spiegel nicht in jene zwei Haupt- ſtellungen, ſondern laͤßt man ihn in der Drehung im Ringe E (Fig. 141.) um eben ſo viele Grade als jene Hauptlinien von der erſten Reflexions-Ebne abweichen, ſo zeigt er Weiß, weil er zwar beide Farben, als nicht ganz angemeſſen fuͤr ſeine Zuruͤckwerfung polariſirt, unvollſtaͤndig zuruͤckwirft; aber doch beide, als gleich ſtark von ſeiner Reflexions-Ebne abweichend, gleich gut, die Farben alſo zu Weiß gemiſcht, zuruͤckgiebt.
Daß bei dickeren Blaͤttchen eine Miſchung der Farben wegen des Zuſammentreffens der vierten Periode des violetten Strahles mit der dritten Periode des gelben Strahles und wegen aͤhnlicher Verbindungen eintritt, das laͤßt ſich nun wohl uͤberſehen.
Farben zweier Blaͤttchen, deren Hauptlinien auf einander ſenkrecht ſind.
Aber abbrechen kann ich dieſe Darſtellung der an den Gyps- blaͤttchen wahrzunehmenden Erſcheinungen immer noch nicht, indem zwei auf einander gelegte Blaͤttchen recht merkwuͤrdige Erſcheinun- gen darbieten. Liegen die Hauptlinien beider Blaͤttchen genau auf einander, ſo bietet ſich nichts Merkwuͤrdiges dar, indem die zwei Blaͤttchen dann wie ein dickeres wirken. Aber laͤßt man die Axen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0361"n="347"/>
Richtung noch wenig ab, ſo iſt die Farbe noch wenig lichtvoll, weil<lb/>
der Spiegel die in einer wenig vortheilhaften Richtung polariſirten<lb/>
Strahlen ſchlecht zuruͤckwirft; iſt die Abweichung 45°, ſo iſt die Zu-<lb/>
ruͤckwerfung vollkommen; bei einer noch weiter fortruͤckenden Stel-<lb/>
lung des Blaͤttchens geht die Lage der neuen Polariſations-Ebne uͤber<lb/>
90° hinaus und wird alſo minder vortheilhaft; aber das mehrere oder<lb/>
wenigere Licht iſt immer von gleicher Farbe. Bei derjenigen Stel-<lb/>
lung des zweiten Spiegels, wo er das in der anfaͤnglichen Richtung<lb/>
polariſirte Licht zuruͤckwirft, findet das Entſprechende ſtatt. Hier<lb/>
wird die Ergaͤnzungsfarbe von jener immer zuruͤckgeworfen; aber<lb/>
bei einer geringen Neigung der Hauptlinie des Blaͤttchens gegen<lb/>
dieſe Ebne wird auch viel von der in der neuen Richtung polariſirten<lb/>
Farbe zuruͤckgeworfen, wodurch dann ein nur wenig in jene Er-<lb/>
gaͤnzungsfarbe hinuͤbergehendes Weiß hervorgeht; erſt bei einer<lb/>
Richtung der Hauptlinie, die nahe gegen 45° iſt, fehlt jene Farbe<lb/>
ganz, und die Ergaͤnzungsfarbe tritt rein hervor.</p><lb/><p>Stellt man den zweiten Spiegel nicht in jene zwei Haupt-<lb/>ſtellungen, ſondern laͤßt man ihn in der Drehung im Ringe <hirendition="#aq"><hirendition="#b">E</hi></hi><lb/>
(<hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 141.</hi></hi>) um eben ſo viele Grade als jene Hauptlinien von der<lb/>
erſten Reflexions-Ebne abweichen, ſo zeigt er Weiß, weil er zwar<lb/>
beide Farben, als nicht ganz angemeſſen fuͤr ſeine Zuruͤckwerfung<lb/>
polariſirt, unvollſtaͤndig zuruͤckwirft; aber doch beide, als gleich<lb/>ſtark von ſeiner Reflexions-Ebne abweichend, gleich gut, die Farben<lb/>
alſo zu Weiß gemiſcht, zuruͤckgiebt.</p><lb/><p>Daß bei dickeren Blaͤttchen eine Miſchung der Farben wegen<lb/>
des Zuſammentreffens der vierten Periode des violetten Strahles<lb/>
mit der dritten Periode des gelben Strahles und wegen aͤhnlicher<lb/>
Verbindungen eintritt, das laͤßt ſich nun wohl uͤberſehen.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Farben zweier Blaͤttchen</hi>, <hirendition="#g">deren Hauptlinien auf<lb/>
einander ſenkrecht ſind</hi>.</head><lb/><p>Aber abbrechen kann ich dieſe Darſtellung der an den Gyps-<lb/>
blaͤttchen wahrzunehmenden Erſcheinungen immer noch nicht, indem<lb/>
zwei auf einander gelegte Blaͤttchen recht merkwuͤrdige Erſcheinun-<lb/>
gen darbieten. Liegen die Hauptlinien beider Blaͤttchen genau auf<lb/>
einander, ſo bietet ſich nichts Merkwuͤrdiges dar, indem die zwei<lb/>
Blaͤttchen dann wie ein dickeres wirken. Aber laͤßt man die Axen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[347/0361]
Richtung noch wenig ab, ſo iſt die Farbe noch wenig lichtvoll, weil
der Spiegel die in einer wenig vortheilhaften Richtung polariſirten
Strahlen ſchlecht zuruͤckwirft; iſt die Abweichung 45°, ſo iſt die Zu-
ruͤckwerfung vollkommen; bei einer noch weiter fortruͤckenden Stel-
lung des Blaͤttchens geht die Lage der neuen Polariſations-Ebne uͤber
90° hinaus und wird alſo minder vortheilhaft; aber das mehrere oder
wenigere Licht iſt immer von gleicher Farbe. Bei derjenigen Stel-
lung des zweiten Spiegels, wo er das in der anfaͤnglichen Richtung
polariſirte Licht zuruͤckwirft, findet das Entſprechende ſtatt. Hier
wird die Ergaͤnzungsfarbe von jener immer zuruͤckgeworfen; aber
bei einer geringen Neigung der Hauptlinie des Blaͤttchens gegen
dieſe Ebne wird auch viel von der in der neuen Richtung polariſirten
Farbe zuruͤckgeworfen, wodurch dann ein nur wenig in jene Er-
gaͤnzungsfarbe hinuͤbergehendes Weiß hervorgeht; erſt bei einer
Richtung der Hauptlinie, die nahe gegen 45° iſt, fehlt jene Farbe
ganz, und die Ergaͤnzungsfarbe tritt rein hervor.
Stellt man den zweiten Spiegel nicht in jene zwei Haupt-
ſtellungen, ſondern laͤßt man ihn in der Drehung im Ringe E
(Fig. 141.) um eben ſo viele Grade als jene Hauptlinien von der
erſten Reflexions-Ebne abweichen, ſo zeigt er Weiß, weil er zwar
beide Farben, als nicht ganz angemeſſen fuͤr ſeine Zuruͤckwerfung
polariſirt, unvollſtaͤndig zuruͤckwirft; aber doch beide, als gleich
ſtark von ſeiner Reflexions-Ebne abweichend, gleich gut, die Farben
alſo zu Weiß gemiſcht, zuruͤckgiebt.
Daß bei dickeren Blaͤttchen eine Miſchung der Farben wegen
des Zuſammentreffens der vierten Periode des violetten Strahles
mit der dritten Periode des gelben Strahles und wegen aͤhnlicher
Verbindungen eintritt, das laͤßt ſich nun wohl uͤberſehen.
Farben zweier Blaͤttchen, deren Hauptlinien auf
einander ſenkrecht ſind.
Aber abbrechen kann ich dieſe Darſtellung der an den Gyps-
blaͤttchen wahrzunehmenden Erſcheinungen immer noch nicht, indem
zwei auf einander gelegte Blaͤttchen recht merkwuͤrdige Erſcheinun-
gen darbieten. Liegen die Hauptlinien beider Blaͤttchen genau auf
einander, ſo bietet ſich nichts Merkwuͤrdiges dar, indem die zwei
Blaͤttchen dann wie ein dickeres wirken. Aber laͤßt man die Axen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/361>, abgerufen am 21.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.