minderung der Bewegung beitragen kann, und daher kömmt es, daß die wenig gehinderte Bewegung, so wie die Trägheit es for- dert, sehr lange fast ungeändert fortdauert. Daß man deshalb die Reibung allemal gern an dünnen Zapfen wirken läßt, und diese am liebsten von hartem Stahle macht, versteht sich nun von selbst. Aber auch der Nutzen der Reibungsrollen oder Fric- tionsrollen läßt sich übersehen. Wenn (Fig. 31.) die Welle CD auf einer festen Ebne A aufliegt, so übt die Reibung einen ge- wissen Widerstand aus; liegt die Welle aber auf zwei um dünne Zapfen sich drehenden Rollen E, F, so vermindert sich dieser Widerstand beinahe in dem Verhältnisse, wie der Durchmesser der Zapfen geringer als der Durchmesser der Rollen ist: -- bei- nahe genau, weil die Reibung, die am Umfange der Rollen ent- steht, nur sehr geringe ist, so wie überhaupt die Reibung beim Fortwälzen ziemlich unbedeutend ist. -- Hierauf beruht der Vor- theil hoher Wagenräder, deren Durchmesser nämlich in Verglei- chung gegen die eben so dick bleibende Axe größer ist. Der Vor- theil der breiten Felgen besteht in etwas Anderm, nämlich darin, daß das Hineinsinken zwischen zwei höher liegende Steine selt- ner vorkömmt, und daher nicht so oft ein neues Heben auf die Höhe des vorliegenden Steines nöthig ist.
Schwerpunct.
An diese reichhaltige Lehre vom Hebel schließt sich die Lehre vom Schwerpuncte an. Wenn an einer Stange ein Gewicht hängt, und man will dieses, indem man die Stange in A und B ergreift, forttragen, so müssen freilich (Fig. 32.) die in A und B wirkenden Kräfte zusammen der Last gleich sein, aber unter einander gleich dürfen sie nicht sein, wenn die Abstände AC, BC ungleich sind. Man kann ihre Größe so bestimmen. Würde A ganz fest gehalten, so brauchte B nur ein solcher Theil von P zu sein, wie AC von AB ist, zum Beispiel, wenn, wie in der Figur, AC = 3/8 AB ist, hat B nur 3/8 des Gewichtes P zu tragen, die übrigen 5/8 trägt A, und man hat also die Regel: Man theile die Last in so viel Theile als die ganze Entfernung AB enthält, so hat A so viele solcher Theile zu tragen, als die Entfernung BC angiebt, und B hat so viele solche Theile zu tra-
minderung der Bewegung beitragen kann, und daher koͤmmt es, daß die wenig gehinderte Bewegung, ſo wie die Traͤgheit es for- dert, ſehr lange faſt ungeaͤndert fortdauert. Daß man deshalb die Reibung allemal gern an duͤnnen Zapfen wirken laͤßt, und dieſe am liebſten von hartem Stahle macht, verſteht ſich nun von ſelbſt. Aber auch der Nutzen der Reibungsrollen oder Fric- tionsrollen laͤßt ſich uͤberſehen. Wenn (Fig. 31.) die Welle CD auf einer feſten Ebne A aufliegt, ſo uͤbt die Reibung einen ge- wiſſen Widerſtand aus; liegt die Welle aber auf zwei um duͤnne Zapfen ſich drehenden Rollen E, F, ſo vermindert ſich dieſer Widerſtand beinahe in dem Verhaͤltniſſe, wie der Durchmeſſer der Zapfen geringer als der Durchmeſſer der Rollen iſt: — bei- nahe genau, weil die Reibung, die am Umfange der Rollen ent- ſteht, nur ſehr geringe iſt, ſo wie uͤberhaupt die Reibung beim Fortwaͤlzen ziemlich unbedeutend iſt. — Hierauf beruht der Vor- theil hoher Wagenraͤder, deren Durchmeſſer naͤmlich in Verglei- chung gegen die eben ſo dick bleibende Axe groͤßer iſt. Der Vor- theil der breiten Felgen beſteht in etwas Anderm, naͤmlich darin, daß das Hineinſinken zwiſchen zwei hoͤher liegende Steine ſelt- ner vorkoͤmmt, und daher nicht ſo oft ein neues Heben auf die Hoͤhe des vorliegenden Steines noͤthig iſt.
Schwerpunct.
An dieſe reichhaltige Lehre vom Hebel ſchließt ſich die Lehre vom Schwerpuncte an. Wenn an einer Stange ein Gewicht haͤngt, und man will dieſes, indem man die Stange in A und B ergreift, forttragen, ſo muͤſſen freilich (Fig. 32.) die in A und B wirkenden Kraͤfte zuſammen der Laſt gleich ſein, aber unter einander gleich duͤrfen ſie nicht ſein, wenn die Abſtaͤnde AC, BC ungleich ſind. Man kann ihre Groͤße ſo beſtimmen. Wuͤrde A ganz feſt gehalten, ſo brauchte B nur ein ſolcher Theil von P zu ſein, wie AC von AB iſt, zum Beiſpiel, wenn, wie in der Figur, AC = ⅜ AB iſt, hat B nur ⅜ des Gewichtes P zu tragen, die uͤbrigen ⅝ traͤgt A, und man hat alſo die Regel: Man theile die Laſt in ſo viel Theile als die ganze Entfernung AB enthaͤlt, ſo hat A ſo viele ſolcher Theile zu tragen, als die Entfernung BC angiebt, und B hat ſo viele ſolche Theile zu tra-
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die Reibung allemal gern an duͤnnen Zapfen wirken laͤßt, und
dieſe am liebſten von hartem Stahle macht, verſteht ſich nun
von ſelbſt. Aber auch der Nutzen der Reibungsrollen oder Fric-
tionsrollen laͤßt ſich uͤberſehen. Wenn (Fig. 31.) die Welle CD
auf einer feſten Ebne A aufliegt, ſo uͤbt die Reibung einen ge-
wiſſen Widerſtand aus; liegt die Welle aber auf zwei um duͤnne
Zapfen ſich drehenden Rollen E, F, ſo vermindert ſich dieſer
Widerſtand beinahe in dem Verhaͤltniſſe, wie der Durchmeſſer
der Zapfen geringer als der Durchmeſſer der Rollen iſt: — bei-
nahe genau, weil die Reibung, die am Umfange der Rollen ent-
ſteht, nur ſehr geringe iſt, ſo wie uͤberhaupt die Reibung beim
Fortwaͤlzen ziemlich unbedeutend iſt. — Hierauf beruht der Vor-
theil hoher Wagenraͤder, deren Durchmeſſer naͤmlich in Verglei-
chung gegen die eben ſo dick bleibende Axe groͤßer iſt. Der Vor-
theil der breiten Felgen beſteht in etwas Anderm, naͤmlich darin,
daß das Hineinſinken zwiſchen zwei hoͤher liegende Steine ſelt-
ner vorkoͤmmt, und daher nicht ſo oft ein neues Heben auf die
Hoͤhe des vorliegenden Steines noͤthig iſt.
Schwerpunct.
An dieſe reichhaltige Lehre vom Hebel ſchließt ſich die Lehre
vom Schwerpuncte an. Wenn an einer Stange ein Gewicht
haͤngt, und man will dieſes, indem man die Stange in A und
B ergreift, forttragen, ſo muͤſſen freilich (Fig. 32.) die in A und
B wirkenden Kraͤfte zuſammen der Laſt gleich ſein, aber unter
einander gleich duͤrfen ſie nicht ſein, wenn die Abſtaͤnde AC, BC
ungleich ſind. Man kann ihre Groͤße ſo beſtimmen. Wuͤrde A
ganz feſt gehalten, ſo brauchte B nur ein ſolcher Theil von P
zu ſein, wie AC von AB iſt, zum Beiſpiel, wenn, wie in der
Figur, AC = ⅜ AB iſt, hat B nur ⅜ des Gewichtes P zu
tragen, die uͤbrigen ⅝ traͤgt A, und man hat alſo die Regel:
Man theile die Laſt in ſo viel Theile als die ganze Entfernung
AB enthaͤlt, ſo hat A ſo viele ſolcher Theile zu tragen, als die
Entfernung BC angiebt, und B hat ſo viele ſolche Theile zu tra-
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/82>, abgerufen am 16.07.2024.
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