Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

hervorgehenden Wirkung werde ich bei der Lehre von der strah-
lenden Wärme etwas mehr sagen.

Hohlspiegel auf Leuchtthürmen.

Aber schließen kann ich doch die den Hohlspiegel betreffenden
Betrachtungen noch nicht, da ich den großen Nutzen, welchen er
auf Leuchtthürmen und bei andern Beleuchtungen gewährt, nicht
übergehen darf. So gut, wie Strahlen, die von einem sehr ent-
fernten Puncte kommen oder die parallel einfallen, in dem
Brennpuncte vereinigt werden, ebenso gut erhält man auch ver-
mittelst des Hohlspiegels parallel zurückgeworfene Strahlen,
wenn im Brennpuncte sich ein Licht befindet. Sie erinnern sich,
daß die allmählige Schwächung des Licht-Eindruckes oder der Er-
leuchtung bei größerer Entfernung daher rührt, daß die Lichtstrah-
len aus einander gehend sich zerstreuen; -- der Hohlspiegel hält sie
zusammen. Wäre in F (Fig. 41.) nur ein einziger leuchtender
Punct, so würde in S, wenn die Entfernung FS zehnmal so
groß als FH ist, die Erleuchtung nur ein Hunderttel dessen, was
sie in H beträgt, betragen; aber der Hohlspiegel bringt, wenn er
seinen Zweck ganz erreicht, auf Ss alle Strahlen, die auf EH
fielen, und bringt folglich eine in hohem Maaße verstärkte Er-
leuchtung hervor. Nun ist es freilich wahr, daß die hiernach be-
rechnete Stärke der Erleuchtung nicht ganz statt findet, indem
theils der Spiegel lange nicht alle auffallenden Strahlen zurück-
wirft, theils die Atmosphäre nie so rein ist, daß sie das Licht ganz
ungeschwächt bis zu sehr großen Entfernungen gelangen ließe; aber
dennoch ist die Verstärkung des Lichtes groß genug, um den Zweck,
die Erleuchtung in hohem Maaße zu vergrößern, vollständig genug
zu erreichen. Wenn wir auf die Anwendung bei Leuchtthürmen
sehen, so scheint es Ihnen vielleicht unpassend, wenn ich da von
der Größe der Erleuchtung rede; und in der That würde es auch
eine viel zu umständliche Erörterung fordern, wenn man die Stärke
dieser Erleuchtung, die in so großer Ferne so sehr schwach ist und
die doch nie von dem Brennpuncte ganz allein ausgehen kann, und
nie von ihm allein ausgehen darf, von einer größern Flamme aus-
gehen muß, wenn sie eine erhebliche Stärke haben soll, zu bestim-
men suchen wollte. In Beziehung auf das in großen Fernen ge-

hervorgehenden Wirkung werde ich bei der Lehre von der ſtrah-
lenden Waͤrme etwas mehr ſagen.

Hohlſpiegel auf Leuchtthuͤrmen.

Aber ſchließen kann ich doch die den Hohlſpiegel betreffenden
Betrachtungen noch nicht, da ich den großen Nutzen, welchen er
auf Leuchtthuͤrmen und bei andern Beleuchtungen gewaͤhrt, nicht
uͤbergehen darf. So gut, wie Strahlen, die von einem ſehr ent-
fernten Puncte kommen oder die parallel einfallen, in dem
Brennpuncte vereinigt werden, ebenſo gut erhaͤlt man auch ver-
mittelſt des Hohlſpiegels parallel zuruͤckgeworfene Strahlen,
wenn im Brennpuncte ſich ein Licht befindet. Sie erinnern ſich,
daß die allmaͤhlige Schwaͤchung des Licht-Eindruckes oder der Er-
leuchtung bei groͤßerer Entfernung daher ruͤhrt, daß die Lichtſtrah-
len aus einander gehend ſich zerſtreuen; — der Hohlſpiegel haͤlt ſie
zuſammen. Waͤre in F (Fig. 41.) nur ein einziger leuchtender
Punct, ſo wuͤrde in S, wenn die Entfernung FS zehnmal ſo
groß als FH iſt, die Erleuchtung nur ein Hunderttel deſſen, was
ſie in H betraͤgt, betragen; aber der Hohlſpiegel bringt, wenn er
ſeinen Zweck ganz erreicht, auf Ss alle Strahlen, die auf EH
fielen, und bringt folglich eine in hohem Maaße verſtaͤrkte Er-
leuchtung hervor. Nun iſt es freilich wahr, daß die hiernach be-
rechnete Staͤrke der Erleuchtung nicht ganz ſtatt findet, indem
theils der Spiegel lange nicht alle auffallenden Strahlen zuruͤck-
wirft, theils die Atmoſphaͤre nie ſo rein iſt, daß ſie das Licht ganz
ungeſchwaͤcht bis zu ſehr großen Entfernungen gelangen ließe; aber
dennoch iſt die Verſtaͤrkung des Lichtes groß genug, um den Zweck,
die Erleuchtung in hohem Maaße zu vergroͤßern, vollſtaͤndig genug
zu erreichen. Wenn wir auf die Anwendung bei Leuchtthuͤrmen
ſehen, ſo ſcheint es Ihnen vielleicht unpaſſend, wenn ich da von
der Groͤße der Erleuchtung rede; und in der That wuͤrde es auch
eine viel zu umſtaͤndliche Eroͤrterung fordern, wenn man die Staͤrke
dieſer Erleuchtung, die in ſo großer Ferne ſo ſehr ſchwach iſt und
die doch nie von dem Brennpuncte ganz allein ausgehen kann, und
nie von ihm allein ausgehen darf, von einer groͤßern Flamme aus-
gehen muß, wenn ſie eine erhebliche Staͤrke haben ſoll, zu beſtim-
men ſuchen wollte. In Beziehung auf das in großen Fernen ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0106" n="92"/>
hervorgehenden Wirkung werde ich bei der Lehre von der                         &#x017F;trah-<lb/>
lenden Wa&#x0364;rme etwas mehr                         &#x017F;agen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Hohl&#x017F;piegel auf                             Leuchtthu&#x0364;rmen</hi>.</head><lb/>
          <p>Aber &#x017F;chließen kann ich doch die den Hohl&#x017F;piegel                         betreffenden<lb/>
Betrachtungen noch nicht, da ich den großen Nutzen, welchen                         er<lb/>
auf Leuchtthu&#x0364;rmen und bei andern Beleuchtungen                         gewa&#x0364;hrt, nicht<lb/>
u&#x0364;bergehen darf. So gut, wie                         Strahlen, die von einem &#x017F;ehr ent-<lb/>
fernten Puncte kommen oder                         die parallel <hi rendition="#g">einfallen</hi>, in dem<lb/>
Brennpuncte                         vereinigt werden, eben&#x017F;o gut erha&#x0364;lt man auch                         ver-<lb/>
mittel&#x017F;t des Hohl&#x017F;piegels parallel <hi rendition="#g">zuru&#x0364;ckgeworfene</hi> Strahlen,<lb/>
wenn im                         Brennpuncte &#x017F;ich ein Licht befindet. Sie erinnern                         &#x017F;ich,<lb/>
daß die allma&#x0364;hlige Schwa&#x0364;chung                         des Licht-Eindruckes oder der Er-<lb/>
leuchtung bei gro&#x0364;ßerer                         Entfernung daher ru&#x0364;hrt, daß die Licht&#x017F;trah-<lb/>
len                         aus einander gehend &#x017F;ich zer&#x017F;treuen; &#x2014; der                         Hohl&#x017F;piegel ha&#x0364;lt                         &#x017F;ie<lb/>
zu&#x017F;ammen. Wa&#x0364;re in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F</hi></hi> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 41.</hi></hi>) nur ein einziger leuchtender<lb/>
Punct, &#x017F;o                         wu&#x0364;rde in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">S,</hi></hi> wenn die Entfernung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">FS</hi></hi> zehnmal &#x017F;o<lb/>
groß als <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">FH</hi></hi> i&#x017F;t, die Erleuchtung nur ein Hunderttel                         de&#x017F;&#x017F;en, was<lb/>
&#x017F;ie in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">H</hi></hi> betra&#x0364;gt, betragen; aber der Hohl&#x017F;piegel bringt,                         wenn er<lb/>
&#x017F;einen Zweck ganz erreicht, auf <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Ss</hi></hi> alle Strahlen, die auf <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">EH</hi></hi><lb/>
fielen, und bringt folglich eine in hohem Maaße                         ver&#x017F;ta&#x0364;rkte Er-<lb/>
leuchtung hervor. Nun                         i&#x017F;t es freilich wahr, daß die hiernach be-<lb/>
rechnete                         Sta&#x0364;rke der Erleuchtung nicht ganz &#x017F;tatt findet,                         indem<lb/>
theils der Spiegel lange nicht alle auffallenden Strahlen                         zuru&#x0364;ck-<lb/>
wirft, theils die Atmo&#x017F;pha&#x0364;re                         nie &#x017F;o rein i&#x017F;t, daß &#x017F;ie das Licht                         ganz<lb/>
unge&#x017F;chwa&#x0364;cht bis zu &#x017F;ehr großen                         Entfernungen gelangen ließe; aber<lb/>
dennoch i&#x017F;t die                         Ver&#x017F;ta&#x0364;rkung des Lichtes groß genug, um den                         Zweck,<lb/>
die Erleuchtung in hohem Maaße zu vergro&#x0364;ßern,                         voll&#x017F;ta&#x0364;ndig genug<lb/>
zu erreichen. Wenn wir auf die                         Anwendung bei Leuchtthu&#x0364;rmen<lb/>
&#x017F;ehen, &#x017F;o                         &#x017F;cheint es Ihnen vielleicht unpa&#x017F;&#x017F;end, wenn                         ich da von<lb/>
der Gro&#x0364;ße der Erleuchtung rede; und in der That                         wu&#x0364;rde es auch<lb/>
eine viel zu                         um&#x017F;ta&#x0364;ndliche Ero&#x0364;rterung fordern, wenn man                         die Sta&#x0364;rke<lb/>
die&#x017F;er Erleuchtung, die in                         &#x017F;o großer Ferne &#x017F;o &#x017F;ehr &#x017F;chwach                         i&#x017F;t und<lb/>
die doch nie von dem Brennpuncte ganz allein ausgehen                         kann, und<lb/>
nie von ihm allein ausgehen darf, von einer                         gro&#x0364;ßern Flamme aus-<lb/>
gehen muß, wenn &#x017F;ie eine                         erhebliche Sta&#x0364;rke haben &#x017F;oll, zu                         be&#x017F;tim-<lb/>
men &#x017F;uchen wollte. In Beziehung auf das in                         großen Fernen ge-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0106] hervorgehenden Wirkung werde ich bei der Lehre von der ſtrah- lenden Waͤrme etwas mehr ſagen. Hohlſpiegel auf Leuchtthuͤrmen. Aber ſchließen kann ich doch die den Hohlſpiegel betreffenden Betrachtungen noch nicht, da ich den großen Nutzen, welchen er auf Leuchtthuͤrmen und bei andern Beleuchtungen gewaͤhrt, nicht uͤbergehen darf. So gut, wie Strahlen, die von einem ſehr ent- fernten Puncte kommen oder die parallel einfallen, in dem Brennpuncte vereinigt werden, ebenſo gut erhaͤlt man auch ver- mittelſt des Hohlſpiegels parallel zuruͤckgeworfene Strahlen, wenn im Brennpuncte ſich ein Licht befindet. Sie erinnern ſich, daß die allmaͤhlige Schwaͤchung des Licht-Eindruckes oder der Er- leuchtung bei groͤßerer Entfernung daher ruͤhrt, daß die Lichtſtrah- len aus einander gehend ſich zerſtreuen; — der Hohlſpiegel haͤlt ſie zuſammen. Waͤre in F (Fig. 41.) nur ein einziger leuchtender Punct, ſo wuͤrde in S, wenn die Entfernung FS zehnmal ſo groß als FH iſt, die Erleuchtung nur ein Hunderttel deſſen, was ſie in H betraͤgt, betragen; aber der Hohlſpiegel bringt, wenn er ſeinen Zweck ganz erreicht, auf Ss alle Strahlen, die auf EH fielen, und bringt folglich eine in hohem Maaße verſtaͤrkte Er- leuchtung hervor. Nun iſt es freilich wahr, daß die hiernach be- rechnete Staͤrke der Erleuchtung nicht ganz ſtatt findet, indem theils der Spiegel lange nicht alle auffallenden Strahlen zuruͤck- wirft, theils die Atmoſphaͤre nie ſo rein iſt, daß ſie das Licht ganz ungeſchwaͤcht bis zu ſehr großen Entfernungen gelangen ließe; aber dennoch iſt die Verſtaͤrkung des Lichtes groß genug, um den Zweck, die Erleuchtung in hohem Maaße zu vergroͤßern, vollſtaͤndig genug zu erreichen. Wenn wir auf die Anwendung bei Leuchtthuͤrmen ſehen, ſo ſcheint es Ihnen vielleicht unpaſſend, wenn ich da von der Groͤße der Erleuchtung rede; und in der That wuͤrde es auch eine viel zu umſtaͤndliche Eroͤrterung fordern, wenn man die Staͤrke dieſer Erleuchtung, die in ſo großer Ferne ſo ſehr ſchwach iſt und die doch nie von dem Brennpuncte ganz allein ausgehen kann, und nie von ihm allein ausgehen darf, von einer groͤßern Flamme aus- gehen muß, wenn ſie eine erhebliche Staͤrke haben ſoll, zu beſtim- men ſuchen wollte. In Beziehung auf das in großen Fernen ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/106
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/106>, abgerufen am 21.12.2024.