Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.und eben dadurch, daß in sehr kurzer Zeit ihre einfache Construction Das astronomische Fernrohr. Wenn man Fernröhre aus zwei Gläsern machen will, so *) Vgl. auch Gehlers Wörterbuch Th. IV. S. 144. II. K
und eben dadurch, daß in ſehr kurzer Zeit ihre einfache Conſtruction Das aſtronomiſche Fernrohr. Wenn man Fernroͤhre aus zwei Glaͤſern machen will, ſo *) Vgl. auch Gehlers Woͤrterbuch Th. IV. S. 144. II. K
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0159" n="145"/> und eben dadurch, daß in ſehr kurzer Zeit ihre einfache Conſtruction<lb/> von mehrern Kuͤnſtlern aufgefaßt und nachgeahmt wurde, ſcheint<lb/> die genaue Kunde, wer der erſte Erfinder geweſen iſt, beinahe ver-<lb/> lohren gegangen zu ſein. Brillenmacher in <hi rendition="#g">Middelburg</hi> (ob<lb/><hi rendition="#g">Johann Lippersheim</hi> oder <hi rendition="#g">Zacharias Janſſen</hi> [<hi rendition="#g">Jo</hi>-<lb/><hi rendition="#g">hanns</hi> Sohn] oder <hi rendition="#g">Metius</hi> iſt nicht ganz entſchieden) haben<lb/> zuerſt, ſchon vor 1609, Fernroͤhre verfertigt; <hi rendition="#g">Galilaͤi</hi> erhielt von<lb/> dieſer Kunſt, durch Glaͤſer entfernte Gegenſtaͤnde deutlicher zu ſehen,<lb/> Nachricht, und erfand nun durch eigenes Nachdenken 1609 im<lb/><hi rendition="#g">April</hi> oder <hi rendition="#g">Mai</hi> die Einrichtung, die noch das <hi rendition="#g">Galilaͤiſche</hi><lb/> Fernrohr heißt; aber auch ſchon in eben dem Jahre ſcheint <note place="foot" n="*)">Vgl. auch <hi rendition="#g">Gehlers</hi> Woͤrterbuch Th. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">IV.</hi></hi> S. 144.</note><lb/> man in London ſich ſo mit ihrer Verfertigung beſchaͤftigt zu haben,<lb/> daß man ſie zum Verkauf ausbot. Das Erſtaunen, welches dieſe<lb/> Kunſt, Gegenſtaͤnde auf der Erde beſſer zu ſehen, und am Himmel<lb/> ganz neue Gegenſtaͤnde zu entdecken, mag hervorgebracht haben,<lb/> kann indeſſen kaum groͤßer geweſen ſein, als das Erſtaunen, mit<lb/> welchem wir in unſern Tagen die großen Verbeſſerungen kennen<lb/> gelernt haben, die <hi rendition="#g">Herſchel</hi> den Spiegelteleſcopen, <hi rendition="#g">Fraun</hi>-<lb/><hi rendition="#g">hofer</hi> den dioptriſchen Fernroͤhren gegeben hat, von deren Erfolg<lb/> ich Ihnen bald mehr ſagen werde.</p><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Das aſtronomiſche Fernrohr</hi>.</head><lb/> <p>Wenn man Fernroͤhre aus zwei Glaͤſern machen will, ſo<lb/> bietet ſich uns, als ſich anſchließend an die ſchon angeſtellten Be-<lb/> trachtungen, dasjenige Fernrohr zuerſt dar, welches man jetzt das<lb/><hi rendition="#g">Keplerſche</hi> oder <hi rendition="#g">aſtronomiſche</hi> nennt. Es iſt naͤmlich gewiß,<lb/> daß ein dem Einfallen der Lichtſtrahlen von ſehr entfernten Gegen-<lb/> ſtaͤnden ſenkrecht dargebotenes Linſenglas, das Objectiv, auch von<lb/> dieſem ein Bild und dieſes zwar ganz nahe am Brennpuncte, oder im<lb/> Brennpuncte ſelbſt darſtellen wird; und daß wir dieſes, ſeiner Klein-<lb/> heit wegen nicht bequem mit bloßem Auge wahrzunehmende Bild<lb/> deutlich muͤſſen ſehn koͤnnen, wenn wir es durch ein zweites Linſen-<lb/> glas, das Ocular, vergroͤßert ſehen. Dieſe Zuſammenfuͤgung zweier<lb/> Linſen giebt das aſtronomiſche Fernrohr, bei welchem wir zuerſt den<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">II.</hi></hi> K</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [145/0159]
und eben dadurch, daß in ſehr kurzer Zeit ihre einfache Conſtruction
von mehrern Kuͤnſtlern aufgefaßt und nachgeahmt wurde, ſcheint
die genaue Kunde, wer der erſte Erfinder geweſen iſt, beinahe ver-
lohren gegangen zu ſein. Brillenmacher in Middelburg (ob
Johann Lippersheim oder Zacharias Janſſen [Jo-
hanns Sohn] oder Metius iſt nicht ganz entſchieden) haben
zuerſt, ſchon vor 1609, Fernroͤhre verfertigt; Galilaͤi erhielt von
dieſer Kunſt, durch Glaͤſer entfernte Gegenſtaͤnde deutlicher zu ſehen,
Nachricht, und erfand nun durch eigenes Nachdenken 1609 im
April oder Mai die Einrichtung, die noch das Galilaͤiſche
Fernrohr heißt; aber auch ſchon in eben dem Jahre ſcheint *)
man in London ſich ſo mit ihrer Verfertigung beſchaͤftigt zu haben,
daß man ſie zum Verkauf ausbot. Das Erſtaunen, welches dieſe
Kunſt, Gegenſtaͤnde auf der Erde beſſer zu ſehen, und am Himmel
ganz neue Gegenſtaͤnde zu entdecken, mag hervorgebracht haben,
kann indeſſen kaum groͤßer geweſen ſein, als das Erſtaunen, mit
welchem wir in unſern Tagen die großen Verbeſſerungen kennen
gelernt haben, die Herſchel den Spiegelteleſcopen, Fraun-
hofer den dioptriſchen Fernroͤhren gegeben hat, von deren Erfolg
ich Ihnen bald mehr ſagen werde.
Das aſtronomiſche Fernrohr.
Wenn man Fernroͤhre aus zwei Glaͤſern machen will, ſo
bietet ſich uns, als ſich anſchließend an die ſchon angeſtellten Be-
trachtungen, dasjenige Fernrohr zuerſt dar, welches man jetzt das
Keplerſche oder aſtronomiſche nennt. Es iſt naͤmlich gewiß,
daß ein dem Einfallen der Lichtſtrahlen von ſehr entfernten Gegen-
ſtaͤnden ſenkrecht dargebotenes Linſenglas, das Objectiv, auch von
dieſem ein Bild und dieſes zwar ganz nahe am Brennpuncte, oder im
Brennpuncte ſelbſt darſtellen wird; und daß wir dieſes, ſeiner Klein-
heit wegen nicht bequem mit bloßem Auge wahrzunehmende Bild
deutlich muͤſſen ſehn koͤnnen, wenn wir es durch ein zweites Linſen-
glas, das Ocular, vergroͤßert ſehen. Dieſe Zuſammenfuͤgung zweier
Linſen giebt das aſtronomiſche Fernrohr, bei welchem wir zuerſt den
*) Vgl. auch Gehlers Woͤrterbuch Th. IV. S. 144.
II. K
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |